- Lesezeit: 7 min
- aktualisiert am: 05.11.2024
- veröffentlicht am: 11.05.2022
Vegane Kinderernährung – nährstoffsicher durch die ersten Lebensjahre
Eltern möchten nur das Beste für ihr Kind. Daher sind Sorgen in Anbetracht von verstörenden Berichten über eine möglicherweise mangelhafte Nährstoffversorgung verständlich. Brauchen Kinder nicht Milch für starke Knochen? Beikost ohne Fleisch? Wie geht das?
Aktuelle wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass vegan ernährte Kinder alle Nährstoffe bedarfsgerecht aufnehmen können und sich altersgerecht entwickeln. Dafür sollte man sich mit der veganen Kinderernährung auseinandersetzen und vorbereitet sein.
Kinder benötigen keine speziellen Lebensmittel, sondern Nährstoffe in ausreichender Menge. Das geht auch vegan. Warum – und vor allem wie – ein rein pflanzlicher Speiseplan auch den Nachwuchs sehr gut versorgen kann, erfährst du hier.
Vegane Ernährung für Kinder
Vegane Ernährung für Kinder steht immer noch in der Kritik. Können sich Kinder so gesund entwickeln? Gut informiert und mit Planung und Routine ist das möglich. Bei uns bekommst du wissenschaftliche Informationen und praxisnahe Tipps, wie dein Kind ausreichend Nährstoffe aufnimmt. Vom Säuglingsalter über die Beikost und schließlich beim Familienessen. Denn eine vegane Ernährung kann die gesunde Entwicklung des Kindes unterstützen.
Vegane Ernährung in Schwangerschaft & Stillzeit
Du möchtest dich und dein Kind vegan ernähren, bist aber unsicher, ob und wie das geht? Der Bedarf an einigen Nährstoffen sowie an Energie ist erhöht. Daher ist eine gewisse Ernährungsanpassung notwendig. Die vermehrte Zufuhr von Lebensmitteln, die reich an diesen Nährstoffen sind, sowie gezielte Zubereitung ermöglichen eine bedarfsdeckende Aufnahme. Zudem wird die Einnahme von bestimmten Nahrungsergänzungsmitteln empfohlen. Erfahre hier mehr.
Vegane Rezepte für Kinder
Wie die Kleinen für eine gesunde Ernährung begeistern? Mit leckeren, nährstoffdichten Mahlzeiten! Hier findest du Anleitungen für Gerichte, die du einfach zu- und auch vorbereiten kannst. Ob Burger, Pizza, Spaghetti, Suppe, Auflauf oder Salat: Unsere Rezepte sind reich an Mikronährstoffen und sprechen Kinder an. Die Angaben zu Makro- und Mikronährstoffen erleichtern die Zusammenstellung der veganen Kinderernährung.
Potenziell kritische Nährstoffe
Die potenziell kritischen Nährstoffe bei veganer Ernährung sind auch und gerade für Kinder besonders wichtig. Achte darauf, daran reiche Lebensmittel regelmäßig in die Ernährung des Kindes zu integrieren, Zubereitungshinweise zu beachten und gegebenenfalls zu supplementieren. Wie du sicherstellst, dass dein Kind gut versorgt ist, welche Nahrungsergänzungsmittel notwendig sind und viele grundlegende Informationen erfährst du in unseren Artikeln.
Vegane Ernährungsberatung
Als veganer Einsteiger können die vielen Informationen überwältigend wirken. Teilweise stößt man auch auf Falschinformationen, die gefährliche Folgen haben können. Daher ist es empfehlenswert, auf fundierte Informationen von zertifizierten Experten zurückzugreifen. Du bist schon weiter fortgeschritten und möchtest veganen Anfängern den Einstieg erleichtern? Dann werde selbst Veganer Ernährungsberater mit unseren Fernstudiengängen! Informiere dich hier über die Möglichkeiten.
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Vorteile der veganen Kinderernährung
Als Elternteil übst du mit deinen Entscheidungen – ob bewusst oder unbewusst – großen Einfluss auf dein Kind aus. Denn was du ihm vorlebst, ahmt es nach. Das betrifft deinen gesamten Lebensstil, also auch Bewegung, Gesundheitsvorsorge und Lebensmittelauswahl. Dabei nimmt dein Kind dein Verhalten als "normal" wahr und übernimmt Werte und Muster für sich selbst. Infolgedessen kannst du bereits im frühen Alter den Grundstein für sein späteres Ernährungsverhalten legen. Denn wie du wahrscheinlich aus eigener Erfahrung weißt, wird es mit zunehmendem Alter schwieriger, Veränderungen umzusetzen und aus eingefahrenen Mustern auszubrechen.
Egal, ob du dich aus ethischen, gesundheitlichen, ökologischen oder sonstigen Gründen für eine pflanzliche Ernährung entschieden hast, dein Kind wird deine Werte und Praktiken übernehmen. Auf diese Weise entwickelt es ein Bewusstsein für den Umgang mit den Ressourcen und den Tieren unseres Planeten. Damit kannst du dazu beitragen, dass unsere Welt noch für zukünftige Generationen erhalten bleibt und dein Kind wird lernen, dass es selbst dazu beitragen kann, etwas zum Positiven zu verändern. Das kann übrigens auch das Selbstbewusstsein deines Kindes stärken.
Zudem vermeidest du später möglicherweise aufkommende Konflikte, wenn das Kind sich und dir die Frage stellt, warum das kleine Ferkel sterben muss und dann auf dem Teller vor ihm liegt.
Doch: Wie sieht es mit der körperlichen Gesundheit des Kindes aus?
Nährstoffversorgung und Entwicklung vegan ernährter Kinder
Eine weitverbreitete Sorge in Bezug auf vegane Kinderernährung ist, dass das Kind sich nicht seinem Alter entsprechend entwickelt und gesundheitliche Einbußen erfährt. Die Studienlage zur veganen Kinderernährung ist leider sehr mau – aussagekräftige Aussagen lassen sich daraus nicht ableiten. Diese vorhandenen aktuellen Studien zeigen, dass sich vegan ernährte Kinder der gesundheitlichen Norm entsprechend entwickeln: So lag in der aktuellen VeChi-Studie die Größe bei 90 % der 139 untersuchten veganen deutschen Kindern im Alter von 1-3 Jahren im Normbereich der WHO-Standards und knappe 80 % zeigten eine entsprechende Gewichtsentwicklung ohne Risiko für Unter- oder Übergewicht. Übrigens war ein höherer Anteil der mischköstlich ernährten Kinder übergewichtig (Weder et al., 2019).Die Autoren einer Übersichtsarbeit kommen zu dem Ergebnis, dass die Nährstoffaufnahme vegetarisch-veganer Kinder aus Europa und Nordamerika näher an den Empfehlungen der Fachgesellschaften als von den mischköstlich ernährten Kindern lag. Zudem waren die untersuchten veganen Kinder besser mit verschiedenen Vitaminen und Mineralstoffen versorgt (Keller und Müller, 2016).
Insgesamt zeigen die verfügbaren Studien, dass die inkludierte vegan ernährten Kinder oft schlanker und kleiner waren als mischköstlich ernährte Kinder, jedoch meistens in den Referenzbereichen lagen (Keller und Müller, 2016). Dazu sei gesagt, dass weder Geburtsgewicht noch -größe zwingend etwas über die spätere Entwicklung des Kindes aussagen müssen (solange sie nicht in Extremen liegen). Zudem wird das Wachstum auch durch weitere Faktoren beeinflusst, die teilweise nicht in den Studien erfasst oder bedacht werden (z. B. Stilldauer und Genetik). Das kann vor allem in Studien mit kleinem Kollektiv, sprich mit wenigen untersuchten Kindern, die Ergebnisse beeinflussen. Die Wissenschaftler Mangels und Messina (2001) ziehen in ihrer Untersuchung das Fazit, dass sowohl Säuglinge als auch Kinder jeden Alters vegan ernährt werden und sich normal entwickeln können.
Gesundheit vegan ernährter Kinder
Bereits in der Kindheit wird der Grundstein für die spätere Ernährung und Gesundheit gelegt. Allgemein scheint eine vegane Ernährung u. a. das Risiko für die Entstehung von Übergewicht, Adipositas und Diabetes mellitus Typ 2 zu senken (McMacken und Shah, 2017; Kahleova et al., 2017; Snowdon und Phillips, 1985; Tonstad et al., 2009). Es gibt Hinweise, dass sich eine vegane Ernährung in der Kindheit positiv auf das spätere Risiko für koronare Herzkrankheiten auswirken kann (Desmond et al., 2018).Auch internationale Ernährungsgesellschaften sprechen sich in Positionspapieren für die Möglichkeit einer veganen Ernährung in der Kindheit aus: In den USA ist dies die American Dietetic Association (ADA, 2009), in Kanada die Canadian Paediatric Society (CPS, 2010), in Großbritannien die British Dietetic Association (BDA, 2017) und in Australien die Dietitians Association of Australia (National Health and Medical Research Council, 2013).
Zusammenfassend ist es wichtig zu wissen, dass die Grundlage für eine gesunde Entwicklung des Kindes in erster Linie eine adäquate Nährstoffaufnahme darstellt. Nach aktuellem wissenschaftlichem Stand ist es über eine vegane Kinderernährung möglich, den Nährstoffbedarf der Heranwachsenden zu decken. Dabei sind das Wissen darüber, wie die Ernährung gestaltet werden kann sowie regelmäßige Blutuntersuchungen unabdingbar. Dafür kann man gegebenenfalls eine Ernährungsfachkraft hinzuziehen (Messina und Mangels, 2001). In unserer Fachfortbildung "Vegane Ernährung für Mutter und Kind" geben wir das notwendige Wissen an die Hand, um eine gelungene vegane Kinderernährung selbst umzusetzen und/oder andere Mütter dabei erfolgreich zu beraten und zu unterstützen. Im Folgenden erfährst du die wichtigsten Aspekte für eine gelungene vegane Kinderernährung.
Vegane Kinderernährung: Optimal mit Nährstoffen versorgt
Energie
Wie du dir vorstellen kannst, ist eine ausreichende Kalorienaufnahme die Grundlage für das Wachstum und die sonstige Entwicklung sowie Leistungsfähigkeit deines Kindes. Andererseits hat Übergewicht bei Kindern in den letzten Jahren zugenommen, was sich negativ auf die physische und psychische Gesundheit im späteren Leben auswirken kann (Robert Koch-Institut, 2018; Sabaté und Wien, 2010). Aufgrund der im Durchschnitt geringen Energiedichte kann eine vollwertige vegane Kinderernährung Übergewicht mit seinen negativen Folgen entgegenwirken (ESPGHAN Committee on Nutrition, 2011; Sabaté und Wien, 2010).Wer das gegenteilige Problem hat und sich Sorgen macht, dass sein Kind nicht genug isst, dem bieten kaloriendichtere Lebensmittel wie Nüsse oder Nussmus, Samen, Trockenfrüchte, hochwertige Pflanzenöle oder auch Soßen und Salatdressings mit pflanzlicher Sahne die Möglichkeit, problemlos die Energiezufuhr des Kindes zu erhöhen.
Kohlenhydrate und Ballaststoffe
Wenig Gedanken muss man sich als Veganer um die Kohlenhydratversorgung machen. Denn pflanzliche Lebensmittel sind in der Regel reich an diesem Makronährstoff und auch Kinder lieben kohlenhydratreiche Lebensmittel: Brot, Kartoffeln, Nudeln, Reis oder auch Pseudogetreide. In der Vollkornversion sind sie außerdem neben Gemüse und Obst eine weitere Ballaststoffquelle. Auch Hülsenfrüchte, wie Linsen, Bohnen und Kichererbsen schmecken Kindern z. B. in Form von Hummus oder als Basis von Brownies und liefern neben Mikronährstoffen Kohlenhydrate, Ballaststoffe und Protein.Im Vergleich zur durchschnittlichen westlichen Ernährung, in der Ballaststoffe oft Mangelware sind, liefert die vegane Kinderernährung ganz nebenbei viele der nicht nur für die Darmgesundheit so wichtigen Stoffe. Bei manchen Kindern kann das allerdings dazu führen, dass sie zu schnell satt sind oder diese Mengen nicht vertragen. Dem kannst du begegnen, indem du nicht immer die Vollkornvariante wählst oder eine Portion Obst oder Gemüse durch Saft ersetzt und wie oben erläutert, auf kaloriendichte Lebensmittel setzt (Messina und Mangels, 2011).
Protein
Insbesondere für das Wachstum ist eine ausreichende Proteinaufnahme unerlässlich, der Bedarf an diesem Makronährstoff ist daher bei Kindern verhältnismäßig hoch. Aufgrund der Aminosäuren-Zusammensetzung pflanzlicher Lebensmittel wird außerdem empfohlen, dass eine vegane Kinderernährung mehr Protein enthalten sollte als eine mischköstliche. Dennoch scheint es bei ausreichender Energieaufnahme problemlos möglich zu sein, den Proteinbedarf zu decken (Messina und Mangels, 2011). Verarbeite z. B. regelmäßig Getreideprodukte in Kombination mit Linsen, Kichererbsen oder anderen Hülsenfrüchten, um die Proteinaufnahme zu erhöhen. Ein Brot mit vorbereitetem Hummus ist schnell gemacht und sowohl geschmacklich als auch nährwerttechnisch gut für die Kleinen.Abbildung 1: Pflanzliche Proteinquellen
Omega-3-Fettsäuren
Omega-3-Fettsäuren sind besonders wichtig für die Gehirnentwicklung deines Kindes. Pflanzliche Quellen wie ein mildes Leinöl oder Walnüsse liefern ihm α-Linolensäure (ALA). Besonders wichtig ist zudem die ausreichende Aufnahme der langkettigen Omega-3-Fettsäuren DHA (Docosahexaensäure) und Eicosapentaensäure (EPA), die du über die tägliche Verwendung eines damit angereicherten Öls sicherstellen kannst. Dabei handelt es sich um ein mit Mikroalgen angereichertes Produkt auf Lein- oder Olivenölbasis. Alternativ gibt es reine Algenöle oder du nutzt vegane Omega-3-Nahrungsergänzungsmittel in Kapselform.Mikronährstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe
Durch die reichliche Aufnahme von Gemüse und Obst, die laut der veganen Lebensmittelpyramide die Grundlage der täglichen Ernährung darstellen, nimmt dein Kind eine Fülle an Vitaminen und Mineralstoffen sowie sekundären Pflanzenstoffen auf. Damit wird das Risiko für zahlreiche Erkrankungen reduziert und eine gesunde Entwicklung ermöglicht (Keller und Müller, 2016).Spezielle wichtige Mikronährstoffe
Wie du als vegane Mutter oder veganer Vater sehr wahrscheinlich weißt, ist die Bioverfügbarkeit von Nicht-Häm-Eisen aus Pflanzen nicht so hoch wie die von Häm-Eisen aus Lebensmitteln tierischen Ursprungs. Daher ist es sinnvoll, die vegane Kinderernährung eisenreich zu gestalten und die Bioverfügbarkeit des Mineralstoffs durch einfache Maßnahmen zu erhöhen. Es gibt viele eisenreiche pflanzliche Lebensmittel, die sicher auch dein Kind mag. Hafer- oder Hirsebrei (ob herzhaft oder süß) in Kombination mit Obst oder Saft sind zum Beispiel gute Eisenquellen, wobei das Vitamin C aus den Früchten die Bioverfügbarkeit erhöht. Denke daran, Getreide und Hülsenfrüchte vor der Zubereitung einzuweichen, sie zu garen und gegebenenfalls zu pürieren. Auch Zink, z. B. aus Hafer, Amaranth oder Mandeln, wird auf diese Weise besser verfügbar. Das Spurenelement gilt vor allem bei veganer Ernährung und somit auch in der veganen Beikost als potenziell kritischer Nährstoff.
Während der Beikostzeit können jodhaltiges Mineralwasser und Nori-Algen oder ein Supplement zur Jodversorgung beitragen. Später kann in Maßen jodiertes Speisesalz verwendet werden.
Insbesondere für die Entwicklung starker Knochen ist die Aufnahme von Kalzium und Vitamin D in der Kindheit wichtig. Neben Gemüse wie Brokkoli und Fenchel, Hülsenfrüchten sowie Nüssen und Samen kannst du durch die Verwendung von kalziumreichem Mineralwasser (> 400 mg/L) ganz unkompliziert eine ausreichende Kalziumversorgung über vegane Kinderernährung sicherstellen. Auch angereicherte Produkte, wie zum Beispiel Milch- oder Fleischersatzprodukte, können zusätzliches Kalzium und auch etwas Vitamin D liefern. Zudem sind Aufenthalte im Freien nicht nur wegen der Bewegung und frischen Luft wichtig für kleine Kinder, denn die Sonnenstrahlung kann zur Vitamin D-Versorgung beitragen. Dennoch ist eine zusätzliche Einnahme eines veganen Vitamin-D-Supplements vor allem in den Wintermonaten empfehlenswert.
Wahrscheinlich selbstverständlich für dich als Veganer, soll es dieser an dieser Stelle auch erwähnt werden: Vitamin B12. Regelmäßig greift die Presse Fälle vegan ernährter Kinder auf, die unterentwickelt oder schwer krank sind. Doch diesem liegt meist eine – unabhängig von der veganen Ernährung – sehr einseitige Ernährung zugrunde, teilweise verbunden mit einem Mangel an dem in der veganen (Kinder-)Ernährung unbedingt über Nahrungsergänzungsmittel aufzunehmendem Vitamin B12. Es ist also ganz einfach, mit ein paar Tropfen Mangelerscheinungen zu verhindern.
Vegane Ernährung in der Praxis: So geht's
Einführung der Beikost
Spätestens bei Einführung der Beikost wird das Thema vegane Kinderernährung für dich relevant. Da der Nährstoffbedarf des Kindes weiter ansteigt und im zweiten Lebenshalbjahr nicht mehr vollständig über die Muttermilch gedeckt werden kann, empfiehlt die DGE, zwischen dem fünften und siebten Monat schrittweise die Beikost einzuführen. Insbesondere der Eisengehalt der Muttermilch ist dann zu gering und die Speicher des Kindes, die es im Mutterleib angelegt hat, entleert. Dabei ist es besonders wichtig, eisen- und auch zinkreiche Breie zuzubereiten. Da die Beikost nicht gesalzen werden soll, achte auf eine ausreichende Jod-Aufnahme aus anderen Quellen. Solange du noch stillst, nimmt dein Kind aber auch über die Muttermilch Jod auf. Zudem fängt das Kind an, Reflexe auszubilden, die durch die Fütterung der Beikost gefördert werden (Alexy, 2007).Gestaltung der veganen Beikost
Bei der Zusammenstellung der Beikost in der veganen Kinderernährung kannst du dich an folgendem Schema orientieren (Keller und Gätjen, 2017):Abbildung 2: Baukasten zur Beikost-Zusammenstellung
Deiner Fantasie sind bei der Zubereitung kaum Grenzen gesetzt. Du kannst dabei sowohl die Sorten von Gemüse als auch Getreide und Hülsenfrüchten variieren. Ein paar Einschränkungen gibt es aber: Auf kleine Lebensmittel (Kerne, Samen etc.), stark Gebratenes, Frittiertes, viel Salz und scharfe Gewürze und auch schwer Verdauliches solltest du bei der Breizubereitung verzichten.
Vielleicht fragst du dich, was von industriell hergestellter Babynahrung zu halten ist? Wenn es schnell gehen muss, ist sie eine gute Möglichkeit, dein Kind mit sicheren Lebensmitteln zu versorgen. Allerdings kann es schwierig sein, rein pflanzliche Produkte zu finden. Eine weitere mögliche Alternative ist Pre- bzw. 1‑er Nahrung im ersten Lebensjahr. Hingegen ist die Folgenahrung 2 und 3 nicht empfehlenswert, da sie meistens sehr energiereich ist, viel Zucker sowie Aromastoffe enthalten kann und aufgrund des Übergangs zum Familienessens auch nicht nötig ist.
Die Vorteile von selbstzubereiteten Breien sind vielfältig: Sie sind frisch und du kannst selbst bestimmen, welche Zutaten du verwendest – fertige Produkte enthalten teilweise viel Zucker und wenig essenzielle Fettsäuren. Indem du den Brei selbst herstellst, kannst du gezielt nach und nach neue Lebensmittel einbauen, um Vorlieben deines Kindes (die sich übrigens immer wieder ändern können) herauszufinden und neue zu entfachen.
Übergang zum Familienessen
Zwischen dem 11. und 18. Monat wirst du wahrscheinlich feststellen, dass dein Kind immer mehr Interesse am Essen der Erwachsenen zeigt und den Brei ablehnt. Jetzt wird es Zeit, zum Familienessen überzugehen und einzelne Bestandteile der Beikost durch festere wie klein geschnittenes Obst oder Brot zu ersetzen. Indem du deinem Kind weiterhin auch pürierte Speisen gibst, stellst du eine ausreichende Nährstoffversorgung sicher (BLE, 2016). Noch immer ist hier Vorsicht geboten bei leicht verschluckbaren Bestandteilen wie Kernen oder Nüssen. Auch rohe Sprossen und nicht wieder erhitzte Tiefkühlbeeren können gefährlich werden (Rösch und Floto-Stammen, 2015). Mit der Zeit kann dein Kind immer mehr Lebensmittel essen und die Ernährung nähert sich den Speisen der Erwachsenen an. Jetzt kannst du dich bei der Gestaltung des Speiseplans an der veganen Lebensmittelpyramide orientieren. Neben der Ernährung spielen auch ausreichend Bewegung sowie Schlaf eine wichtige Rolle, die nicht zu unterschätzen sind.Tipps für eine vegane Kinderernährung
Damit dein Kind eine positive Esserfahrung hat und die emotionale Bindung zu dir nach dem Stillen aufrechterhalten wird, kannst du beim Füttern auf Körperkontakt achten, indem du es im Kreis der Familie beispielsweise auf dem Schoß fütterst (Kersting, 2018). Auch regelmäßige Mahlzeiten (z. B. drei Hauptmahlzeiten und zwei Zwischenmahlzeiten) sorgen für Struktur und können helfen, die Deckung des Nährstoffbedarfs sicherzustellen. Achte dabei aber auf die Bedürfnisse deines Kindes. Eine abwechslungsreiche Lebensmittelauswahl, die du deinem Kind anbietest und aus der es wählen kann, kann für dein Kind eine gesunde Ernährung zur Normalität werden lassen. Vollkommene Verbote sind nicht notwendig und oft eher mit negativen Auswirkungen verbunden.Übrigens: Spezielle Kinderlebensmittel sind nicht notwendig, denn diese enthalten oft unnötig große Mengen an Zucker und Fett und animieren die Kinder, mehr (zu viel) zu essen. Bestenfalls sind sie als neutral zu bewerten, sie haben oft keinen Mehrwert gegenüber herkömmlichen, nicht explizit für Kinder beworbenen Alternativen, sind aber meist teurer als diese (Schmidt, 2012).
Auch wenn es meist leichter gesagt als getan ist: In der Ruhe liegt die Kraft! Stress ist weder notwendig noch hilfreich und kann sich sogar auf das Kind übertragen. Dein Kind muss nicht jeden Tag alle Nährstoffe zu 100 % seinem Bedarf (den du ohnehin nicht genau kennst) entsprechend aufnehmen. Vorlieben ändern sich im Kindesalter regelmäßig und unabhängig von der Ernährungsweise wird dein Kind manches Lebensmittel, das du als wichtig erachtest, auch mal ablehnen. Du wirst sehen, irgendwann wird es doch zugreifen und wenn nicht – dann gibt es in der Palette der pflanzlichen Lebensmittel genug andere, mit denen es seinen Nährstoffbedarf dennoch decken kann.
Hilfestellung für die Praxis
Eine abwechslungsreiche vegane Ernährung kannst du deinem Kind schmackhaft machen: In unserer Fachfortbildung "Vegane Ernährung für Mutter und Kind" und im Magazin findest du viele vegane Kinderrezepte, die schnell zubereitet sind und voller Nährstoffe stecken.Doch manchmal reichen die leckersten Rezepte nicht – dann kann man tiefer in die Trickkiste greifen. Wir haben ein paar Anregungen für dich, wie du deinen Kindern – und auch nicht-veganem Besuch – spielerisch unterschiedliche Obst- und Gemüsesorten anbieten kannst. Wie wäre es denn mal mit einem Gemüsezug oder Brei mit lachendem Gesicht? Da kann wohl kaum ein Kind widerstehen, wenigstens mal zu probieren!
Mit diesem Zug aus Rohkost stellst du die Weichen für einen frischen und nährstoffreichen Snack.
Bei diesem Obstkorb greift bestimmt jeder gerne zu.
So wird der Brei doch gleich viel attraktiver für dein Kind.
Unser Fazit
Die Sorge um die bedarfsdeckende Nährstoffversorgung des eigenen Kindes ist – unabhängig von der Ernährungsform – verständlich. Wenn du deinem Kind eine Vielfalt an nährstoffreichen Lebensmitteln anbietest und dabei besonders auf die potenziell kritischen Nährstoffe achtest, liefert euch eine pflanzenbasierte Ernährung höchstmögliche Nährstoffabsicherung.Quellen
- ADA (2009). Position of the American Dietetic Association: Vegetarian Diets. Journal of the American Dietetic Association 109, 1266–1282.
- Alexy, U. (2007). Die Ernährung des gesunden Säuglings.
- BDA (2017). Food Fact Sheet: Plant-based diet.
- BLE (2016). Der Ernährungskalender für Eltern.
- CPS (2010). Position Statement: Vegetarian diets in children and adolescents. Paediatrics and Child Health.
- Desmond, M.A., Sobiecki, J., Fewtrell, M., and Wells, J.C.K. (2018). Plant-based diets for children as a means of improving adult cardiometabolic health. Nutr Rev 76, 260–273.
- DGEinfo (2011). Update Säuglingsernährung.
- ESPGHAN Committee on Nutrition, Agostoni, C., Braegger, C., Decsi, T., Kolacek, S., Koletzko, B., Mihatsch, W., Moreno, L.A., Puntis, J., Shamir, R., et al. (2011). Role of dietary factors and food habits in the development of childhood obesity: a commentary by the ESPGHAN Committee on Nutrition. J. Pediatr. Gastroenterol. Nutr. 52, 662–669.
- Kahleova, H., Levin, S., and Barnard, N. (2017). Cardio-Metabolic Benefits of Plant-Based Diets. Nutrients 9, 848.
- Keller (2014). Vegane Kinderernährung.
- Keller, M., and Gätjen, E. (2017). Vegane Ernährung. Schwangerschaft, Stillzeit und Beikost: Mutter und Kind gut versorgt (Verlag Eugen Ulmer).
- Keller, M., and Müller, S. (2016). Vegetarische und vegane Ernährung bei Kindern - Stand der Forschung und Forschungsbedarf. Complement Med Res 23, 81–88.
- Kersting, M. (2018). Kinderernährung aktuell: Herausforderungen für Gesundheitsförderung und Prävention.
- Mangels, A.R., and Messina, V. (2001). Considerations in planning vegan diets: infants. J Am Diet Assoc 101, 670–677.
- McMacken, M., and Shah, S. (2017). A plant-based diet for the prevention and treatment of type 2 diabetes. Journal of Geriatric Cardiology : JGC 14, 342–354.
- Messina, V., and Mangels, A.R. (2001). Considerations in planning vegan diets: children. J Am Diet Assoc 101, 661–669.
- National Health and Medical Research Council (2013). Australian Dietary Guidelines.
- Robert Koch-Institut (2018). Übergewicht und Adipositas im Kindes- und Jugendalter in Deutschland – Querschnittergebnisse aus KiGGS Welle 2 und Trends.
- Rösch, R., and Floto-Stammen, S. (2015). Was Kleinkinder brauchen. 16.
- Sabate, J., and Wien, M. (2010). Vegetarian diets and childhood obesity prevention. American Journal of Clinical Nutrition 91, 1525S-1529S.
- Schmidt, S. (2012). „Kinder“lebensmittel - Nur „überflüssig“ oder auch „schädlich“?
- Snowdon, D.A., and Phillips, R.L. (1985). Does a vegetarian diet reduce the occurrence of diabetes? Am J Public Health 75, 507–512. https://doi.org/10.2105/ajph.75.5.507.
- Tonstad, S., Butler, T., Yan, R., and Fraser, G.E. (2009). Type of vegetarian diet, body weight, and prevalence of type 2 diabetes. Diabetes Care 32, 791–796. https://doi.org/10.2337/dc08-1886.
- Weder, S., Hoffmann, M., Becker, K., Alexy, U., and Keller, M. (2019). Energy, Macronutrient Intake, and Anthropometrics of Vegetarian, Vegan, and Omnivorous Children (1–3 Years) in Germany (VeChi Diet Study). Nutrients 11, 832.