
- Lesezeit: 7 min
- veröffentlicht am: 11.05.2022
Die Fachfernschule für vegane Ernährung
Eltern möchten nur das Beste für ihr Kind. Daher sind Sorgen in Anbetracht von verstörenden Berichten über eine möglicherweise mangelhafte Nährstoffversorgung verständlich. Brauchen Kinder nicht Milch für starke Knochen? Beikost ohne Fleisch? Wie geht das?
Aktuelle wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass vegan ernährte Kinder alle Nährstoffe bedarfsgerecht aufnehmen können und sich altersgerecht entwickeln. Dafür sollte man sich mit der veganen Kinderernährung auseinandersetzen und vorbereitet sein.
Kinder benötigen keine speziellen Lebensmittel, sondern Nährstoffe in ausreichender Menge. Das geht auch vegan. Warum – und vor allem wie – ein rein pflanzlicher Speiseplan auch den Nachwuchs sehr gut versorgen kann, erfährst du hier.
Vegane Ernährung für Kinder steht immer noch in der Kritik. Können sich Kinder so gesund entwickeln? Gut informiert und mit Planung und Routine ist das möglich. Bei uns bekommst du wissenschaftliche Informationen und praxisnahe Tipps, wie dein Kind ausreichend Nährstoffe aufnimmt. Vom Säuglingsalter über die Beikost und schließlich beim Familienessen. Denn eine vegane Ernährung kann die gesunde Entwicklung des Kindes unterstützen.
Du möchtest dich und dein Kind vegan ernähren, bist aber unsicher, ob und wie das geht? Der Bedarf an einigen Nährstoffen sowie an Energie ist erhöht. Daher ist eine gewisse Ernährungsanpassung notwendig. Die vermehrte Zufuhr von Lebensmitteln, die reich an diesen Nährstoffen sind, sowie gezielte Zubereitung ermöglichen eine bedarfsdeckende Aufnahme. Zudem wird die Einnahme von bestimmten Nahrungsergänzungsmitteln empfohlen. Erfahre hier mehr.
Wie die Kleinen für eine gesunde Ernährung begeistern? Mit leckeren, nährstoffdichten Mahlzeiten! Hier findest du Anleitungen für Gerichte, die du einfach zu- und auch vorbereiten kannst. Ob Burger, Pizza, Spaghetti, Suppe, Auflauf oder Salat: Unsere Rezepte sind reich an Mikronährstoffen und sprechen Kinder an. Die Angaben zu Makro- und Mikronährstoffen erleichtern die Zusammenstellung der veganen Kinderernährung.
Die potenziell kritischen Nährstoffe bei veganer Ernährung sind auch und gerade für Kinder besonders wichtig. Achte darauf, daran reiche Lebensmittel regelmäßig in die Ernährung des Kindes zu integrieren, Zubereitungshinweise zu beachten und gegebenenfalls zu supplementieren. Wie du sicherstellst, dass dein Kind gut versorgt ist, welche Nahrungsergänzungsmittel notwendig sind und viele grundlegende Informationen erfährst du in unseren Artikeln.
Als veganer Einsteiger können die vielen Informationen überwältigend wirken. Teilweise stößt man auch auf Falschinformationen, die gefährliche Folgen haben können. Daher ist es empfehlenswert, auf fundierte Informationen von zertifizierten Experten zurückzugreifen. Du bist schon weiter fortgeschritten und möchtest veganen Anfängern den Einstieg erleichtern? Dann werde selbst Veganer Ernährungsberater mit unseren Fernstudiengängen! Informiere dich hier über die Möglichkeiten.
Egal, ob du dich aus ethischen, gesundheitlichen, ökologischen oder sonstigen Gründen für eine pflanzliche Ernährung entschieden hast, dein Kind wird deine Werte und Praktiken übernehmen. Auf diese Weise entwickelt es ein Bewusstsein für den Umgang mit den Ressourcen und den Tieren unseres Planeten. Damit kannst du dazu beitragen, dass unsere Welt noch für zukünftige Generationen erhalten bleibt und dein Kind wird lernen, dass es selbst dazu beitragen kann, etwas zum Positiven zu verändern. Das kann übrigens auch das Selbstbewusstsein deines Kindes stärken.
Zudem vermeidest du später möglicherweise aufkommende Konflikte, wenn das Kind sich und dir die Frage stellt, warum das kleine Ferkel sterben muss und dann auf dem Teller vor ihm liegt.
Doch: Wie sieht es mit der körperlichen Gesundheit des Kindes aus?
Die Autoren einer Übersichtsarbeit kommen zu dem Ergebnis, dass die Nährstoffaufnahme vegetarisch-veganer Kinder aus Europa und Nordamerika näher an den Empfehlungen der Fachgesellschaften als von den mischköstlich ernährten Kindern lag. Zudem waren die untersuchten veganen Kinder besser mit verschiedenen Vitaminen und Mineralstoffen versorgt (Keller und Müller, 2016).
Insgesamt zeigen die verfügbaren Studien, dass die inkludierte vegan ernährten Kinder oft schlanker und kleiner waren als mischköstlich ernährte Kinder, jedoch meistens in den Referenzbereichen lagen (Keller und Müller, 2016). Dazu sei gesagt, dass weder Geburtsgewicht noch -größe zwingend etwas über die spätere Entwicklung des Kindes aussagen müssen (solange sie nicht in Extremen liegen). Zudem wird das Wachstum auch durch weitere Faktoren beeinflusst, die teilweise nicht in den Studien erfasst oder bedacht werden (z. B. Stilldauer und Genetik). Das kann vor allem in Studien mit kleinem Kollektiv, sprich mit wenigen untersuchten Kindern, die Ergebnisse beeinflussen. Die Wissenschaftler Mangels und Messina (2001) ziehen in ihrer Untersuchung das Fazit, dass sowohl Säuglinge als auch Kinder jeden Alters vegan ernährt werden und sich normal entwickeln können.
Auch internationale Ernährungsgesellschaften sprechen sich in Positionspapieren für die Möglichkeit einer veganen Ernährung in der Kindheit aus: In den USA ist dies die American Dietetic Association (ADA, 2009), in Kanada die Canadian Paediatric Society (CPS, 2010), in Großbritannien die British Dietetic Association (BDA, 2017) und in Australien die Dietitians Association of Australia (National Health and Medical Research Council, 2013).
Zusammenfassend ist es wichtig zu wissen, dass die Grundlage für eine gesunde Entwicklung des Kindes in erster Linie eine adäquate Nährstoffaufnahme darstellt. Nach aktuellem wissenschaftlichem Stand ist es über eine vegane Kinderernährung möglich, den Nährstoffbedarf der Heranwachsenden zu decken. Dabei sind das Wissen darüber, wie die Ernährung gestaltet werden kann sowie regelmäßige Blutuntersuchungen unabdingbar. Dafür kann man gegebenenfalls eine Ernährungsfachkraft hinzuziehen (Messina und Mangels, 2001). In unserer Fachfortbildung "Vegane Ernährung für Mutter und Kind" geben wir das notwendige Wissen an die Hand, um eine gelungene vegane Kinderernährung selbst umzusetzen und/oder andere Mütter dabei erfolgreich zu beraten und zu unterstützen. Im Folgenden erfährst du die wichtigsten Aspekte für eine gelungene vegane Kinderernährung.
Wer das gegenteilige Problem hat und sich Sorgen macht, dass sein Kind nicht genug isst, dem bieten kaloriendichtere Lebensmittel wie Nüsse oder Nussmus, Samen, Trockenfrüchte, hochwertige Pflanzenöle oder auch Soßen und Salatdressings mit pflanzlicher Sahne die Möglichkeit, problemlos die Energiezufuhr des Kindes zu erhöhen.
Im Vergleich zur durchschnittlichen westlichen Ernährung, in der Ballaststoffe oft Mangelware sind, liefert die vegane Kinderernährung ganz nebenbei viele der nicht nur für die Darmgesundheit so wichtigen Stoffe. Bei manchen Kindern kann das allerdings dazu führen, dass sie zu schnell satt sind oder diese Mengen nicht vertragen. Dem kannst du begegnen, indem du nicht immer die Vollkornvariante wählst oder eine Portion Obst oder Gemüse durch Saft ersetzt und wie oben erläutert, auf kaloriendichte Lebensmittel setzt (Messina und Mangels, 2011).
Abbildung 1: Pflanzliche Proteinquellen
Spezielle wichtige Mikronährstoffe
Wie du als vegane Mutter oder veganer Vater sehr wahrscheinlich weißt, ist die Bioverfügbarkeit von Nicht-Häm-Eisen aus Pflanzen nicht so hoch wie die von Häm-Eisen aus Lebensmitteln tierischen Ursprungs. Daher ist es sinnvoll, die vegane Kinderernährung eisenreich zu gestalten und die Bioverfügbarkeit des Mineralstoffs durch einfache Maßnahmen zu erhöhen. Es gibt viele eisenreiche pflanzliche Lebensmittel, die sicher auch dein Kind mag. Hafer- oder Hirsebrei (ob herzhaft oder süß) in Kombination mit Obst oder Saft sind zum Beispiel gute Eisenquellen, wobei das Vitamin C aus den Früchten die Bioverfügbarkeit erhöht. Denke daran, Getreide und Hülsenfrüchte vor der Zubereitung einzuweichen, sie zu garen und gegebenenfalls zu pürieren. Auch Zink, z. B. aus Hafer, Amaranth oder Mandeln, wird auf diese Weise besser verfügbar. Das Spurenelement gilt vor allem bei veganer Ernährung und somit auch in der veganen Beikost als potenziell kritischer Nährstoff.
Während der Beikostzeit können jodhaltiges Mineralwasser und Nori-Algen oder ein Supplement zur Jodversorgung beitragen. Später kann in Maßen jodiertes Speisesalz verwendet werden.
Insbesondere für die Entwicklung starker Knochen ist die Aufnahme von Kalzium und Vitamin D in der Kindheit wichtig. Neben Gemüse wie Brokkoli und Fenchel, Hülsenfrüchten sowie Nüssen und Samen kannst du durch die Verwendung von kalziumreichem Mineralwasser (> 400 mg/L) ganz unkompliziert eine ausreichende Kalziumversorgung über vegane Kinderernährung sicherstellen. Auch angereicherte Produkte, wie zum Beispiel Milch- oder Fleischersatzprodukte, können zusätzliches Kalzium und auch etwas Vitamin D liefern. Zudem sind Aufenthalte im Freien nicht nur wegen der Bewegung und frischen Luft wichtig für kleine Kinder, denn die Sonnenstrahlung kann zur Vitamin D-Versorgung beitragen. Dennoch ist eine zusätzliche Einnahme eines veganen Vitamin-D-Supplements vor allem in den Wintermonaten empfehlenswert.
Wahrscheinlich selbstverständlich für dich als Veganer, soll es dieser an dieser Stelle auch erwähnt werden: Vitamin B12. Regelmäßig greift die Presse Fälle vegan ernährter Kinder auf, die unterentwickelt oder schwer krank sind. Doch diesem liegt meist eine – unabhängig von der veganen Ernährung – sehr einseitige Ernährung zugrunde, teilweise verbunden mit einem Mangel an dem in der veganen (Kinder-)Ernährung unbedingt über Nahrungsergänzungsmittel aufzunehmendem Vitamin B12. Es ist also ganz einfach, mit ein paar Tropfen Mangelerscheinungen zu verhindern.
Abbildung 2: Baukasten zur Beikost-Zusammenstellung
Deiner Fantasie sind bei der Zubereitung kaum Grenzen gesetzt. Du kannst dabei sowohl die Sorten von Gemüse als auch Getreide und Hülsenfrüchten variieren. Ein paar Einschränkungen gibt es aber: Auf kleine Lebensmittel (Kerne, Samen etc.), stark Gebratenes, Frittiertes, viel Salz und scharfe Gewürze und auch schwer Verdauliches solltest du bei der Breizubereitung verzichten.
Vielleicht fragst du dich, was von industriell hergestellter Babynahrung zu halten ist? Wenn es schnell gehen muss, ist sie eine gute Möglichkeit, dein Kind mit sicheren Lebensmitteln zu versorgen. Allerdings kann es schwierig sein, rein pflanzliche Produkte zu finden. Eine weitere mögliche Alternative ist Pre- bzw. 1‑er Nahrung im ersten Lebensjahr. Hingegen ist die Folgenahrung 2 und 3 nicht empfehlenswert, da sie meistens sehr energiereich ist, viel Zucker sowie Aromastoffe enthalten kann und aufgrund des Übergangs zum Familienessens auch nicht nötig ist.
Die Vorteile von selbstzubereiteten Breien sind vielfältig: Sie sind frisch und du kannst selbst bestimmen, welche Zutaten du verwendest – fertige Produkte enthalten teilweise viel Zucker und wenig essenzielle Fettsäuren. Indem du den Brei selbst herstellst, kannst du gezielt nach und nach neue Lebensmittel einbauen, um Vorlieben deines Kindes (die sich übrigens immer wieder ändern können) herauszufinden und neue zu entfachen.
Übrigens: Spezielle Kinderlebensmittel sind nicht notwendig, denn diese enthalten oft unnötig große Mengen an Zucker und Fett und animieren die Kinder, mehr (zu viel) zu essen. Bestenfalls sind sie als neutral zu bewerten, sie haben oft keinen Mehrwert gegenüber herkömmlichen, nicht explizit für Kinder beworbenen Alternativen, sind aber meist teurer als diese (Schmidt, 2012).
Auch wenn es meist leichter gesagt als getan ist: In der Ruhe liegt die Kraft! Stress ist weder notwendig noch hilfreich und kann sich sogar auf das Kind übertragen. Dein Kind muss nicht jeden Tag alle Nährstoffe zu 100 % seinem Bedarf (den du ohnehin nicht genau kennst) entsprechend aufnehmen. Vorlieben ändern sich im Kindesalter regelmäßig und unabhängig von der Ernährungsweise wird dein Kind manches Lebensmittel, das du als wichtig erachtest, auch mal ablehnen. Du wirst sehen, irgendwann wird es doch zugreifen und wenn nicht – dann gibt es in der Palette der pflanzlichen Lebensmittel genug andere, mit denen es seinen Nährstoffbedarf dennoch decken kann.
Doch manchmal reichen die leckersten Rezepte nicht – dann kann man tiefer in die Trickkiste greifen. Wir haben ein paar Anregungen für dich, wie du deinen Kindern – und auch nicht-veganem Besuch – spielerisch unterschiedliche Obst- und Gemüsesorten anbieten kannst. Wie wäre es denn mal mit einem Gemüsezug oder Brei mit lachendem Gesicht? Da kann wohl kaum ein Kind widerstehen, wenigstens mal zu probieren!
Mit diesem Zug aus Rohkost stellst du die Weichen für einen frischen und nährstoffreichen Snack.
Bei diesem Obstkorb greift bestimmt jeder gerne zu.
So wird der Brei doch gleich viel attraktiver für dein Kind.
Wie jede Wissenschaft ist die Medizin sowie mit ihr verwandte Disziplinen ständigen Entwicklungen unterworfen. Forschung und klinische Erfahrungen erweitern unsere Erkenntnisse, insbesondere was die Behandlung und Therapie anbelangt. Soweit in unseren bereitgestellten Informationen eine Empfehlung, Dosierung, Applikation, o.ä. erwähnt wird, darfst du zwar darauf vertrauen, dass wir große Sorgfalt darauf verwandt haben, dass diese Angabe dem Wissensstand bei Fertigstellung des Werkes entspricht. Jedoch kann für solche keine Gewähr oder Haftung übernommen werden. Du bist angehalten diese selbst sorgfältig zu prüfen und handelst auf eigene Verantwortung hin. Ferner sollen unsere Empfehlungen und Beratungen im Falle einer vorliegenden Krankheit die ärztliche Beratung, Diagnose oder Behandlung in keinem Falle ersetzen – es handelt sich nicht um eine Therapie. Du solltest daher die von uns bereitgestellten Informationen niemals als alleinige Quelle für gesundheitsbezogene Entscheidungen verwenden. Bei Beschwerden sollte auf jeden Fall ärztlicher Rat eingeholt werden.