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Kat, seit wann ernährst du dich vegan? Was waren die Beweggründe für diese Entscheidung?
Den Moment vergesse ich nie. Das war im Jahr 2018. Meine Freundin war am Telefon und sagte beiläufig, dass sie eine „Challenge“ für mich hat. Ein Kuchenrezept ohne Butter, Zucker, Mehl und Eier. Ich dachte zuerst, das wäre ein Witz. Mich ließ der Gedanke aber nicht los und so machte mich auf die Suche. Ich hatte ganz vergessen sie zu fragen, wofür sie das Rezept braucht. Ich bin davon ausgegangen, dass der Kuchen für ihre Kolleginnen und Kollegen an der Schule sein wird und das manche Lehrer Allergien oder Unverträglichkeiten haben.
Wenig später präsentierte ich ihr dann stolz ein Brownie-Rezept aus Süßkartoffeln mit dem Hinweis, dass das Backpulver glutenfreie sein sollte. Dann klärte sie mich auf. Es ging nicht um Allergien oder Unverträglichkeiten. Sie wollte das Rezept, um ihrem Mann etwas Süßes und Gesundes zu backen. Da ist mir dann ein Licht aufgegangen. Ich war gerade dabei, einen Blog aufzubauen und Kochvideos zu drehen. Meine ersten Rezepte waren noch vegetarisch, aber nicht vegan. Nach dem Gespräch mit meiner Freundin änderte sich alles. Ich schaute mir Dokumentationen an und hörte unzählige Podcasts. Schnell wurde mir klar, dass meine traditionellen Gerichte, Kuchen und Kekse nicht gesund waren.
Du hast ecodemys Ausbildung zum Veganen Ernährungsberater erfolgreich abgeschlossen. War für dich von Anfang an klar, dieses Wissen auch beruflich zu nutzen?
Ja und nein. Wir sind in den letzten Jahren sehr viel gereist, da ich meinen Mann bei seinen beruflichen Tätigkeiten immer begleitet habe. Als Grundschullehrerin habe ich an verschiedenen Schulen gearbeitet. Als wir zuletzt in Stockholm lebten, habe ich dann eine berufliche Pause eingelegt. Es stand fest, dass der Aufenthalt nicht für immer sein würde. Schwedisch wollte ich daher nicht lernen und so hatte ich Zeit, meiner Leidenschaft dem Kochen und Backen nachzugehen. Dabei kam ich auf die Idee einen Food-Blog ins Leben zu rufen.
Ich hatte schnell Feuer gefangen und wollte vor allem nach dem Gespräch mit meiner Freundin besser verstehen, was Ernährung mit unserem Körper macht. Ich wollte nicht mehr nur an der Oberfläche kratzen, sondern mir fundiertes Fachwissen aneignen. Als Lehrerin war es für mich auch wichtig, mein neues Wissen mit anderen zu teilen. So kam der Wunsch auf, mich nach dem Studium als Ernährungsberaterin selbstständig zu machen.
Was hat dir an der Ausbildung am meisten Spaß gemacht?
Das Rundum-Sorglos-Paket zu bekommen. Durch die Dokumentationen, Fachbücher und Podcasts hatte ich mir zwar schon sehr viel Wissen angeeignet, es war aber noch ein ziemliches Chaos in meinem Kopf. Bei manchen Quellen war ich mir auch bezüglich der Glaubwürdigkeit unsicher. Das Studium hat die restlichen Lücken geschlossen, hat alles abgerundet und mir die Sicherheit gegeben, dass das, was ich gelernt habe, wissenschaftlich fundiert ist. Durch den strukturierten Aufbau des Studiums und durch die regelmäßigen Überprüfungen anhand der Tests habe ich die Zusammenhänge verstanden. In den Foren bekam ich zeitnahe Rückmeldungen, wenn ich Verständnisschwierigkeiten hatte.
Noch während des Studiums sind mein Mann und ich wieder zurück nach Deutschland gezogen. Ich konnte ohne Schwierigkeiten weiterstudieren. Das war total unkompliziert. Am wertvollsten fand ich letztendlich die Verbindungen, die sich nach dem Studium ergeben haben. Ich habe Freundschaften mit Mitstudierenden geschlossen, die ihre Ausbildung auch bei ecodemy gemacht haben. Es fühlt sich an wie eine große Familie. Es ist schön zu sehen, wie das Netzwerk Gleichgesinnter immer größer wird.
Gab es Durststrecken oder Motivationstiefs? Wenn ja, wie hast du sie überwunden?
Einige Kapitel sind komplex gewesen und stark in die Tiefe gegangen. Ich neige dazu, alles auf einmal verstehen zu wollen. Das hat nicht immer geklappt. Mir hat es dann geholfen, jedes Kapitel erst einmal ganz durchzulesen und anschließend noch mal Schritt für Schritt durchzugehen. So hatte ich schon mal einen groben Überblick, wusste was mich erwartet und konnte alles besser einordnen.
Du bietest einen kostenlosen Online-Kurs zum Thema „vegane Basics“ an. Wie läuft so ein Kurs ab und worauf können sich die Teilnehmer freuen?
Ich möchte so viele Menschen wie möglich dazu inspirieren, einfach mal ein paar meiner veganen Lieblingsrezepte auszuprobieren. Es ist von allem etwas dabei. Eine Vorspeise, ein Dip, zwei Hauptspeisen, ein Käse- und ein Sahnerezept. Ich zeige, wie ich meine Cashew Sahne mache, denn die ist bei mir selbst ständig im Einsatz. Es gibt ein Pfannkuchenrezept und zwei vegane Aufstriche (herzhaft & süß) dazu.
Hinter jedem meiner Rezepte steckt immer eine Geschichte. Meine Erfahrungen und meine Freude am Kochen möchte ich gern mit anderen teilen. Das Rote-Bete-Humus-Rezept habe ich oft in Stockholm zubereitet – die Farbe ist so intensiv rot – das macht schon beim Hinsehen glücklich, finde ich.
Außerdem gibt es noch ein Flammkuchenrezept mit einem herzhaften und einem süßen Belag. Und da ich mich sehr für die ayurvedische Küche interessiere, habe ich auch ein leckeres Kitchari-Rezept mit aufgenommen.
Last but, not least: Ein Nuss-Parmesan Rezept – das habe ich immer im Kühlschrank.
Ein weiteres Angebot ist deine Mind-Body-Food Academy. Worum geht es da?
Das ist ein 8-wöchiges intensives Coaching-Programm. In der Mind-Body-Food Academy geht es um den Zusammenhang zwischen Kopf, Körper und Essen. Ich habe all meine wichtigsten Learnings zusammengepackt. Das Programm umfasst logisch aufgebaute Coachingvideos und dazu ein Workbook, damit das Gelernte direkt angewendet wird und den Teilnehmern gut in Erinnerung bleibt. Es geht dabei um pflanzlich-vollwertiges Essen (vegane, zuckerfreie, glutenfreie Alternativen) das Spaß macht und lecker ist.
Das Programm beginnt mit einigen Basics während einer Einführungswoche. Während der 8 Wochen ist volles Programm angesagt. Es gibt jeden Tag ein Video und dazu Aufgaben im Workbook, denn es gibt nichts Wichtigeres als das Gelernte direkt umzusetzen. Natürlich gibt es auch allerlei Rezeptvideos und alle Rezepte auch zum Ausdrucken. In der Abschlusswoche wird das Gelernte noch einmal reflektiert.
Die Mind-Body-Food Academy beginnt einmal im Jahr, und zwar im Juni. Die Teilnehmer können dann direkt 10 Wochen durchstarten oder in ihrem ganz eigenen Tempo loslegen, denn sie haben 1 Jahr lang Zugriff auf den ganzen Content.
Im Bereich ‚Rezepte‘ geht es z. B. an einem Tag um Fleischalternativen und an einem anderen Tag um geschickte Lebensmittelkombinationen. Im Bereich Ernährungswissen erkläre ich, welche Fleischalternativen gesund und welche weniger gesund sind bzw. warum welche Lebensmittelkombination sinnvoll sind und andere nicht.
An seinen ersten Kunden kann man sich als Ernährungsberater meist noch gut erinnern. Wie war deine erste Beratung für dich?
Ja, ich erinnere mich noch gut. Da meine Betreuung sehr intensiv und meist auch längerfristig ist, lerne ich meine Kunden sehr gut kennen. Das macht unglaublich viel Spaß. Ich biete eine ganzheitliche Beratung an, die dem Kunden und mir in Erinnerung bleibt. Natürlich war ich vor meinem ersten Gespräch aufgeregt. Völlig unnötig, wie sich herausstellte. Ich habe davor mit Freunden und Familie schon mal geprobt und mir einen Leitfaden erstellt. Das komische Gefühl war dann aber auch direkt verflogen, als ich die Kundin begrüßt habe. Wir sind heute noch im Kontakt. Da hilft Social Media sehr.
Der Schritt in die Selbstständigkeit erfordert auch immer etwas Mut. Wie bist du die Sache angegangen?
Das war bei mir mehr ‚Learning by Doing‘, als ein konkretes Konzept zu verfolgen. Ich habe auf mein Bauchgefühl gehört und bin ins kalte Wasser gesprungen. Von dort aus habe ich dann einfach losgelegt. Im Nachhinein würde ich sagen, dass es bestimmt auch andere Wege gibt. Ich hätte auch ertrinken können, weil kein Ufer in Sicht war. Da ich aber eine gute Schwimmerin bin, war es das der richtige Weg für mich. Denn was mich in der Vergangenheit oft gehindert hat aufzublühen, war mich zu trauen den ersten Schritt zu gehen. Mit den Herausforderungen und Aufgaben bin ich jeden Tag etwas mehr gewachsen.
Am Anfang hat mich das alles ganz schön gefordert. Ich war mir nicht sicher, ob ich alles richtig mache. Ich habe mir dann ein paar Bücher zugelegt und sehr viel Recherche betrieben und so meinen Weg gefunden. Das hat einiges an Disziplin erfordert. Ich bin früher aufgestanden und habe noch nach der Arbeit an meiner Selbstständigkeit gearbeitet. Es gab auch erst mal weniger Freizeit an den Wochenenden. Da mein Mann sich parallel auch selbstständig gemacht hat, konnten wir uns gut gegenseitig unterstützen und hatten viel Verständnis füreinander. Im Urlaub waren wir dafür schon länger nicht mehr, was uns zum Glück beiden nicht fehlt, da wir durch unsere vielen Umzüge quasi irgendwie immer auf Achse sind.
Auf deiner Website findet man auch einige Rezepte. Was isst du persönlich am liebsten?
Puh, das ist eine schwere Frage, denn ich koche und esse wirklich leidenschaftlich gern. Aber, mir fällt gerade ein Bild ein, das bei mir im Wohnzimmer hängt. Es ist zwar nicht besonders gut fotografiert, ich habe es aber trotzdem aufgehängt, weil es mir viel bedeutet. Ich liebe es, weil es in unserer alten Küche in München entstanden ist. Durch die vielen Umzüge war es schwierig, enge Freundschaften zu schließen. In München waren wir länger und so konnten sich Freundschaften entwickeln. Auf dem Bild stehen wir mit Freunden, die uns sehr ans Herz gewachsen sind, in unserer Küche. Wir haben zum ersten Mal Ostern zusammen gefeiert.
Es gab Brunch – viele Kleinigkeiten und vor allem aber French Toast (was auch vegan möglich ist) mit frischen Beeren und Ahornsirup. Das könnte ich jeden Tag essen. Wir haben viel gelacht an diesem Tag, waren auf einem großen Spaziergang entlang der Isar und haben danach die Couch im Wohnzimmer ausgezogen und es uns gemütlich gemacht. Also ich brunche gern, weil es viele verschiedene Sachen zu essen gibt. Außerdem bin ich eine Naschkatze und mag gern Süßes. Ich möchte auch andere zum veganen Kochen und Backen begeistern. Deswegen habe ich ein Rezepte-Magazin auf meiner Webseite angelegt.
Worauf bist du besonders stolz?
Auf meine persönliche Entwicklung und darauf, dass ich den Mut habe, anders zu sein. Darauf, dass ich mich getraut habe, an mich zu glauben. Ich war zurückhaltend, habe mich versteckt und unwohl gefühlt. Ich habe immer das gemacht, wovon ich dachte, dass es der richtige Weg ist, weil man das ebenso macht. Aber als ich angefangen habe auch mal abseits, auf den weniger erforschten Pfaden zu gehen, bin ich immer mehr ich selbst geworden. Daran habe ich bis heute viel Freude.
Wie wird sich deiner Meinung nach die vegane Idee in den nächsten 10 Jahren entwickeln? Wo siehst du die größten Herausforderungen?
Wenn ich mir die Veränderungen der letzten Jahre anschaue, schätze ich die Entwicklung sehr positiv ein. Wie viele vegane Produkte es nun in den Supermärkten gibt, im Vergleich zu noch vor ein paar Jahren, ist unglaublich. Vor allem die Metropolen sind schon sehr weit entwickelt. Ich habe tolle vegane Restaurants in New York, London, Stockholm und auch in München und Berlin ausprobiert. Mein Herz hüpft regelrecht vor Freude, wenn ich daran denke.
Herausforderungen sehe ich beim Fertigessen. Ich habe das Gefühl, dass heutzutage nur noch wenig selbst gekocht wird. Zu oft kommen verarbeitete Produkte zum Einsatz. Ich hatte das Glück, mit einer Mutter aufzuwachsen, die mir das Kochen beigebracht hat. Aber selbst, wenn man es von zu Hause kennt: Zu wenige Menschen nehmen sich ausreichend Zeit, frisch zu kochen.
Vegan ist auch nicht gleich vegan. Auch vegane Fertigprodukte enthalten ungesunde Zusätze wie Zucker, Salz und gehärtete Fette. Dann ist das zwar sehr erfreulich aus tierethischer Sicht, aber die Gesundheit der Menschen leidet noch immer. Hier den Schritt zu machen und sich wieder Zeit fürs Kochen und Essen zu nehmen, darin sehe ich eine Herausforderung, aber auch eine große Chance.
Du bist in den letzten Jahren oft umgezogen. Wie sehen deine persönlichen Pläne für die nächsten 5 Jahre aus? Verspürst du den Wunsch nach einem festen Zuhause?
Die letzten Jahre waren aufregend und erlebnisreich. Nachdem ich als Au-pair in Kanada gearbeitet habe, bin ich zu meinem jetzigen Mann nach London gezogen und habe mich dort so richtig in ihn verliebt. In Miami haben wir dann geheiratet. In München habe ich seinen Nachnamen angenommen, da dies unser letzter Wohnsitz vor der Hochzeit war. In New York habe ich beschlossen, 100 % vegan zu werden. In Stockholm habe ich dann die Ausbildung zur veganen Ernährungsberaterin angefangen, in Frankfurt abgeschlossen. In Mannheim habe ich mich schließlich selbstständig gemacht.
Es mag komisch klingen, aber den Wunsch nach einem festen Wohnsitz verspüre ich nicht. Ganz im Gegenteil. Ich finde, es wird mal wieder Zeit für etwas Neues. Wir haben beide den Wunsch nach mehr Wärme und Sonne in den Wintermonaten und schmieden auch schon ein paar Pläne. Wann es losgeht und wohin ist noch ein Geheimnis. Ich werde aber auf jeden Fall darüber berichten, wenn es so weit ist.
Kontakt
Kat Reibel
Collinistraße 28
68161 Mannheim
Tel.: +49162 3764648
E-Mail: Kat@pflanzlich-vollwertig.com
Website: pflanzlich-vollwertig.com
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