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Nachhaltigkeit ist eines der Top-Themen in den letzten Jahren. Und das ist gut so. Immer mehr Menschen werden sich darüber bewusst, dass sie in ihrem Alltag einen Einfluss darauf nehmen können, wie unser Planet in Zukunft aussehen wird. Das Engagement umfasst Maßnahmen, wie das Auto stehen lassen, den Einkauf im Unverpackt- und Second-Hand-Laden, eine pflanzenbasierte Ernährung, Do-it-yourself-Hausmittel und vieles mehr. Doch im Privaten soll nicht Schluss sein. Nein, die eigenen Werte möchte man auch im Berufsalltag ausleben und vertreten. Daher suchen viele nach nachhaltigen Berufen. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten: Einige Arbeitgeber achten innerhalb des Unternehmens auf Nachhaltigkeit, manche bauen sogar ihr ganzes Unternehmen darauf auf. So beispielsweise unser Partner Green Planet Energy. Das Unternehmen liefert nicht nur saubere Energie, sondern engagiert sich auf vielfältige Weise für das Ziel einer konsequenten Energiewende ohne Kohle- und Atomkraft. Dirk Meyer arbeitet im Geschäftskundenvertrieb und hat uns Fragen zu seinem nachhaltigen Beruf beantwortet.
Die Alternative zum nachhaltigen Beruf in einem Unternehmen? Selbst einen nachhaltigen Beruf erschaffen! Das hat die Absolventin unserer Ausbildung „Vegane/r Ernährungsberater/in“ Antonia Schäfer getan. Sie hat sich in der Hotel- und Gastronomieberatung selbstständig gemacht und entwickelt nun Konzepte, mit denen Hotels und Gaststätten vegan(er) werden können und so mehr vegane Menschen begeistern. Davon profitiert sowohl die Gastronomie als auch die vegane Bewegung und Antonia kann ihre Leidenschaften für beides verbinden. Auch sie haben wir zu ihrem nachhaltigen Beruf befragt.
Freu dich auf spannende Informationen, was beide an ihren Berufen so schätzen und welche Tipps und Erfahrungen zu nachhaltigen Berufen sie dir mitgeben.
Was macht deinen Beruf für dich zur Berufung?
Antonia: Ich war und bin nie eine Straßenaktivistin gewesen. Trotzdem hatte ich den inneren Drang, das Thema Veganismus auf andere Art und Weise an die Menschen heranzuführen. Ich möchte Menschen miteinander verbinden und das Thema Veganismus von Stereotypen befreien. Heute fungiere ich als eine Art Brücke zwischen Gastgebern/Köchen und veganen Gästen, indem wir gemeinsam eine veganfreundliche Guest Journey erschaffen. Ich möchte, dass sie frei werden von Vorurteilen, sowohl gegenüber dem veganen Essen als auch den veganen Gästen. Wenn man es schafft, Menschen miteinander zu verbinden und das noch bei leckerem Essen, dann können wir uns auf Augenhöhe begegnen und erst wirklich in Kontakt kommen. 5*-Bewertungen sind zwar ein messbares Ergebnis für die Gastgeber, für mich persönlich steht aber viel mehr dahinter: ein Team, was sich geöffnet hat, um etwas Neues zu lernen.
Dirk: Ich werde dafür bezahlt den Klimawandel auszubremsen! Jedes erfolgreiche Gespräch mit Entscheidern aus Unternehmen, in dem ich für erneuerbare Energien motivieren kann, trägt nicht nur zu meiner finanziellen Existenz bei, sondern auch zum Fortbestand meiner Lebensumwelt. Die CO2-Einsparungen, die durch Umstieg auf erneuerbare Energien erreicht werden können, sind enorm – und Unternehmen haben hier einen sehr großen Hebel. Mit der richtigen Gesprächsführung kann hier viel Gutes erreicht werden.
Welche Werte sind dir in deinem Beruf wichtig?
Antonia: Offenheit ist mir persönlich sehr wichtig und ich möchte sie immer beibehalten. Zudem wünsche ich mir auch von meinen Kunden eine gewisse Aufgeschlossenheit. Aus meiner Sicht hat nur, wer bereit ist neue Wege zu gehen, die Möglichkeit erstaunliches zu (er-)schaffen und die Zukunft mitzugestalten.
Gleichwürdigkeit: Wir müssen uns nicht alle lieben und feiern und dennoch kann die Fähigkeit sich frei von Bewertungen zu machen uns dabei helfen, dass wir auf Augenhöhe miteinander umgehen.
Kommunikation: Wer kennt es nicht? Viele Konflikte entstehen, weil unsere Erwartungen unterschiedlich sind. Offene, ehrliche Kommunikation ist mir deshalb besonders wichtig und hilft, Konflikte und Unzufriedenheit im Voraus zu vermeiden.
Dirk: Ich wollte auf keinen Fall einen Job haben, in dem ich nicht klar meine veganen Werte leben kann oder mit meinen veganen Werten nicht wertgeschätzt werde. Zusätzlich war ich nach einer Zeit der Selbständigkeit auf der Suche nach flexibleren Teilzeitmodellen in Festanstellung, da ich nicht 40 Stunden die Woche in einem Büro verbringen wollte. Nun arbeite ich 32 Stunden pro Woche und habe als Vertriebsmitarbeiter auch einen größtenteils frei gestaltbaren Arbeitsalltag mit viel Abwechslung.
Wie kannst du deine Stärken und Schwächen (für Nachhaltigkeit) in deinem Beruf einsetzen?
Antonia: Nachhaltigkeit ist ein immer größeres Thema, auch größer denn je in der Hotellerie und Gastronomie. Das Interessante dabei ist, dass die meisten noch nicht wissen, dass pflanzenbasiertes Essen einen großen Teil dazu beiträgt, einen Betrieb nachhaltiger aufzustellen und dies in die Nachhaltigkeitsstrategie zu implementieren. Hier ist weiterhin viel Aufklärungsarbeit vonnöten, auch aus dem Grund, weil „vegan“ eben politisch aufgeheizt ist und viele nur bei dem Wort „vegan“ direkt dicht machen. Gelingt es mir jedoch wie oben beschrieben, dass Gastgeber/Köche sich öffnen und bereit sind, sich auf etwas Neues einzulassen, dann können wir in Verbindung kommen, uns austauschen und etwas voneinander lernen. Ich denke, dass das eine Stärke von mir ist, denn ich möchte mich niemals in die Küche stellen und einen Vortrag halten, wie böse Fleisch etc. ist, denn dann bin ich gar nicht mehr an einem wirklichen Gespräch interessiert, sondern möchte nur meine Meinung kundtun. Nachhaltigkeit gehört definitiv auf die Teller, aber eben auch in die Kommunikation, mit Spaß und Freude und ohne Zeigefinger.
Dirk: Bereits in der Schule, und auch später im Studium, habe ich mich freiwillig gemeldet, wenn es um Präsentationen, Reden oder Vorträge ging. Ich interessiere mich für Rhetorik und Psychologie und habe auch in meiner Selbständigkeit schon regelmäßig Verkaufsgespräche geführt und Menschen überzeugt.
Vertrieb bietet mir die Möglichkei,t meine Redegewandtheit und Überzeugungsstärke für eine sinnvolle Sache einzusetzen. Der abwechslungsreiche Arbeitsalltag verhindert, dass mir langweilig wird.
Siehst du eine (positive) Entwicklung im Hinblick auf Nachhaltigkeit in der Gastronomie?
Antonia: Definitiv. Viele größere Institutionen bringen das Thema Nachhaltigkeit auf die Agenda für die Hotellerie und Gastronomie und ich freue mich unheimlich, dass das Thema „Vegan“ auch dabei eine nicht mehr wegzudenkende Rolle spielt. Denn wer wirklich nachhaltig sein möchte, kommt an pflanzlichem Essen in Zukunft nicht mehr vorbei.
Dirk: Ja, absolut! Es war noch nie so einfach sich vegan zu ernähren, wie heute – und morgen wird es noch einfacher. Durch meine Geschäftsreisen sehe ich in vielen verschiedenen Städten, wie sich das vegane Angebot entwickelt. Insbesondere die größeren Ketten haben inzwischen ein buntes veganes Angebot. Das sah vor 6-7 Jahren noch deutlich karger aus. Auch die Frage nach veganen Produkten und/oder Allergenen führt heutzutage zu deutlich weniger Kopfschütten und argwöhnischen Augenbrauen, als das früher noch der Fall war. Natürlich gibt es noch viel zu tun, aber es ist auch schon viel erreicht worden.
Warum hast du dich für/gegen die Selbstständigkeit entschieden?
Antonia: Gute Frage. Ich hatte einen Plan im Kopf, was ich mir für vegane Gäste in einem Hotel und Restaurant wünsche und wie eine vegane Guest Journey (nicht nur in der Küche) aussehen sollte. Da es bislang niemanden gab, der/die das Thema so angegangen ist, habe ich mich dazu entschlossen, mich dem Thema der veganen Gastro- und Hotelberatung zu widmen. Es ist All-In sozusagen und ich freue mich jeden Tag aufs Neue, mein Wissen weiter geben zu dürfen.
Dirk: Ich habe mich ja sogar bewusst gegen die Selbständigkeit entschieden. Zumindest so halb. Ein Vertriebsjob mit 32 Stunden pro Woche in Festanstellung liefert für mich das Beste aus beiden Welten: Ich habe das regelmäßige Einkommen und die Krankenkassenbeiträge des Angestelltenverhältnisses, und gleichzeitig ein größtenteils erfolgsorientiertes, abwechslungsreiches Arbeitsumfeld. Ich gehe aber auch nebengewerblich noch meinen eigenen Projekten nach.
Wie handhabst du die Work-Life-Balance in deinem Beruf?
Antonia: Das ist gar nicht so einfach zu beantworten. In Pandemiezeiten lag mein Plan tatsächlich erst einmal auf Eis. Zwei kleine Kinder, 24 h zu Hause: unsere Kapazitäten waren ausgeschöpft. Heute geht es mit guter Planung und Absprachen mit meinem Mann sehr gut. Wir haben, geschuldet durch das Alter der Kinder, zwar weiterhin mehr Work als Life, aber dennoch hilft auch hier die offene Kommunikation und der Abgleich von Erwartungen unheimlich weiter, damit wir die unterschiedlichsten Bedürfnisse verstehen und im besten Fall auch noch erfüllen können. Aber auch ich durfte lernen, dass mein Tag ein Arbeitsende haben muss und ich nicht ständig bis 12 Uhr nachts am Laptop noch dies und das abarbeite.
Dirk: Für mich war es wichtig, nicht fünf Tage pro Woche für ein und dieselbe Sache zu arbeiten. Mir war klar, dass ich gerne drei, maximal vier Tage pro Woche fix arbeiten wollen würde – den Rest würde ich je nach persönlicher Energie und Neigung für meine eigene Selbständigkeit oder für mein Privatleben nutzen. So oder so wollte ich meine monatlichen Fixkosten mit einem Fixgehalt absichern. Das habe ich glücklicherweise erreichen dürfen. Einen Großteil meiner Arbeitszeit verbringe ich mobil oder aus dem Home Office heraus und habe auch zu Hause durch ein Arbeitszimmer eine klare Trennung zwischen Arbeits- und Privatleben. Ein Diensthandy, was ich am Wochenende ausschalten kann, trägt auch dazu bei.
Was würdest Du anderen Menschen raten, die auf der Suche nach einem Beruf sind, mit dem sie ihre Werte weitergeben können?
Antonia: Traut euch! Es verändert das Leben und das eigene Tun. Tatsächlich hatte ich früher auch einen Beruf, den ich als sehr sinnvoll betrachte und der Menschen geholfen hat. Trotzdem war ich persönlich unglücklich. Es war einfach keine Berufung und das viel verdiente Geld hat den Montag trotzdem nicht schöner gemacht. Heute ist das anders. Ich kann nicht nur meine persönlichen Werte für das Business nutzen, sondern habe gleichzeitig etwas gefunden, das sich trotz vieler Hindernisse und Strapazen, die eine Selbstständigkeit eben mit sich bringt, genau richtig anfühlt. Ich tue, was ich liebe. Das ist definitiv ein Privileg, welches sich besser nicht anfühlen könnte. Egal, ob selbständig oder angestellt, unsere persönlichen Werte können uns ganz neue Möglichkeiten eröffnen, wenn wir es schaffen, diese zu integrieren.
Dirk: Ich finde es hilfreich, zwischen „must haves“ und „nice to haves“ zu unterscheiden und über verschiedene Möglichkeiten der Arbeit nachzudenken. Es ist nicht so, dass „40 Stunden pro Woche triste Schreibtischarbeit“ oder „absolute Ungewissheit der 100%-igen Selbständigkeit“ die einzigen beiden Alternativen sind.
Geht in den Dialog mit Unternehmen, die euch interessieren, und versucht herauszufinden, in welchen Bereichen sie Unterstützung brauchen. Überlegt euch, wo eure Stärken und Schwächen liegen und wie ihr den Unternehmen bei ihren Missionen helfen könntet. Dann wird aus einem „ob man zusammenarbeitet“ ganz schnell ein „wie man zusammenarbeiten will“ und es öffnen sich manchmal auch abseits von Stellenausschreibungen spannende Möglichkeiten der Kooperation, die vorher nicht sichtbar waren.
Vielen Dank für die spannenden Antworten an Dirk und Antonia!
Ein weiteres spannendes Interview zum Thema Nachhaltigkeit im Beruf – insbesondere in dem des Veganen Ernährungsberaters – findest du auf der Seite von Green Planet Energy unter https://green-planet-energy.de/blog/handeln/nachhaltigkeit/nachhaltigkeit-als-berufung/. Dort geben unser Absolvent Karsten Croll und Dirk Meyer wertvolle Erfahrungen weiter.
Kontakt
Antonia Schäfer
antonia-schaefer.de
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