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Dass in Schleswig-Holstein kulinarisch sehr viel mehr geht als nur Fischbrötchen, beweist Gabriele Kaschewitz, Vegane Ernährungsberaterin und Plantbased Chef & Nutritionist. Besonders interessant ist Gabys Weg: Vom Beruf in der Pharmabranche zur Berufung, Menschen die leckere und gesunde vegane Ernährung näherzubringen.
Gaby, wie bist du zur veganen Ernährung gekommen?
2014 haben wir uns mit der gesamten Familie für die vegane Ernährung entschieden. Auslöser waren die Probleme unsere Tochter, die ein Leben lang mit Allergien und Intoleranzen (Asthma, Heuschnupfen, Laktose-, Gluten- und zu guter Letzt Histaminintoleranz) und den dazugehörigen eher schweren Symptomen sowie einer dramatisch eingeschränkten Lebensqualität zu kämpfen hatte. Aber auch der Rest der Familie war teilweise von Allergien, Laktoseintoleranz, Gastritis, Reizdarm, Nierenunterfunktion etc. betroffen. Bis dahin hatten die behandelnden Ärzte alles als bedauerliche Reaktionen auf nicht identifizierbare Ursachen und Stressreaktionen abgetan.
Unsere Tochter bekam Anfang 2014 von einem klugen Menschen den Tipp, dass sie einfach mal 4 bis 6 Wochen alle tierischen Produkte weglassen soll. Zu diesem Zeitpunkt waren die einigermaßen verträglichen Lebensmittel schon auf ein Minimum geschrumpft und ein Nährstoffmangel quasi vorprogrammiert. Sie hielt sich streng an diesen Vorschlag, die Symptome besserten sich und schon nach 4 Wochen konnte sie Lebensmittel essen, die seit Jahren Probleme machten. Das hatte uns so beeindruckt, dass unsere ganze Familie anfing, sich entsprechend zu informieren, die Dinge zu hinterfragen sowie nach und nach die Ernährung ebenfalls umzustellen. Auch der Umweltaspekt und, leider erst etwas später, der ethische Aspekt, spielten natürlich eine Rolle.
Das Ganze ist ein gesellschaftliches Problem.
Hinzu kommt, dass ich ein Leben lang als (Kinder-)Krankenschwester und später als Klinischer Monitor in der Pharmaindustrie gearbeitet habe. Ich habe also mein Berufsleben damit verbracht, kranke Menschen zu pflegen, ihnen Medikamente zu verabreichen und an klinischen (Patienten-)Studien zur Entwicklung neuer Medikamente mitzuwirken. So nach und nach wurde mir bewusst, dass da komplett etwas in die falsche Richtung läuft und das nicht nur bezüglich meiner Tätigkeit, sondern, dass das Ganze ein gesellschaftliches Problem ist, verhaftet in alten Traditionen, der Unfähigkeit über den Tellerrand hinauszuschauen und Dinge zu hinterfragen.
In der Übergangszeit hilft Experimentierfreude
In der Übergangszeit, der Ernährungsumstellung, sind wir zunächst auf einfache Gerichte, wie z. B. bunte Gemüsepfannen mit Reis oder Nudeln ausgewichen. Was Brotaufstriche betraf oder „Fleischersatzprodukte“ haben wir uns einfach durch das Sortiment gefuttert. Was uns geschmacklich überzeugt hat, haben wir in den Speiseplan aufgenommen. Und wir sind seitdem morgens immer mit einem Smoothie gestartet, was wir zuvor leider nie probiert hatten. Auf jeden Fall sind wir seit dieser Zeit sehr experimentierfreudig und haben so nach und nach den Speiseplan um ein Vielfaches erweitert. Meine Sucht nach Lachs und Thunfisch hat die Umstellung etwas erschwert und als letztes haben wir uns dann vom sonntäglichen Frühstücksei verabschiedet.
Die Reaktion unseres Umfeldes war sehr positiv. Ich wurde z. B. immer wieder gefragt, ob ich grade aus dem Urlaub komme, da ich so erholt, frisch und ja, sogar wie von der Sonne gebräunt aussah. Und das ohne Sonne … ich sag‘ nur: Karotinoide. Es gab natürlich auch Fragen oder sogar Rechtfertigungen in unserem Freundeskreis, obwohl wir das Thema Ernährung von unserer Seite nie angesprochen haben. Auch Einladungen wurden teilweise weniger ausgesprochen, da man nicht wusste, was man uns vorsetzen soll. Das haben wir einfach gelöst, indem wir die Leute zu uns eingeladen und gezeigt haben, dass es so schwer eigentlich gar nicht ist. Der eine oder andere hat sich sogar anstecken lassen.
Du hast bei ecodemy die VEA angefangen und erfolgreich abgeschossen. Was war deine Motivation? Wolltest du von Anfang an die Ausbildung beruflich nutzen, oder wolltest du erstmal nur für dich selbst Bescheid wissen in Sachen pflanzenbasierter Ernährung?
Ich wusste mittlerweile schon seit 2 Jahren, dass ich meine Arbeitskraft und meine Energie nicht mehr an einen Pharmakonzern verschwenden und eher im Gegenzug den Menschen zeigen möchte, wie man auch ohne Medikamente und Operationen gesund werden und bleiben kann. Es fehlten allerdings die passenden Optionen. Anfang Dezember 2016 las ich dann zeitgleich von den Ausbildungen an der ecodemy und am Plantbased Institute zum Plantbased Chef.
Nach einem Zusammentreffen mit Bekannten, die uns an dem Tag wegen der veganen Ernährung so richtig bedrängt haben und ich mich dermaßen geärgert habe, dass ich, obwohl ich schon ein Seminar zu dem Thema besucht und sogar auf dem VegMed Kongress 2016 war, keine fundierten Antworten geben konnte, bin ich bei unserer Rückkehr sofort an den PC gegangen, habe mich beim Plantbased Institute beworben, bei der ecodemy angemeldet und am Montag darauf meine Kündigung eingereicht. Somit stand fest, dass mein beruflicher Weg eine ganz neue Richtung einschlagen wird.
Die Option, nebenberuflich ein zweites Standbein aufzubauen war damit hinfällig und so habe ich mich voller Motivation auf Fernstudium und Ausbildung gestürzt. Ich hatte den Plan Koch- und Backworkshops zu geben sowie Klienten mit Ernährungsberatung und Kochcoachings zu unterstützen.
Ein ausgefeilter Businessplan ist hilfreich
Durch meine Kündigung bin ich natürlich in der Arbeitslosigkeit gelandet, hatte aber das Glück, dass ich, mit Aufnahme meiner Selbstständigkeit im Februar 2017, einen Gründungszuschuss erhalten habe. Dafür musste natürlich ein ausgefeilter Businessplan her und Behördengänge gehörten auch dazu.
Große Unterstützung habe ich von meinem Mann bekommen, der das Ganze erstmal finanziell ausgleichen musste und dafür gesorgt hat, dass sich jemand um das Marketing kümmert. Zunächst musste eine Website aufgebaut, Logo, Flyer und Visitenkarten entworfen, Autowerbung und ein passendes Türschild entworfen und angebracht werden, ein Roll-Up, das ich immer bei Kursen und Vorträgen aufstelle, musste her und auch Kochschürzen für mich und meine Teilnehmer mussten mit meinem Logo bedruckt werden.
Man sollte versuchen, seine Arbeitsstunden zu reduzieren und nach und nach die Selbstständigkeit aufzubauen
Sehr viele Geldausgaben, ohne das zunächst wirklich etwas reinkommt. Von daher würde ich jedem raten, sofern man keinen ausreichenden finanziellen Puffer hat, sollte man versuchen, seine Arbeitsstunden zu reduzieren und nach und nach die Selbstständigkeit aufzubauen. Wenn die ersten Investitionen gedeckt sind bzw. eine ein regelmäßiger Verdienst absehbar ist, kann man aufs Ganze gehen. Dazu kommt ja noch, dass man dann auch für die Versicherung bei der Krankenkasse selbst verantwortlich ist.
Wie war die Zeit deiner Ausbildung für dich?
Die Ausbildung bei der ecodemy war einfach fantastisch. So viel neues und fundiertes Wissen, was ich wie ein Schwamm aufgesaugt habe. Motivationstiefs gab es aus den o. g. Gründen bei mir zum Glück nicht. Etwas länger habe ich mich allerdings an dem Thema Säure-Basen-Haushalt festgebissen. Obwohl vieles wieder aus meiner Ausbildung zur Kinderkrankenschwester ans Licht befördert wurde, war ich doch froh, als ich das Kapitel abgeschlossen hatte.
Ich bin nach wie vor von dem Konzept der ecodemy begeistert. Die Inhalte, die vermittelt werden, die begleitenden Videos, ausführliche Skripte, jede Menge Tools sowie unterstützende Materialien und Infos, der Zugriff auf die Nährstoffdatenbank auch über das Studium hinaus, die Möglichkeit der Vernetzung untereinander und natürlich die kompetente und prompte Betreuung durch das gesamte Team haben mich komplett überzeugt. Sogar so weit, dass ich diesen Sommer die Fachfortbildung „Vegane Ernährung Mutter & Kind“ gestartet und im September abgeschlossen habe. Für mich persönlich schließt sich da der Kreis. Als Kinderkrankenschwester habe ich u. a. Kinder mit Asthma, obstruktiver Bronchitis und Neurodermitis (alles ernährungsbedingt) betreut. Hätten wir damals dieses Wissen und die Möglichkeiten gehabt, wie vielen Kindern hätten wir helfen können, ihre Lebensqualität zurückzuerlangen und, ja, überhaupt am Leben zu bleiben …
Ich wurde vielfach auf diese Ausbildung angesprochen, sogar mehrfach von angehenden Ökotrophologinnen, die sich mit den von der DGE vermittelten Inhalten nicht mehr gut aufgehoben fühlten. Denen erzähle ich genau das.
Andere haben mich gefragt, ob es sinnvoll wäre, diese Ausbildung nur für den „Hausgebrauch“ zu machen. Meine Antwort: Auf jeden Fall! Der Preis ist absolut gerechtfertigt und das Geld ist wirklich sehr gut angelegt.
Du bist unter vegane-Leckereien.com zu finden. Wie sieht dein Angebot genau aus?
Ich biete ganzheitliche Ernährungsberatung und natürlich im speziellen für Mutter und Kind an. Seit kurzem lasse ich auch Allergieberatung mit einfließen (meinen Abschluss zur Allergieberaterin Lebensmittel habe ich kürzlich an der Akademie Gesundes Leben gemacht). Es ist mir vor meinem familiären und ursprünglichen beruflichen Hintergrund eine Herzensangelegenheit, Menschen durch meine Beratung einerseits für eine gesunde Lebensweise zu begeistern und dafür zu sorgen, dass sie es richtig, also bezogen auf die Nährstoffabdeckung, angehen und andererseits Menschen mit gesundheitlichen Problemen oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten wieder zu mehr Lebensqualität zu verhelfen. Ich halte zudem Vorträge z. B. zur „Nährstoffabdeckung in der veganen Ernährung“. Das gibt mir die Möglichkeit, viele Menschen zu erreichen und auch Vorurteilen entgegenzuwirken.
Dann gebe ich auch Koch- und Backworkshops für kleine und große Gruppen, u. a. an der VHS Elmshorn und in der Kurkuma Kochschule. Auch hier kann ich mit meinem Wissen aus der Ausbildung an der ecodemy punkten. Die Teilnehmer, ob vegan oder nicht, sind sehr an dem Thema pflanzliche Ernährung und der richtigen Umsetzung interessiert.
Mein Geheimnis einer erfolgreichen Beratung ist eher schlecht für meinen Geldbeutel 😉 Meine Klienten (bis auf die Schwangeren, die ich nun auch während der Stillzeit und hinsichtlich einer optimalen Säuglingsernährung berate), sind bislang nicht mehr wiedergekommen. Und das nicht, weil sie etwa unzufrieden sind. Sondern (O-Ton!) weil sie so gut und umfassend beraten worden sind, dass es ihnen leicht gefallen ist, das Ganze im Alltag umzusetzen. Ich glaube, daran muss ich noch arbeiten.
Schöne Erlebnisse, die bestätigen
Schöne Ereignisse, die mich wieder bestätigen, dass ich das Richtige tue, habe ich öfter. Beispielsweise eine 16-jährige, die vom Arzt nach der Behandlung ihrer Magersucht zu mir geschickt wurde, und die nach der Beratung den Spaß am Essen wiedergefunden und eine gesunde Gewichtszunahme zu verzeichnen hat. Ihre ganze Familie, die sich zuvor mischköstlich ernährt hat, wurde direkt mitangesteckt. Oder die Beratung eines jungen Mannes, der zu mir kam und sagte, er isst zu viel Fleisch. Er wünschte sich Vorschläge, wie er das ändern kann. Meine Ideen haben ihm so gut gefallen, dass er sich innerhalb von 4 Wochen vegetarisch und mittlerweile rein pflanzlich ernährt. Und er hat festgestellt, dass ihm diese Art der Ernährung auch beim Training als Triathlet sehr zugutekommt.
Was sind deine Pläne für die Zukunft?
Ich möchte mit meiner Ernährungsberatung und den beiden Zusatzqualifikationen (Vegane Ernährungsberatung für Mutter und Kind und Allergieberatung) möglichst viele Menschen erreichen und hoffe, dass die Nachfrage hier stetig steigen wird.
Mir gefällt auch die Kombination aus Theorie und Praxis – Vortragsabende zu speziellen Themen der pflanzlichen Ernährung – inklusive Anbieten von veganem Fingerfood – sind bereits in Planung. Ganztägige Seminare zu bestimmten Krankheitsbildern – inklusive anschließendem Kochen – sind ebenfalls schon in Vorbereitung. Einen kleinen Vorgeschmack (einen halben Tag) gibt es am 18.1.20 in der Lehrküche der VHS Elmshorn zum Thema „Essen gegen Herzinfarkt“.
Ideen und Anfragen habe ich viele, nun gilt es sie umzusetzen!
Aber auch im praktischen Bereich sind Projekte wie veganer Brunch, veganes Catering oder Gänge Menüs zusammen mit einer Freundin im Gespräch. Über Anfragen für einen veganen Kochkurs im „Land der Tiere“ oder sogar auf Mallorca habe ich mich sehr gefreut. Ideen und Anfragen habe ich viele, nun gilt es sie umzusetzen!
Die pflanzliche Ernährung mit all ihren Vorteilen ist auf dem Vormarsch. Ich bin froh, dass ich hier mein Betätigungsfeld gefunden habe, dass die Arbeit so vielfältig ist und vor allem, dass ich das Gefühl habe, endlich auch beruflich auf der richtigen Seite zu stehen!
Kontakt
Vegane Leckereien
Gabriele Kaschewitz
Auenland 25a
25336 Klein Nordende
Telefon: +49 177 8915139
E-Mail: info@vegane-leckereien.com
Website: vegane-leckereien.com
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