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Marleen, dein ursprünglicher Impuls hin zu einer pflanzenbasierten Ernährung kam vor 6 Jahren aus gesundheitlichen Gründen. Isabel, wie war das bei dir?
Bevor wir uns pflanzenbasiert ernährt haben, waren wir einige Jahre Vegetarierinnen, dadurch fand schon vorher ein Prozess bei uns statt. Vor allem dahin gehend, dass wir nicht mehr wollten, dass Tiere für unseren Konsum leiden müssen. Ein Schlüsselmoment, der uns beide endgültig zur rein pflanzenbasierten Ernährung gebracht hat, war die Doku „Hope for all“. Danach konnten wir es nicht mehr mit uns vereinbaren, weiterhin tierische Produkte zu konsumieren. Wir müssen zugeben, dass wir zu denen gehören, die von heute auf morgen ohne Probleme auf tierische Produkte verzichten konnten. Eigentlich haben wir dadurch noch viel mehr kennengelernt und unseren Horizont, was die Lebensmittelauswahl betrifft, erweitern können.
Da wir noch nicht tief gehend über Themen wie Nährstoffe (Vitamin B12 etc.) informiert waren, haben wir dies anfangs noch nicht supplementiert. Auch haben wir bei gewissen Lebensmitteln nicht gewusst, was sich dort für tierische Inhaltsstoffe verstecken (z. B. Karmin als Farbstoff). Unser persönliches Umfeld war dem Thema sehr offen gegenüber eingestellt. Unsere Eltern ernährten sich auch schon bis dahin vegetarisch. Bei Marleen gab es jedoch in ihrer damaligen Beziehung einige Probleme und Meinungsverschiedenheiten. Isabel hatte recht viel Glück und ihr Freund hat sich sehr schnell auf das Thema eingelassen und ernährt sich heute auch vegan.
Ihr habt beide ecodemys Ausbildung zum Veganen Ernährungsberater erfolgreich abgeschlossen. War für euch von Anfang an klar, dieses Wissen auch beruflich zu nutzen?
Ja, wir waren beide noch auf der Suche nach unserer beruflichen Passion und konnten uns von Anfang an vorstellen, uns in diesem Bereich selbstständig zu machen. Das hat uns (vor allem Isabel) auch die meiste Zeit ziemlich unter Druck gesetzt und Isabel wollte sich mit allem nicht zu viel Zeit lassen. Neben den Skripten und den Gedanken an die Abschlussprüfung, kommen dann natürlich auch Gedanken über die Selbstständigkeit hinzu und alles, was dazu gehört. Man taucht in eine Welt ein, in der man vorher nie war und die anfangs auch ziemlich angsteinflößend sein kann. Jedoch hat uns das Wissen, dass wir dies beruflich machen wollen, auch sehr angespornt.
Was hat an der Ausbildung am meisten Spaß gemacht?
Marleen: Mir hat es am meisten Spaß gemacht, die Videos zu den Kapiteln zu schauen. Ich lerne beim Hören am besten. Das Kapitel, in dem es um die Makronährstoffe ging, fand ich am interessantesten.
Isabel: Mir hat es einfach Spaß gemacht, mein Wissen in den Themen zu erweitern und neue Erkenntnisse dazu zu gewinnen. Ich fand das Kapitel „Verdauung des Menschen“ und „potenziell kritische Nährstoffe“ am interessantesten.
Gab es beim Lernen Durststrecken oder Motivationstiefs? Wenn ja, wie habt ihr sie überwunden?
Hier erging es uns sehr unterschiedlich. Marleen fiel es öfter schwer, sich neben ihrem Alltag und Beruf kontinuierlich auf die Inhalte und generell auf das Lernen zu konzentrieren. In diesen Fällen konnte sie sich meistens damit motivieren, dass sie sich unser Ziel vor Augen geführt hat und auch Gespräche unsere Gespräche haben ihr neue Motivation gegeben.
Isabel hatte wenig Motivationstiefs. Sie hat sich eher selbst zu sehr unter Druck gesetzt und wollte alles in einem bestimmten zeitlichen Rahmen schaffen. Durch Meditation, Yoga und Gespräche mit ihrem Freund und Marleen, konnte sie sich selbst den Druck wieder etwas nehmen.
Hier konnten wir uns praktisch mit unseren verschiedenen Gemütern wieder erden und uns auf das Wesentliche fokussieren.
Ihr arbeitet momentan via Skype, Zoom und Telefon mit euren Kunden. Wie ist die Akzeptanz? Wird mehr Telefonberatung gewünscht oder ist „zoomen und skypen“ längst Alltag für die Menschen?
Zoomen und skypen ist unserer Meinung nach längst Alltag. Vor allem in der jetzigen Zeit ist es durch Corona eher schwieriger sich persönlich zu treffen, daher ist eine Beratung über Video eine super Alternative. Außerdem finden wir, Skype und Zoom bietet für die Menschen, die Schwierigkeiten haben, sich mit Fremden zu treffen, eine großartige Lösung. Und sind wir mal ehrlich: Vom Zeitmanagement ist es auch einfacher, sich für eine Videoberatung hinzusetzen, als sich irgendwo zu treffen. Gerade für Beratungen, die mehr Zeit in Anspruch nehmen, ist es via Skype natürlich persönlicher als nur über Telefon.
Welche Themenbereiche werden bei euch hauptsächlich angefragt? Habt ihr mehr mit den Basics der Vegan-Anfänger zu tun, oder ist es die erfahrene Klientel, auf der Suche nach Tipps und Tricks?
Tatsächlich sind es zurzeit überwiegend Menschen, die sich näher mit dem Thema Veganismus beschäftigen wollen und da noch etwas Unterstützung und Wissen benötigen. Wir denken, dass es gerade auch stark an dem Veganuary lag, durch den glücklicherweise viele Menschen auf den Geschmack gekommen sind und somit in eine völlig neue Welt eintauchen.
Ihr bietet auch eine Ernährungsanalyse und eine spezielle Beratung zum Thema Supplemente an. Wohin geht eurer Meinung nach der Trend unter den Veganern: Lecker vollwertig kochen oder doch eher die schnelle Pille für die Nährstoffversorgung?
Wir glauben, dass es bei Veganern immer im Vordergrund stehen wird, gesund und vollwertig zu kochen. Aus eigenen Erfahrungen ist dies einfach etwas, das besonders Spaß macht, wenn man anfängt sich vegan zu ernähren. Man lernt eine völlig neue kulinarische Welt kennen. Es macht Spaß neue Lebensmittel kennenzulernen und auszuprobieren. Nichtsdestotrotz finden wir es wichtig heutzutage den Menschen auch nahezulegen, dass hochwertige Supplemente nichts Schlechtes sind oder bedeuten, dass man sich nicht richtig ernährt, weil man diese zu sich nimmt.
Wir finden, Supplemente sollten zudem nicht nur bei Veganern eine Rolle spielen, sondern auch bei Fleischessern. Abgesehen von der Tatsache, dass sich die Mehrheit der Menschen nicht vollwertig und gesund durch Lebensmittel ernährt, finden wir es völlig legitim seine gesunde (!) Ernährung mit hochwertigen Supplementen zu unterstützen. Man sollte sich jedoch gut damit auskennen und nicht einfach irgendwas auf gut Glück einnehmen. Daher bieten wir diesen Bereich auch an, um Menschen dieses Wissen zu vermitteln.
Die schnelle Pille für die Nährstoffversorgung würde so nicht funktionieren, denn an erster und wichtigster Stelle wird immer eine ausgewogene Ernährung stehen.
Als „Die Neuzeit Ökoschwestern“ betreibt ihr auch einen eigenen Podcast. Wie kamt ihr auf die Idee und was sind die Themen?
Die Idee ist entstanden, da wir beide immer unglaublich viel zu reden haben und auch für unsere Freunde oft Ansprechpartner für viele Themen sind. Es macht uns einfach Spaß zu reden und wir dachten, da wir uns privat auch mit vielen verschiedenen Themen wie Persönlichkeitsentwicklung, Veganismus, Meditation, Yoga, Reisen und Partnerschaft beschäftigen, können wir unser Wissen und unsere Gedanken mit anderen Menschen teilen und diese weitergeben. Die Themen suchen wir uns je nach Bedarf oder was uns momentan beschäftigt aus. In Zukunft möchten wir wahrscheinlich auch noch intensiver auf bestimmte Themenbereiche eingehen, die auch mit der Ernährungsberatung zu haben. Lasst euch überraschen!
Der Schritt in die Selbstständigkeit erfordert auch immer etwas Mut. Wie seid ihr die Sache angegangen?
Wichtig war es uns, dass wir den Kunden in einer umfangreichen Ernährungsberatung, aber auch in Kurzberatungen für eventuelle, kurze und simple Fragen, zur Seite stehen können. Eine Ernährungsanalyse gehört, finden wir, zu den Basics dazu. Und den Bereich Supplemente wollten wir unbedingt abdecken, da viel zu viel Unwissen und auch Falschwissen verbreitet ist. Unser Konzept ist primär durch die Frage entstanden, was wir uns selbst bei einer Ernährungsberatung wünschen würden und bräuchten. Natürlich kam das auch mit der Zeit durch die Skripte vom Studium und das angeeignete Wissen über bestimmte Themengebiete wie beispielsweise Supplemente. Wir haben uns auch bei anderen Ernährungsberatern umgeschaut und Inspiration geholt.
Der Start erfolgte nebenberuflich (wir sind Erzieherin und Sozialpädagogin) und unsere Berufe üben wir nebenbei immer noch aus. Da so etwas nicht von heute auf morgen klappt, brauchten und wollten wir auf jeden Fall finanzielle Sicherheit. Es hat jetzt insgesamt 1,5 Jahre gedauert bis es realistisch war, damit Geld zu verdienen. Da wir unsere Hauptberufe behalten haben und nebenbei begonnen haben, sind wir auch relativ locker an die Sache rangegangen. Wir hatten zum Glück nicht den Druck, dass es zu einem bestimmten Zeitpunkt funktionieren muss.
Logo, Website, Reichweite
Wir haben bei dem Aufbau der Website Hilfe von einem Familienmitglied in Anspruch genommen, da sich dieser damit zum Glück auskannte. Unser Logo haben wir auch von jemand Professionellem erstellen lassen. Was den Ausbau der Reichweite (Google) betrifft, hat uns der Freund von Isabel viel unterstützt und tut es immer noch. Außerdem hat uns ein Freund von Marleen unser wunderschönes Headerbild auf der Website zusammengestellt und hat außerdem unser Bild für unseren Podcast kreiert. Dafür sind wir allen Beteiligten sehr dankbar!
Wir können allen mit auf den Weg geben, dass es unglaublich viel Arbeit erspart, wenn man einen professionellen Webdesigner an der Seite hat, der sich auch mit Begriffen wie SEO auskennt. Es ist neben einer visuell ansprechenden Seite fast noch wichtiger, dass diese von Google gesehen wird.
Unser Tipp für alle, die es auch wagen wollen: Entwickelt ein Konzept, mit dem ihr euch wohlfühlt, verliert euer Ziel nicht aus den Augen und kämpft dafür. Am Ende wird es sich lohnen. Versucht, aus der Masse hervorzustechen und euch mit euren Ideen, eurem Auftreten oder eurem besonderen Design abzuheben.
An den ersten Kunden kann man sich als Ernährungsberater meist noch gut erinnern. Wie war die erste Beratung für euch?
Vor der ersten Beratung waren wir natürlich sehr aufgeregt und hatten Gedanken wie: „Was ist, wenn wir dem Kunden nicht helfen können oder keine Antworten auf seine Fragen haben“. Allerdings ist uns schnell klar geworden, wie viel Wissen wir haben und wie dankbar die meisten Menschen für Dinge sind, die einem schon wie selbstverständlich vorkommen.
In erster Linie passiert am meisten auf der Beziehungsebene (wie es auch immer schön in den ecodemy-Skripten beschrieben wird). Wenn man den Kunden auf dieser Ebene abholt, ist der Großteil und auch wichtigste Part geschafft. Nach der ersten Beratung waren wir sehr glücklich und man bekommt noch einen extra Schub Selbstvertrauen. Der Kunde war uns sehr dankbar, obwohl es nur eine Kurzberatung ohne viel Aufwand war. Aber genau darum geht es letztendlich – für die Kunden da sein und ihnen das Gefühl zu geben, dass sie etwas verändern können und dass es natürlich Menschen gibt, die ihnen dabei helfen können und werden.
Am Wochenende darf das Motto auch mal „Hauptsache lecker“ sein. Was ist eurer ultimatives „Happy-Weekend“-Rezept?
Marleens absoluter Favorit ist selbst gemachte Pizza. Frei nach dem Motto „mehr ist mehr“ kommt dort alles drauf was der Kühlschrank zu bieten hat und es entsteht jedes Mal eine neue, leckere Kombination.
Isabel isst am liebsten, um das Wochenende einzuläuten, einen Burger mit gekauften oder selbst gemachten Pattys. Von Tofu über Tempeh bis hin zu einem Bohnenpatty war schon alles mit dabei. Dann kommen noch Tomate, Salat, Gewürzgurken, Senf und Ketchup darauf. Dazu macht sie sich meist noch Kartoffelecken. Dafür viertelt man die Kartoffeln längs, beträufelt sie mit Öl, Salz und Rosmarin und anschließend kommen sie für 20-30 Minuten in den Ofen. So sieht unser leckeres „Happy-Weekend“ Essen aus.
Worauf seid besonders stolz?
Besonders stolz sind wir auf unsere Webseite, die wir größtenteils allein aufgebaut haben. Wir lieben unser Logo und das Banner, das auf unserer Home-Seite zu sehen ist. Diese Bilder verkörpern einfach genau unsere Werte und unsere Ethik, mit der wir arbeiten. Stolz sind wir natürlich auch auf unser Durchhaltevermögen und den Glauben an uns selbst.
Wie wird sich eurer Meinung nach, die vegane Idee in den nächsten 10 Jahren entwickeln? Wo seht ihr die größten Herausforderungen?
Rückblickend auf die letzten Jahre sieht man einen extremen Anstieg an veganen und vegetarischen Produkten auf dem Markt. Mittlerweile ist es eher für Restaurants oder Cafés schwierig geworden, die keine pflanzlichen Alternativen zu bieten haben. Wir denken, dass in 10 Jahren vegane Angebote, Alternativen und Ideen so normal und alltäglich sein werden, wie es tierische Produkte (leider) heute sind. Es findet bei vielen Menschen ein Wandel statt und es wird erkannt, dass wir mit unserem Konsum an tierischen Produkten nicht mehr so weiter machen können. Es wird immer Skeptiker oder Menschen geben, die nichts davon wissen wollen, jedoch wird das in 10 Jahren, unserer Meinung nach, ein verschwindend geringer Anteil sein. Wir freuen uns auf diese Entwicklung und hoffen, dass sich immer mehr Menschen darüber bewusst werden, dass wir als Konsumenten letztendlich den Markt bestimmen und somit auch verändern können.
Und eure persönlichen Pläne für die nächsten 5 Jahre?
Unser persönlicher Plan ist es, nach und nach ein sicheres Standbein mit der Ernährungsberatung aufzubauen und dies Vollzeit ausüben zu können. Eventuell möchten wir die Ernährungsberatung auch mit dem Thema „Coaching“ in Richtung Persönlichkeitsentwicklung kombinieren. Unserer Meinung nach gehen diese Themen gerade für Veganer und Veganerinnen ineinander über und viele setzen sich zwangsläufig viel mehr mit sich selbst und ihrer Umwelt auseinander, wenn sie anfangen, vegan zu leben. Wir würden daher Menschen gern in diesem gesamten Prozess begleiten und nicht nur in puncto Ernährung. Zudem möchten wir zeitnah auch noch die Fachfortbildungen Vegane Ernährung für Mutter und Kind und Vegane Ernährung für Sportler/innen absolvieren.
Kontakt
Isabel Scheffler
Gütergotzer Straße 1
14165 Berlin
Telefon: 0151 568 626 61
Website: ernaehrungsberatung-marisi.de
E-Mail: info@ernaehrungsberatung-Marisi.de
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