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Katharina, wie bist du zur veganen Ernährung gekommen?
Als Kind hatte ich schon früh eine innige Beziehung und ein großes Herz für Tiere. In der Grundschule habe ich mich schon geweigert die Tiere zu essen, die ich selbst zuhause hatte. Mit zehn Jahren empfand ich es dann als grundsätzlich falsch, Tiere zu essen – auch Kühe, Schweine, Hühner und Fische. Meine Eltern waren verblüfft, als ich ihnen sagte, dass ich keine Tiere mehr essen werde. Fisch musste ich dann allerdings noch eine Weile weiter essen, da sich meine Eltern sorgten, mir würde sonst zu viel in meiner Ernährung fehlen. Es gab damals keine Vegetarier im Bekanntenkreis, daher war ich ein Exot auf diesem Gebiet.
„Dann schaute ich „Earthlings“ und wurde unter Tränen schlagartig zur Veganerin.“
Vegan wurde ich, als ich von zuhause ausgezogen bin und für meine Einkäufe selbst verantwortlich war. Tatsächlich hat eine mischköstliche Brieffreundin dazu den ersten Dominostein umgekippt. Sie meinte, meine vegetarische Ernährung würde nichts bringen, da selbst in Kosmetik Tierversuche stecken würden und so könnte man gleich dabei bleiben, Fleisch zu essen. Daraufhin recherchierte ich nach Firmen, die keine Tierversuche machten. Dabei stieß ich auch auf erschreckend viele Firmen, die selbst für Lebensmittel Tierversuche durchführten. Davon hatte ich zuvor noch nie etwas gehört. Ich kaufte ab sofort nur noch mit meinen erstellten Listen ein, welche Firmen noch in meinen Einkaufskorb durften. Auch damals vor 10 Jahren war YouTube schon mit Videos dieser Art gefüllt und ich schaute mir nach und nach das Elend an. Und schon damals waren Filme zur veganen Lebensweise nur ein Klick weit davon entfernt. Ich war wie im Bann und schaute sie alle innerhalb kürzester Zeit an. Ich erfuhr von den gängigen Praktiken, wie Milch und Eier „hergestellt“ werden. Es erschütterte mich bis tief in mein Innerstes. Dann schaute ich „Earthlings“ und wurde unter Tränen schlagartig zur Veganerin.
„Der Veganismus hat mir so unfassbar viel gegeben.“
Mein nächster Einkauf war spärlich – ich wanderte im Supermarkt herum, studierte Etiketten und verließ den Laden zunächst nur mit zwei roten Paprika. Vegane Produkte waren zu der Zeit schwer zu erkennen, vegane Label gab es nur ganz vereinzelnd. Aber ich informierte mich und konnte sehr bald wieder in großer Vielfalt einkaufen. Und was soll ich sagen – die Hülle und Fülle an neuen Produkten, auch Grundnahrungsmittel, die ich daraufhin ausprobierte und kennenlernte, war überwältigend. Was hatte ich vorher beschränkt gegessen, auch wenn ich zuvor schon immer für meinen Partner und mich täglich frisch gekocht hatte. Die vegane Ernährung war für mich nie ein Problem. Ich hatte nie das Bedürfnis, wieder Milch oder Käse essen zu wollen. Im Gegenteil, ich konnte schon bald den Anblick und den Geruch nicht mehr ertragen. Schwer waren für mich die vielen Gespräche mit Familie, Partner und Bekannten. Vor allem mit meinem damaligen Partner bin ich deswegen oft aneinandergeraten. Der Schmerz der Erkenntnis saß bei mir noch zu tief, als das ich mich hätte sachlich oder positiv ausdrücken können. Es war die ersten Jahre eine recht emotionale Angelegenheit für mich und mein Umfeld. Es dauerte ein paar Jahre, um ein lockeres Verhältnis zu der Thematik zu bekommen. Ehrenamtliche Arbeit an Infoständen haben mir dabei sehr geholfen. Aber das ist nur die eine Seite. Der Veganismus hat mir so unfassbar viel gegeben: Glücksgefühle, Sinnhaftigkeit und Kraft, ganz tief in mir. Und vor allem eine Ausgeglichenheit, die ich vorher so nicht kannte. Natürlich bin ich den Tieren nun noch näher als früher. Es war die beste Entscheidung meines Lebens und nichts begleitet mich so sehr, wie dieses Thema.
Du hast bei ecodemy die VEA angefangen und erfolgreich abgeschossen. Was war deine Motivation? Hast du Tipps für Studenten und Absolventen?
Ich habe sehr schnell gemerkt, dass ich mit meinem ursprünglichen Studiengang nicht in das Berufsleben einsteigen möchte. So wechselte ich nach der Uni zunächst in den Bereich des veganen Einzelhandels und landete dann sehr schnell in der veganen Gastronomie und habe seitdem mehrere Lokale geleitet. Da ich hier bereits viele Fachgespräche mit Kunden hatte und begeistert in meiner Freizeit alles las, was ich über Ernährung finden konnte, wuchs der Wunsch in mir, dies auch professionell lernen zu können. Wenige Monate später verkündete die ecodemy, dass es bald die VEA geben würde. Ich habe mich so sehr darüber gefreut! Ich stand dann in der Silvesternacht, in die Ausbildung freigeschaltet wurde, mit dem Handy im Wohnzimmer meiner Schwiegereltern, während es draußen Raketen krachte, und meldete mich zu dem Studiengang an.
„Es macht unglaublich viel Spaß, dass eigene Projekt wachsen zu sehen.“
Meine Empfehlung ist, erst einmal das berufliche Hauptstandbein zu behalten und mit den Beratungen nebenberuflich anzufangen. Es kostet schon einiges an Zeit, seine eigene Art der Beratung zu finden und auszubauen damit deine Kunden einen guten Draht zu dir haben. Es ist auf jeden Fall hilfreich, schon im Vorfeld ein Netzwerk aufzubauen. Auch werben wird oft vergessen, ist aber unglaublich wichtig. Gänge zur Handelskammer und zum Steuerberater sind wichtig und bereichernd. Man darf nie vergessen, dass ein Gewerbe nicht nur aus der eigentlichen Tätigkeit besteht, sondern ein stabiles Fundament braucht. Wenn du dich nicht auskennst, dann gehe zu Leuten, die dir weiterhelfen. Es macht unglaublich viel Spaß, dass eigene Projekt wachsen zu sehen. Mein Hauptjob ist für mich noch notwendig, ich tue mich jedoch schwer damit. Ich bin ein „ganz oder gar nicht“ – Mensch. Wer kann: Eine Teilzeitstelle mit eigenem Nebengewerbe ist eine sehr gute Variante zum Starten.
Wie war die Zeit deiner Ausbildung für dich?
Die Zeit mit der VEA war ähnlich wie die Zeit, als ich vegan wurde. Sehr intensiv, voller Glücksgefühle, ein wenig wie im Zeitraffer. Ich konnte kaum erwarten, bis der Startschuss fiel und ich loslegen konnte. In den fünf Monaten nahm ich extra nur eine Teilzeitstelle an, um das Studium nebenher in der Zeit schaffen zu können. Es war sehr spannend meinen eigenen Moment abzupassen, an dem sich das Studium von bereits bekannten Informationen hin zu einer neuen Welt transformierte. Ich hatte das Glück von Anfang an dabei sein zu können und so war jeder, der zu dem Zeitpunkt in der ecodemy Community war, in genau dem gleichen Rausch. Es gab noch keine „alten Hasen“. Manchmal tauschten wir noch bis tief in die Nacht aus, einfach weil wir so happy waren. Oder wir trafen uns in den Ortsgruppen zum gemeinsamen Essen und lebendigem Austausch. Ich trauerte kurz vor Ende des Studiums schon ein wenig dieser Community hinterher, denn die Monate dort habe ich sehr genossen. Was ich großartig finde, ist der erweiterte Zugang, den ecodemy bietet. Wir haben alle immer noch Zugang zu der Community und den Inhalten. Doch wenn das Studium erst einmal abgeschlossen ist, bin zumindest ich nicht mehr so viel auf der Plattform. Nun warte ich vor allem auf die nächsten Fachfortbildungen und bin sehr dankbar, dass ecodemy das anbietet.
„… dann ist das deine persönliche Vision, für die du alles gibst.“
Ich hatte früher bereits ein herkömmliches Fernstudium begonnen. Veraltete Skripte, die unpersönliche Art und Weise und die fehlende Bereitschaft Widersprüche innerhalb der Lehrmaterialien auszubessern, haben mich davon abgehalten, es abzuschließen. Es gab auch keine Möglichkeit zur Weiterbildung. Bei ecodemy ist es genau das Gegenteil –innerhalb der ersten Monate wurden die brandneuen Skripte bereits aktualisiert und das ecodemy Team war Tag und Nacht für uns da. Ich übertreibe dabei wirklich nicht, oft habe ich mir gewünscht, dass sie endlich mal offline gehen, damit sie nicht irgendwann übermüdet vom Stuhl kippen. Aber wenn du für etwas brennst, dann kannst du nicht ausbrennen, weil du genau weißt, wofür du das alles machst. Das klappt auch gut, wenn du einmal während des Studiums in ein Motivationstief geraten solltest: Erinnere dich, warum du das möchtest, machst du es wie fast von alleine. Wenn du ein klares Bild hast wie du sein kannst und was es dir bringt, wenn du es durchgezogen hast, ist das deine persönliche Vision, für die du alles gibst.
Du bist unter Grün im Kopf zu finden. Wie sieht dein Angebot genau aus?
Auf meiner Website „Grün im Kopf“ findet man Informationen zum Angebot sowie Termine, wenn ich Workshops und Kochkurse gebe. Dazu einen kleinen Blog mit thematischen Informationen oder Rezepten. Vor allem findet man jedoch Hintergründe zu mir, denn Ernährungsberatung ist keine anonyme Dienstleistung für mich. Oftmals erzählen Kunden wirklich viele Details von ihrem privaten Leben, von ihren Sorgen und Nöten. So vertraulich wird man nur, wenn man einen direkten Draht zueinander hat und viel Vertrauen vorhanden ist. Vor allem Hausbesuche sind ein direkter Einblick in das Privatleben der Menschen. Volle Terminpläne, Tagesabläufe, Telefonate, Familienkonstellationen, Frust-Kompensation – als begleitende Ernährungsberaterin bin ich mitten drin.
„In der Beratung ist Fingerspitzengefühl angesagt.“
Auf meiner Seite findet man Vorschläge für Beratungsarten, aber eigentlich ergibt sich der Bedarf und die Form der Beratung durch die Schilderungen der Kunden. Manche Kunden springen auch ab, wenn sie ein Ernährungstagebuch von mir bekommen. Das ist sehr schade, denn ein wenig Informationen brauchen wir Berater schließlich. Für mich war es, wichtig zu lernen, wie ich meinen Kunden vermitteln kann, dass sie sich nicht viel Arbeit machen sollen, aber wir dennoch ein wenig Struktur brauchen, damit sie es im Alltag einfacher haben. Manche Leben sind so voll, da sprengen selbst ein paar Seiten Papier oder Fotos vom Essen die Zeit. Fingerspitzengefühl ist in der Beratung angesagt.
Mein Credo ist, mir wirklich Zeit für die Kunden zu nehmen – ich höre ihnen auf mehreren Ebenen zu. Wo liegt das genaue Problem, was hat in der Vergangenheit dazu geführt, dass es aufgetreten ist? Wie belastet es die Person heute und woran liegt es, dass es bislang nicht behoben wurde? Wenn jemand beispielsweise eine Unverträglichkeit hat und schon über Jahre bei Ärzten oder anderen Beratern war und es immer noch Probleme gibt, dann ist es mein Job zwischen den Zeilen zu lesen und herauszufinden, welche Informationen oder Zusammenhänge dem Kunden bislang verwehrt wurden. Es bereichert mich auch persönlich, wenn diese Lücke geschlossen wird und die Menschen dann wirklich zutiefst dankbar sind und mir auch sagen, dass sie sich vorher noch nie so angenommen gefühlt haben. Da ist es dann von Vorteil, dass ich die Beratung als Herzensanliegen durchführen kann und nicht darauf angewiesen bin, viele Beratungen pro Tag zu haben.
Was sind deine Pläne für die Zukunft?
Mein Herz schlägt für Kurse, Vorträge und für das persönliche Gespräch. Ich liebe diese Energie, die bei Gruppen entsteht, wenn sich alle für das gleiche Thema interessieren und ihre Hintergründe austauschen. Bei Vorträgen kann eine große Zahl Zuhörer erreicht und inspiriert werden, zum Beispiel vor allem auf Messen oder in Firmen. Bei der 1:1 Betreuung schätze ich sehr den beschriebenen direkten Draht, das entstehende Vertrauen und auch die größten Lerneffekte für mich selbst. Ich bin seit kurzem im Hamburger Gängeviertel Teil einer sozialen Gemeinschaftspraxis, in denen ich zusätzlich Beratung anbiete. Mittel- bis langfristig möchte ich meinen Hauptjob reduzieren und mich verstärkt auf diese Schwerpunkte konzentrieren und mich persönlich ausleben, aber auch stets weiterbilden. Es ist immer wieder spannend, wie viel noch zu entdecken ist.
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