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Die auf dem Foto gezeigte wilde und giftige Schönheit bleibt besser im Garten. Ihre domestizierten – und professionell angebauten und kontrollierten – Verwandten, die Süßlupinienarten, sind nicht nur hübsch anzuschauen, sondern haben auch ernährungsphysiologisch einiges zu bieten: Eine ähnlich gute Proteinbioverfügbarkeit und große Vielfalt an Weiterverarbeitungsmöglichkeiten wie Soja, aber ohne die potenziell negativen ökologischen Folgen. Sie sind nicht nur für Menschen mit Soja-Allergie eine großartige pflanzliche (Neu-)Entdeckung.
Wusstest du schon …
… dass die Süßlupine die einzige Hülsenfrucht ist, die vor der Weiterverarbeitung nicht eingeweicht werden muss?
Die Lupinenpflanze
Die Lupine gehört botanisch gesehen zu den Leguminosen, also den Hülsenfrüchten. Genau wie Linsen und Bohnen umfasst auch der Begriff „Lupine“ viele verschiedene Pflanzenarten: Im sogenannten „Integrated Taxonomic Information System“ sind ca. 164 Spezies gelistet (Australian Government, 2013). Von der aus dem Mittelmeergebiet stammenden Pflanze werden in Mitteleuropa die Gelbe (Lupinus luteus), Blaue (L. angustifolius) und Weiße (L. albus) Lupine angebaut; sie umfassen jeweils weitere Arten. Von ihnen sind in Deutschland siebzehn blaue, eine gelbe und zwei weiße Sorten zugelassen.
Sie alle haben ihre ganz eigenen Ansprüche an Boden und Klima und weisen dementsprechend verschiedene Mengen an Inhaltsstoffen und Verwendungsgebiete auf. Zudem unterscheiden sie sich in Vegetationsdauer (120 bis 175 Tage), Höhe (0,2 bis 1,5 m) und Anzahl der Samen in den Hülsen. Die Samen sind es auch, die letztlich verzehrt werden.
Charakteristisch für die Lupine ist die Bildung von Pfahlwurzeln. Das Besondere daran: Sie kann dadurch Wasser und Nährstoffe aus den tiefen Bodenschichten nutzen.
Wo liegt nun der Unterschied zwischen Lupine und Süßlupine? Die Lupine ist die Wildform, ihre Samen sind nicht ohne Vorbearbeitung zum Verzehr geeignet. Denn sie enthalten einen hohen Gehalt an giftigen Bitterstoffen, wie Alkaloiden und Saponinen. Doch seit etwa 1930 werden die Süßlupinenarten gezüchtet, welche aufgrund ihres geringen Alkaloidgehaltes von unter 0,05 % ohne Einweichen und Kochen zum Verzehr geeignet sind. Der erste Züchter dieser Sorten war übrigens ein Deutscher mit dem Namen Von Sengbusch.
Aufgrund der früher häufig auftretenden und zu großen Ernteverlusten führenden Pflanzenkrankheit Anthraknose, für welche vor allem die Gelbe Lupine anfällig ist, wird diese nur noch selten in Deutschland angebaut, es dominieren die bitterstoffarmen Blaulupinen.
Der Lupinenanbau unterliegt einer ständigen Qualitätskontrolle und um einen geringen Alkaloidgehalt zu erzielen ist ein sehr großer züchterischer Aufwand notwendig (Gesellschaft zur Förderung der Lupine e. V.). Wahrscheinlich mit ein Grund, warum der Anbau der eigentlich anspruchslosen Pflanze in Deutschland noch nicht so weit verbreitet ist.
Anbaubedingungen
Der insgesamt geringe Aufwand für den Anbau der Lupine unterscheidet sich je nach Sorte: Die gelbe Lupine hat die höchsten Ansprüche, die Weiße die niedrigsten. Die Aussaat beginnt ab Anfang bis Mitte März und ist abhängig von Sorte, Boden und Temperatur.
Beim Anbau darf kein mineralischer Stickstoffdünger verwendet werden, da die Lupine selbst mit ihren Wurzeln ja den Stickstoff bindet. Auch organische Dünger und eine Kalkung sind nicht vorgesehen. Gedüngt werden kann mit Phosphat, teilweise ist eine Impfung des Saatguts mit dem Bakterium Bradyrhizobium lupini notwendig. Wenn es nicht anders möglich ist, wird das Unkraut chemisch bekämpft, bevorzugt nutzen die Landwirte jedoch die mechanische Arbeit.
Sobald die Samen reif sind, wirft die Pflanze ihre Blätter ab und in den Hülsen rasseln die Körner. Dann können die Samen mit Hilfe von Mähdreschern geerntet werden (Gesellschaft zur Förderung der Lupine e. V.)
Fakten zum Anbau
Erstmals wurde die Lupine 2000 v. Chr. in Griechenland und Ägypten angebaut. Bereits damals verwendete man sie für den menschlichen Konsum, als Tierfutter, in Kosmetik und Medizin. Seit etwa 1860 findet die Produktion auch in Deutschland statt. Australien ist das weltweit größte Anbauland mit über 1 Millionen Hektar Anbaufläche der Blauen Süßlupine. Damit machte das Land zwischen 1996 und 2006 etwa 85 % der weltweiten Lupinenproduktion aus. Davon werden die meisten Lupinen nach Europa exportiert, der Großteil in die Niederlande. Im Jahr 2008 betrug die weltweite Lupinenproduktion 774.000 t, wovon etwa 64 % aus Australien kamen (Australian Government, 2013).
Deutschland hat im Jahr 2000/01 31.000 t an Lupinen importiert. Gleichzeitig ist es das größte Lupinenanbauland in der EU, wobei sich der Anbau regional auf Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt konzentriert. Denn dort gibt es die für den Anbau am besten geeigneten Sandböden mit niedrigem pH-Wert. Da der Anbau von Körnerleguminosen staatlich gefördert wird, ist er für die Landwirte recht attraktiv. Während 2006 in Deutschland noch 42.000 t auf 32.800 ha an Süßlupinen produziert wurden, waren es 2017 52.800 t auf 29.000 ha, 2022 56.000t auf 32.000 ha (FAOSTAT, 2019; BLE, 2022).
Nährwerte und Inhaltsstoffe
Die Nährwerte der Süßlupine variieren je nach Sorte (Australian Government, 2013). Daher sind in Tabelle 1 die durchschnittlichen Angaben für Lupinensamen der Sorte L. angustifolius angegeben (nach Australian Government, 2013; Trugo et al., 2013; Kampanit et al., 2017).
Tabelle 1: Durchschnittliche Nährwertangaben für die Blaue Süßlupine
Energie | 286 kcal |
Protein | 32 g |
Fett | 6 g |
Kohlenhydrate | 26 g |
Ballaststoffe | 15 g |
Calcium | 267 mg |
Eisen | 2,74 mg |
Zink | 3,46 mg |
Niacin | 4 mg |
Makronährstoffgehalt
Du siehst, die Samen sind ziemlich proteinreich und können daher gut zur Deckung des Proteinbedarfs bei einer pflanzlichen Ernährung beitragen. Zwar variiert die Aminosäuren-Zusammensetzung zwischen den Sorten und je nach Standort sowie Erntejahr, es sind aber alle essenziellen Aminosäuren enthalten. Nur der Gehalt an Methionin, die limitierende Aminosäure, ist sehr gering. Daher bietet sich eine Kombination mit Getreide oder Mais an, um die Bioverfügbarkeit des Proteins zu erhöhen.
Das in den Samen enthaltene Öl ist reich an ungesättigten Fettsäuren (sie machen etwa 81 % aus), darunter vor allem Ölsäure, Linolsäure und α-Linolensäure.
Im Unterschied zu den meisten Hülsenfrüchten enthalten Lupinensamen kaum Stärke, ihre Hauptkohlenhydrate sind die Oligosaccharide und Nicht-Stärke-Polysaccharide (Australian Government, 2013).
Vergleicht man die Proteinzusammensetzung von Soja und Lupine, so weist letztere niedrigere Gehalte an essenziellen Aminosäuren auf. Dabei sind die Mengen an Methionin (bei beiden die limitierende Aminosäure) mit durchschnittlich 0,55 g pro 100 g Lupinen-Rohprotein noch geringer als bei Soja, welches 1,45 g pro 100 g Rohprotein enthält. Daher ist die Proteinwertigkeit der Lupine etwas schlechter als die von Soja, sie gehört aber dennoch zu den Pflanzen mit dem besten Aminosäurenprofil (Gesellschaft zur Förderung der Lupine e.V., 2007). Wie du in Abbildung 2 sehen kannst, enthält die Süßlupine weniger Kohlenhydrate und Fette als Soja.
Enthaltene Mikronährstoffe
Bezüglich der Mikronährstoffe sind die relativ hohen Gehalte an B-Vitaminen der Lupinensamen erwähnenswert. Auch interessant: In einer Studie an der Blauen Süßlupine in Australien wurde in einer simulierten in vitro-Verdauung (ein Modell im Labor, welches den menschlichen Verdauungstrakt nachstellt) festgestellt, dass die Bioverfügbarkeit von Calcium, Eisen und Zink abhängig von der Sorte war und im Durchschnitt höher bei geschälten Samen als bei ungeschälten (das galt aber nicht für alle Sorten). Die durchschnittliche Bioverfügbarkeit betrug dabei nach 15 Minuten Kochzeit bei 100 °C bei geschälten Samen 11 % für Calcium, 21 % für Eisen und 12 % für Zink, bei den ganzen Samen lag sie jeweils nur bei 6 %, 17 % und 9 %. Zudem betrugen die Calciumgehalte in den ganzen Samen zwischen 201 und 371 mg/100 g, in geschälten nur zwischen 73 und 128 mg/100 g. Du siehst, sowohl Verarbeitung als auch Sorte können die Nährwerte ziemlich stark beeinflussen (Kampanit et al., 2017).
Sekundäre Pflanzenstoffe
Zudem enthält die Lupine gesundheitsförderliche Phytochemikalien wie Carotenoide, Phenolverbindungen und geringe Mengen an Phytoöstrogenen (Kouris-Blazos und Belski, 2016). Auffällig ist ihr geringer Puringehalt und wie alle Hülsenfrüchte ist sie sowohl glutenfrei als auch reich an Ballaststoffen (Kouris-Blazos und Belski, 2016).
Bei den bereits erwähnten enthaltenen Bitterstoffen, den Alkaloiden, handelt es sich um stickstoffhaltige Substanzen, die z. B. in Quinoa für einen bitteren Geschmack sorgen können (vor allem, wenn er nicht abgewaschen wird). Da sie bei höherer Aufnahme gesundheitsschädlich sein können, müssen Lebensmittel mit größeren Gehalten daran geschält, gewaschen und gekocht werden. Sie gehören zu den sekundären Pflanzenstoffen und sind für die Abwehr von Krankheiten und Schädlingen an der Pflanze zuständig. Während die ursprüngliche Lupine 1‑4 % von diesen Stoffen enthält und daher vor dem Verzehr eingeweicht und gekocht werden muss, enthalten die bitterstoffarmen Süßlupinen unter 0,05 % Alkaloide, teilweise sogar unter 0,02 % (Gesellschaft zur Förderung der Lupine e.V.). Daneben sind auch die Anteile weiterer sogenannter antinutritiver Stoffe, die die Aufnahme von wichtigen Nährstoffen behindern können, relativ niedrig. Der Gehalt an Phytinsäure beträgt unter 1 % und auch Saponine, Lektine und Trypsin-Chymotrypsin-Inhibitoren sind im Vergleich mit anderen Hülsenfrüchten in geringen Mengen in der Süßlupine enthalten (Kouris-Blazos und Belski, 2016).
Gesundheitliche Wirkung der Lupine
Nicht nur in der Lebensmittelverarbeitung, sondern ebenso in der Forschung hat die Lupine in den letzten Jahren an Aufmerksamkeit gewonnen. Ihre hohen Nährstoffgehalte, der einfache Anbau und die vielfältigen Verarbeitungsmöglichkeiten machen sie interessant. Dabei gibt es Hinweise, dass die Lupine gesundheitsförderliche Eigenschaften besitzt.
So können sich die enthaltenen Ballaststoffe positiv auf die (Darm-)Gesundheit auswirken und das Sättigungsgefühl erhöhen, was wiederum das Risiko für Übergewicht und den damit verbundenen negativen Folgen senken kann. Auch eine positive Wirkung auf die Darm-Mikrobiota durch veränderte Bakterienzusammensetzung wurde in Studien beobachtet, was u. a. das Risiko für Darmkrebs reduzieren könne (Kouris-Blazos und Belski, 2016).
Der hohe Gehalt an ungesättigten Fettsäuren, speziell der Omega-3-Fettsäuren, macht das Öl der Lupine zu einer attraktiven Fettquelle. Denn eine höhere Aufnahme an Omega-3-Fettsäuren ist mit positiven Folgen für die Gesundheit (u. a. auf das kardiovaskuläre Risiko und die Darm-Mikrobiota) verbunden (Ramirez et al., 2019; Costantini et al., 2017). Zudem wurden in Studien bei täglichem Verzehr von Backwaren, die mindestens 20 %, teilweise auch 40 % Lupinenmehl enthielten, positive Wirkungen auf den Blutdruck, die Blutlipide bei Hypercholesterinämie, die Insulinsensitivität und das Darm-Mikrobiom (u. a. im Vergleich zu Casein-Protein, Ballaststoffen aus anderen Quellen oder einer Ernährung ohne Lupine) beobachtet. Zurückgeführt werden diese Effekte unter anderem auf das enthaltene Protein und die speziellen Ballaststoffe (Kours-Blazos und Belski, 2016).
Allerdings ist anzumerken, dass die Lupine zu den 14 Hauptallergenen gehört, die in der EU laut Lebensmittel-Informationsverordnung (EU VO 1169/2011) kennzeichnungspflichtig sind und auf der Zutatenliste hervorgehoben werden, sowie auf Speisekarten aufgeführt werden müssen. Besonders vorsichtig sollten Menschen mit einer Erdnussallergie sein, denn sie haben häufig auch eine Lupinenallergie. Insgesamt scheinen aber eher wenige Menschen davon betroffen zu sein. So reagierten in einer europäischen Studie nur 1,6 % der untersuchten Personen positiv auf das Allergen mittels Prick-Test, wovon ein Drittel allergische Reaktionen zeigte (Australian Government, 2013).
Verwendung der Lupine
Wie du gesehen hast, ist die Lupine eine nährstoffreiche Pflanze mit möglichen positiven Wirkungen auf die menschliche Gesundheit. Doch ihre Verwendung als Lebensmittel ist noch relativ jung und nicht so weit verbreitet: Weniger als 4 % der globalen Lupinenproduktion werden für die menschliche Ernährung genutzt (Australian Government, 2013). Im Gegensatz dazu wird sie seit vielen Jahren in anderen Bereichen gerne verwendet.
Verwendung der Lupine außerhalb der menschlichen Ernährung
Landwirte schätzen die Eigenschaften der Lupine, die sie zu einem guten Gründüngemittel machen. Da sie die Struktur des Bodens verbessert, wird sie vor allem auf Stilllegungs- und Rekultivierungsflächen sowie im Zwischenfruchtanbau verwendet. Außerdem ist sie gut zur Unkrautunterdrückung geeignet. Da sie Luftstickstoff bindet und schwerlösliche Phosphate im Boden auflöst, kann sie zum Ausgleich der Stickstoffbilanz auf den Ackerflächen beitragen und Nährstoffe für nachfolgende Früchte binden und wieder verfügbar machen. Aus diesen Gründen wird sie besonders gerne im ökologischen Landbau genutzt.
Der hohe Proteingehalt und die gute Aminosäuren-Zusammensetzung machen die Lupine auch als Tierfutter attraktiv: Die Körner werden sowohl direkt genutzt als auch zur Produktion von eiweißreichem Grünfutter für Schweine, Geflügel und Wiederkäuer verwendet.
Zudem finden die Samen als Rohstoff in der chemischen Industrie und in manchen Kosmetikprodukten Anwendung (Gesellschaft zur Förderung der Lupine e. V., 2007).
Verwendung der Lupine als Lebensmittel
Lupinen, die für den menschlichen Verzehr vorgesehen sind, dürfen höchstens einen Alkaloidgehalt von 0,02 % aufweisen. Meistens wird wegen des unkomplizierten Anbaus die Blaue Lupine verwendet, doch aufgrund ihres neutralen Geschmacks findet man auch die Weiße Lupine in den Geschäften. Die Bekanntheit wächst und die Industrie nutzt die ernährungsphysiologischen und technologischen Vorteile der Lupinenpflanze. Dabei reicht ihr Anwendungsgebiet über die veganen Ersatzprodukte hinaus.
Direkte Verwendung der Lupinensamen
Am offensichtlichsten, aber dennoch nicht üblich, ist die direkte Verwendung der Lupinensamen. Man erhält diese z. B. im Bioladen und kann sie dann – wie andere Hülsenfrüchte auch – als Beilage oder in Suppen verwenden. Eigentlich komisch, dass sie dafür nicht häufiger genutzt wird, ist doch gerade das aufwendige Einweichen oft ein Argument gegen den vermehrten Hülsenfruchtverzehr. Das ist ja aufgrund des niedrigen Bitterstoffgehalts der Süßlupine bei dieser nicht von Nöten. Teilweise bekommt man die Süßlupine auch eingelegt in Salzwasser, in Portugal und Italien werden die gequollenen und gesalzenen Lupinensamen gerne als Snack zu Bier gereicht.
Verwendung der verarbeiteten Lupinensamen
Die weiterverarbeiteten Samen in Form von Kleie, Schrot und Mehl können in Backwaren einen Teil des herkömmlichen Mehls ersetzen (etwa 10 % sind üblich). Zudem kann man das Mehl aufgrund des hohen Wasserbindungsvermögens auch anstelle von Eiern verwenden. Hinzu kommt, dass es die Haltbarkeit erhöht und das Nährstoffprofil verändert. Aus diesem Grund wird es gerne in der Lebensmittelindustrie genutzt, du selbst kannst dir diese Eigenschaft aber auch zu Hause beim Brotbacken zunutze machen (Gesellschaft zur Förderung der Lupine e. V.). Um den Ballaststoffgehalt von Backwaren zu erhöhen, wird teilweise nur die Hülle der Lupinensamen verarbeitet (Australian Government, 2013).
Außerdem kann man den Schrot der Lupine kochen und für Salate, Füllungen und in der Bolognesesoße oder Lasagne verwenden. Dabei punktet der Schrot mit einer kurzen Zubereitungszeit: 5 Minuten Kochen – je nach Vorliebe in Gemüsebrühe – genügen und nach weiteren 10 Minuten Quellzeit kann man ihn z. B. mit Gewürzen, Gemüse, Nüssen oder Samen vermengen. Gefüllt in Paprika und serviert zu Vollkornnudeln hat man ein schnelles, nährstoffreiches und unkompliziertes Gericht, das geschmacklich und für das Auge etwas hermacht, gezaubert.
Wer die gekochten Samen püriert, kann daraus in Kombination mit Gemüse, Gewürzen, Getreide und anderen Hülsenfrüchten leckere und abwechslungsreiche Aufstriche und Dips herstellen. Wenn du keine Zeit oder Lust zum Selbermachen hast, findest du auch eine Vielzahl an fertigen Aufstrichen im Handel.
Die ebenfalls erhältlichen Lupinenflocken kannst du zu Müsli, Salat und Smoothie geben oder für eine Panade nutzen.
Zu den weiteren Möglichkeiten gehört die Verarbeitung zu Tofu und Tempeh. Ersteres gibt es in Deutschland momentan nicht (mehr) zu kaufen, du könntest es aber selbst herstellen. Eine Anleitung zur Tofuherstellung findest du in unserem Tofu-Artikel. Auch Lupinennudeln, in welchen ein Teil des herkömmlichen Mehls durch Lupinenmehl ersetzt wird, gibt es im Handel.
Weitere Lupinenprodukte
Aufgrund seiner guten Emulgierfähigkeit und -stabilität wird insbesondere das Lupinenprotein gerne von der Industrie genutzt. Für die Herstellung werden geschälte Lupinensamen zu Flakes gepresst, eingeweicht und entölt. Heraus kommen Lupinenöl und Lupinenprotein, die dann weiterverarbeitet werden können. Zum einen werden Proteinisolat und -konzentrat auf Lupinenbasis direkt an den Endkunden verkauft, der z. B. seine Proteinaufnahme gezielt erhöhen möchte. Zum anderen wird das Lupinenprotein in der Lebensmittelindustrie für die Herstellung von beispielsweise Fleisch- und Wurst-, Backwaren oder Cerealien für die gewünschte Textur, zur verlängerten Haltbarkeit oder Nährstoffanreicherung genutzt.
Ein interessantes Produkt für Kaffee-Liebhaber ist die koffeinfreie Lupinen-Variante des schwarzen Getränks. Diese wird in Form von gerösteten ganzen oder gemahlenen Samen und als Instantgetränk verkauft. Dabei ist die Zubereitung die gleiche wie beim altbekannten Kaffee. Der Unterschied liegt in der Röstung: Sie dauert bei den Lupinensamen länger und findet bei niedrigeren Temperaturen statt. Je nach Sorte und Röstvorgang variiert das Aroma des Getränks, es ähnelt jedoch dem von Bohnenkaffee.
Verwendung der Lupine in Fleisch- und Milchersatzprodukten
Die pflanzlichen Ersatzprodukte für Fleisch- und Milcherzeugnisse warten mit mehr oder weniger großem Lupinenanteil auf. Die in Deutschland erhältlichen Produkte enthalten meist Lupinen aus deutschem Anbau, was sie zu einer ökologisch attraktiven Alternative zu dem oft von weither importiertem Soja macht.
Lebensmittel tierischen Ursprungs, für welche Produkte auf Lupinenbasis als Ersatz verfügbar sind, umfassen beispielsweise:
- Fleischprodukte: Burger, Würstchen, Wurst… (mit gekochten Süßlupinensamen oder -mehl, oft in Kombination mit Seitan, Tofu, Öl, Gewürzen, Stärke…)
- Milch (mit Süßlupineneiweiß-Isolat, Maltodextrin, Süßungsmitteln, Aromen, Stabilisatoren…)
- Eis (mit Süßlupineneiweiß, Zucker, Kokosfett, Aromen, Emulgatoren, Verdickungsmitteln…)
- Joghurt und Desserts (mit Süßlupinenproteinisolat, Kokosfett, Stärke, Verdickungsmittel, Joghurtkulturen, Aromen, Süßungsmitteln…)
- Frischkäse (mit Süßlupineneiweiß-Isolat, Kokosfett, Maltodextrin, Kräutern, Säuerungsmittel, Milchsäurekulturen…)
- Mayonnaise (mit Süßlupinenprotein, Öl, Stärke, Senf, Verdickungsmitteln…).
Gut zu wissen: Auch wenn die Produkte oft mit der Aufschrift werben, dass sie die nährwertreiche Süßlupine enthalten, so ist der tatsächlich enthaltene Anteil oft gering. Durch die weiteren Zutaten, die für Geschmack und Textur des Endprodukts nötig sind, werden die Nährwertgehalte meist stark beeinflusst. Daher sind die ernährungsphysiologischen Vorteile der reinen Lupine in solchen Produkten meist kaum mehr vorhanden. Infolgedessen solltest du bei der Auswahl der Lebensmittel und Zusammenstellung deiner Ernährung darauf achten, wie diese Produkte zusammengesetzt sind. So kann beispielsweise eine Lupinenmayonnaise, die 1 % Lupineneiweiß enthält, nicht als Proteinquelle eingestuft werden, sondern als Fettquelle. Besonders wenn du dich an der veganen Lebensmittelpyramide orientierst, solltest du dies bedenken.
Unser Fazit
Bisher eher unter Insidern bekannt, ist die Süßlupine eine vielseitig nutzbare Nährstoffquelle: Ob für Sojaallergiker, als ökologisch günstigere, aber nährwerttechnisch kaum weniger wertvolle, Alternative zum importierten Soja oder einfach für Abwechslung in der Küche. Zudem kann sie in Ersatzprodukten die Umsetzung einer pflanzenbasierten Ernährung erleichtern. Wer jedoch die ernährungsphysiologischen und gesundheitsförderlichen Eigenschaften nutzen möchte, sollte bevorzugt auf die weniger verarbeiteten Varianten zurückgreifen und die Lupine z. B. als Beilage oder in Form von Mehl im Brot verwenden.
Mit steigender Bekanntheit der vielseitigen und nährstoffreichen Hülsenfrucht wird bestimmt auch ihre Verfügbarkeit steigen – solange bleibt sie noch ein kleiner Geheimtipp, den du jetzt kennst.
Motzer Helmtrud meint
Hallo,
da ich eine Nierenschwäche habe, wäre es für mich sehr wichtig zu wissen, wieviel Mineralstoffe die Süßlupine enthält. Sowohl in noch unverarbeiteter Form sowie in den verarbeiteten Fertig-Produkten wie z.B. in Bratlingen, Würstchen, Burgern. Besonders wichtig für mich und bestimmt auch für viele andere Interessierte wäre eine Auskunft über den Kalium -und Phosphorgehalt!!!
Ohne dieses Wissen kann ich die Süßlupine leider nicht in meine Ernährung einbauen, denn schmecken tun die Lupinen-Bratlinge von alberts echt gut zusammen mit anderen Beilagen. Habe mal vorsichtshalber nur die Hälfte eines Filets, sprich 50 g probiert.
Über Ihre Antwort würde ich mich sehr freuen.
Mfg
Helmtrud Motzer
Isabel Bernhauser meint
Hallo liebe Helmtrud,
die vollwertige Süßlupine liefert wertvolles Eiweiß sowie Mikronährstoffe, u.a. auch Kalium und Phosphor. Den konkreten Gehalt dieser beiden Mineralstoffe können wir mit keinen gesicherten Quellen belegen. Zudem gibt es unterschiedliche Arten von Lupinen, deren Nährwerte sich unterscheiden. Hinzu kommen Unterschiede durch Anbauart und -ort, was zu mehr oder weniger großen Schwankungen führen kann. Die Lupine kann jedoch aufgrund ihres Wurzelwerks Phosphat gut aufnehmen. Leider ist das Lebensmittel nicht in der Datenbank des Bundeslebensmittelschlüssels (BLS) aufgelistet und Publikationen zum Nährwertespektrum der Lupine liefern keine vollständigen oder einheitlichen Angaben, weshalb wir keine zuverlässigen Daten dazu weiterreichen können. Auf dieser Seite (Mann, 2017) werden Hülsenfrüchte im Allgemeinen, aber nicht speziell die Lupine, als relativ Kalium-reich aufgeführt.
Es ist uns jedoch nicht bekannt, dass die Süßlupine in ihrer vollwertigen Form bei moderatem Verzehr als problematisch für Personen mit Nierenschwäche erachtet würde. Für konkrete Verzehrsempfehlungen könnte dir ein Mediziner bzw. eine medizinsch versierte Ernährungsfachkraft zur Seite stehen.
Verarbeitete Produkte auf Süßlupinen-Basis, wie Bratlinge etc., enthalten neben der Lupine noch weitere Bestandteile (z. B. Gemüse, Pflanzenöl, Maisstärke etc.). Je nach Zusammensetzung können sich hier die Nährwerte zwischen den Produkten voneinander unterscheiden. Eventuell könntest du beim Hersteller des jeweiligen Produktes nachfragen, ob dieser Analysen hat bzw. etwas über die genaueren Gehalte bekannt ist.
Dieser Artikel (Donner, 2012) über die Lupine könnte dich interessieren. 🙂
Herzliche Grüße,
Isabel!
Andreas Steffen meint
Hallo Frau Goossen,
leider stellt das große Foto am Anfang Ihres Beitrages keine Süßlupinen, sondern die giftigen wilden oder Gartenlupinen mit deutlichen Alkaloidgehalten dar. Dieses kann zu Missverständnissen oder Verwechslungen führen.
Mit freundlichen Grüßen
Andreas Steffen
Koordinationsstelle Eiweißstrategie MV
an der LFA MV
Isabel Bernhauser meint
Hallo lieber Andreas,
vielen Dank für deinen wertvollen Beitrag.
Wie du ganz richtig schreibst, handelt es sich auf dem Titelbild um die wilde, giftige Lupine. Dies haben wir direkt zu Beginn des Artikels erwähnt, sodass es beim Leser nicht zu Verwirrung kommt.
Herzliche Grüße
Isabel