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Vegane Ernährung bei Krebserkrankungen: Welchen Einfluss haben Nahrungsmittel und Ernährungsweise?
Nach den Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind Krebserkrankungen die zweithäufigste Todesursache in Deutschland. Sie sind für knapp ein Viertel aller Todesfälle verantwortlich (Destatis, 2021). Im Jahr 2020 starben fast 9 Millionen Menschen an Krebs (IARC, 2022). Der Anstieg an Neuerkrankungen in den letzten Jahrzehnten ist erschreckend hoch: Seit Anfang der 1970er Jahre haben sich die Erkrankungsfälle deutschlandweit fast verdoppelt (RKI, 2016). Effektive Therapie- und vor allem Präventionsmaßnahmen werden benötigt wie noch nie zuvor. Die Forschung liefert schon fundierte Belege, dass die Ernährung bei Krebserkrankungen einen ganz wesentlichen Teil in der Vor- und Nachsorge ausmacht. In den täglich konsumierten Nahrungsmitteln verbergen sich eine Reihe an Schutzstoffen, aber auch potenzielle Risikofaktoren, welche die Krankheitsentstehung beeinflussen können. Aber welche Stoffe sind das genau, worin befinden sie sich und kann eine vegane Ernährung vor Krebs schützen?
Wusstest du schon …
… dass circa 30 % der weltweiten Krebsfälle durch ernährungs- und lebensstilbedingte Faktoren als vermeidbar gelten (WHO, 2022)?
Krebs: das Krankheitsbild
Die Diagnose einer Krebserkrankung wird von vielen direkt mit dem Todesurteil in Verbindung gebracht; aber dank des medizinischen Fortschritts ist das oftmals gar nicht mehr der Fall. Doch was macht das Krankheitsbild Krebs eigentlich aus?
Die Erkrankung beginnt mit einem Angriff auf das Erbgut, woraufhin sich die Körperzellen so verändern, dass sie unkontrolliert wachsen und kaum absterben. Die bösartigen Neubildungen (Neoplasmen) können sich in Rekordzeit unkontrolliert vermehren, umliegendes Gewebe angreifen, zerstören und sich sogar über den ganzen Organismus ausbreiten. Im Prinzip kann fast jeder Zelltyp zu einer Tumorzelle entarten, einige sind aber weitaus anfälliger als andere.
Der Krankheitsverlauf wird in drei Phasen eingeteilt, die du in Abbildung 1 schematisch mitverfolgenden kannst.
- Beginnend mit der Initiation (Auslösung) wird das Erbgut durch sogenannte Kanzerogene geschädigt. Das können chemische Einwirkungen, wie Strahlen, physikalische oder biologische Faktoren, wie beispielsweise Mikroorganismen, sein.
- Im Anschluss wird das Wachstum und die Zellteilung dieser veränderten beziehungsweise mutierten Zellen durch sogenannte Co-Kanzerogene gefördert. Diese Phase nennen die Mediziner auch Promotion.
- Im weiteren Verlauf nimmt die Wachstumsrate der kranken Zellen exponentiell zu, was als Progression bezeichnet wird (Knasmüller, 2014).
Krebs: Risikofaktoren
Jetzt weißt du, dass sogenannte Kanzerogene und Ko-Kanzerogene Einfluss auf die Krankheitsentstehung nehmen. Dabei handelt es sich genau um jene Risikofaktoren, denen man über die Umwelt, teilweise bewusst, aber auch unbewusst, ausgesetzt ist. Sie können eine Tumorentwicklung begünstigen. Dazu zählt mit einem hohen Einflusspotenzial der aktive und auch passive Tabakkonsum. Das Rauchen wird als der wichtigste beeinflussbare Risikofaktor in Bezug auf die Krebsentstehung beschrieben (RKI, 2016). Außerdem wird ein zu hohes Körpergewicht (Adipositas) mit einem höheren Risiko für Tumorerkrankungen assoziiert. Das Essverhalten und der gesamte Lebensstil, zu dem beispielsweise auch die Bewegung zählt, haben einen relevanten Einfluss auf die Krankheitsentstehung. Das führt wieder zu der Aussage der WHO zurück, dass ein Drittel aller Krebserkrankungen über unsere Verhaltensweise aktiv gesteuert werden können.
Daneben sind es aber auch Faktoren, wie Viren, chronische Infektionen, ionisierende und UV-Strahlung, berufsbedingte chemische Arbeitsstoffe und Umwelteinflüsse, wie Feinstaub, die zu Zellmutationen beziehungsweise zur Entartung der defekten Zellen führen können (WHO, 2020).
Vegane Ernährung bei Krebserkrankungen: Risiko- und Schutzfaktoren
Nun zu dem für dich besonders interessanten Thema, der (veganen) Ernährung bei Krebserkrankungen. Dazu ein Blick auf die Risiko- und auch die Schutzfaktoren in der Nahrung. Vorab sollte erwähnt werden, dass zwischen dem Zeitpunkt der Initiation (DNA-Schädigung) und der eigentlichen Tumorentwicklung eine relativ lange Latenzzeit liegt, weshalb sich ein direkter Einfluss der Ernährung nur schwer analysieren lässt. Allerdings finden sich in einigen Lebensmittelgruppen kanzerogene, in anderen anti-kanzerogene Stoffe, die einen wesentlichen Einfluss auf die Krankheitsentstehung nehmen können.
Evidenzgrade
Der World Cancer Research Fund (WCRF) vergibt auf wissenschaftlicher Basis für einige Lebensmittelgruppen Evidenzgrade, die mit dem Krebsrisiko direkt beziehungsweise invers in Verbindung gebracht werden. Das heißt, bestimmte Lebensmittel können das Krebsrisiko begünstigen, andere wiederum hemmen. Evidenz bedeutet übrigens, dass die Ergebnisse mittels wissenschaftlicher Studien belegt wurden: Je höher der Evidenzgrad, desto sicherer die Ergebnisse. Danach können beispielsweise Zusammenhänge auf „möglicher“, „wahrscheinlicher“ oder „überzeugender“ Evidenz basierend zwischen einem Lebensmittel und einer Krebsart gemacht werden (WCRF, 2018). Die entsprechenden Ergebnisse des WCRF findest du in Tabelle 1.
Generell wird das Krebsrisiko durch eine hyperkalorische Kost begünstigt, das heißt, ein Übermaß an Kilokalorien für den eigentlichen Energiebedarf. Aber nicht nur die Kalorien und das Körpergewicht, sondern auch die Auswahl an Lebensmitteln spielt eine Rolle. Kurz gesagt kann ein zu wenig an Obst, Gemüse und Ballaststoffen, ein reichlicher Konsum an Salz, verarbeiteten, gegrillten, gepökelten und geräucherten Speisen, ebenso wie ein hoher Konsum von rotem und/oder verarbeitetem Fleisch und Alkohol das Risiko für verschiedene Krebsarten potentiell erhöhen (WCRF, 2018; Chan et al., 2011; DGE, 2009).
Tabelle 1: Evidenz der Risikobeziehung zwischen Ernährungskomponenten und bösartigen Tumoren (WCRF, 2018; Chan et al.,2011; DGE, 2009)
Risikoerhöhung | Risikosenkung |
---|---|
ALKOHOL
überzeugende Evidenz: wahrscheinliche Evidenz: |
OBST UND GEMÜSE (gesamt)
wahrscheinliche Evidenz: mögliche Evidenz: |
FETT (gesamt) mögliche Evidenz: Brusttumor (postmenopausal) |
OBST wahrscheinliche Evidenz: Lungentumor mögliche Evidenz: |
GESÄTTIGTE FETTSÄUREN
mögliche Evidenz: |
GEMÜSE
mögliche Evidenz: |
FLEISCHWAREN
wahrscheinliche Evidenz: mögliche Evidenz: |
BALLASTSTOFFE
wahrscheinliche Evidenz: mögliche Evidenz: |
ROTES UND VERARBEITETES FLEISCH
überzeugende Evidenz: wahrscheinliche Evidenz: |
LANGKETTIGE OMEGA-3-FETTSÄUREN
mögliche Evidenz: |
Risikofaktoren in der Nahrung
Dass Fleisch nicht den wesentlichen Bestandteil der Ernährung ausmachen sollte, wird von einer Vielzahl an Fachgesellschaften nahegelegt. Aber wie viel ist in Bezug auf das Krebsrisiko tatsächlich zu viel?
Beobachtungsstudien zufolge erhöht sich das Risiko für Kolonkrebs um 23 % pro 50 g verarbeitetem Fleisch pro Tag und um 22 % pro 100 g rotem Fleisch (IARC, 2022). 50 g entsprechen etwa zwei Scheiben Bierschinken beziehungsweise einem Stück Weißwurst. Der World Cancer Research Fund empfiehl – wenn überhaupt – maximal 350 bis 500 g rotes Fleisch pro Woche zu essen und verarbeitetes weitgehend zu minimieren (WCRF, 2022a).
Der nächste wesentliche Faktor ist Alkohol. Dabei wird eine Dosis-Wirkungs-Beziehung beobachtet (mit zunehmendem Konsum steigt das Krebsrisiko). Bei Brustkrebs scheint zudem besonders starkes gelegentliches Trinken das Risiko zusätzlich zu erhöhen (IARC, 2022). Eine minimale sichere Dosis kann nicht abgeleitet werden. Deshalb empfiehlt die WHO, den Alkoholkonsum zu minimieren. Die DGE toleriert maximal 10 g (Frauen) beziehungsweise 20 g (Männer)pro Tag (DGE, 2009)
Zudem gibt es Hinweise aus der EPIC-Studie, dass industrielle Transfettsäuren das Brustkrebsrisiko bei Frauen erhöhen könnten (Matta et al., 2021).
Weitere Gefahrenquellen
Teilweise herrscht Unsicherheit bezüglich mancher Lebensmittelzusatzstoffe und einem potenziellen Krebsrisiko. Beispiele, die immer wieder für Unsicherheit und Aufruhr gesorgt haben, sind Azofarbstoffe oder Süßstoffe wie Aspartam (Knasmüller, 2014). Aber Zusatzstoffe, die für den menschlichen Verzehr sowie Gebrauch im Handel sind, wurden von den wissenschaftlichen Gremien als gesundheitlich unbedenklich eingestuft.
Potenzielle Risikofaktoren sind Nitrosamine, die zum einen in gepökelten Fleisch- oder Wurstwaren und anderen verarbeiteten Produkten enthalten sein können. Zum anderen entstehen sie aber auch im Magen durch Nitrat beziehungsweise Nitrit aus der Nahrung, vor allem wenn nicht ausreichend Magensäure gebildet wird oder eine bakterielle Besiedelung besteht (Weiß, 2008).
Daneben hat auch das bekannte Acrylamid, das vor allem in erhitzten kohlenhydrathaltigen Nahrungsmitteln (zum Beispiel Pommes, Chips, angebrannter Toast) vorkommt, krebserregendes Potential. Ob und in welchem Mengen Nitrosamine und Acrylamid aus der Nahrung beim Menschen kanzerogen wirken können, ist aktuell unklar. Aufgrund der Hinweise aus Tier- und in-vitro-Studien wird aber empfohlen, die Aufnahme zu minimieren.
Außerdem sind Schwermetalle, Dioxine oder der Weichmacher PCB unerwünschte und potenziell kanzerogene Begleitstoffe, die in veganen Nahrungsmitteln vorkommen können (Knasmüller, 2014).
Verdorbene Lebensmittel, die beispielsweise Schimmel oder faule Stellen aufweisen, sollten aufgrund der enthaltenen Aflatoxine nicht verzehrt werden. Das Wegschneiden von betroffenen Lebensmittelstellen oder Erhitzen der Lebensmittel ist nicht ausreichend.
Schutzfaktoren in der Nahrung
Nun zu den schützenden Faktoren, die in der veganen Ernährung zu finden sind. Dazu zählen antioxidative Vitamine, wie Vitamin C und E sowie Carotinoide als Vorstufe von Vitamin A. Sie „fangen“ freie Radikale im Körper und reduzieren damit oxidativen Stress, welcher indirekt das Krebswachstum fördern kann (Gießen et al., 2021). Studien mit Supplementen zeigen gemischte Ergebnisse. Eine Ernährung mit viel Obst und Gemüse, Vollkorngetreide sowie Hülsenfrüchten, wie es in einer ausgewogenen veganen Ernährung üblich ist, zeigt sich als vorteilhaft für die Krebsprävention. Dabei ist jedoch unklar, welche Rolle einzelne Mikronährstoffe und Obst und Gemüse als komplexe Lebensmittel(gruppen) spielen (WCRF, 2022b; Key et al., 2020).
Sekundäre Pflanzenstoffe, wie Polyphenole, Chlorophyll, etc. besitzen (in-vitro) krebshemmende Eigenschaften. Daher wirken bestimmte Teesorten, wie grüner, Oolong oder Rotbuschtee, ebenso Gewürze, darunter Kurkuma oder Ingwer sowie Knoblauch und Lauchgemüse potenziell anti-kanzerogen. Bei all diesen Bestandteilen ist allerdings wichtig zu erwähnen, dass die antikanzerogen wirksame Dosis unklar ist und oft nicht über die Ernährung erreicht werden kann. Die daran reichen Lebensmittel sind jedoch unter anderem wegen dieser Inhaltsstoffe ein wichtiger Bestandteil einer gesunden veganen Ernährung, um das Krebsrisiko zu reduzieren.
Ballaststoffe sind weitere Inhaltsstoffe, die vor Tumoren im Magen und Dickdarm schützen können. Die DGE empfiehlt täglich etwa 15 g pro 1000 aufgenommener Kilokalorien, was in etwa mindestens 30 g entspricht (DGE, 2016). Eine Beobachtungsstudie belegt eine 40 %-ige Reduktion des Darmkrebsrisikos bei einem täglichen Verzehr von 34 g Ballaststoffen (Bingham et al., 2003). Zur Veranschaulichung: 50 g Haferflocken enthalten knapp 5 g Ballaststoffe und zwei Scheiben (100 g) Vollkornbrot 8 g (BLS).
Wenn man sich die vegane Ernährung bei Krebserkrankungen in der Vorsorge anschaut, kann man zusammenfassend sagen: Eine Kost mit pflanzlichen, wenig verarbeiteten Lebensmitteln (viel Gemüse und Obst, Vollkorngetreide, Hülsenfrüchten) scheint das Risiko für Erkrankungen zu vermindern. Wichtig dabei ist, dass Übergewicht vermieden wird.
Ketogene Ernährung: Krebs und Zucker
Wenn es um Ernährung bei Krebserkrankungen geht, wird immer wieder das Thema Zucker als der Risikofaktor Nummer Eins hervorgehoben. Auf Basis dessen entstand das Konzept der ketogenen beziehungsweise stark kohlenhydratreduzierten Ernährung. Dabei dienen dem Körper in erster Linie Fette als Energieträger. Ähnlich wie beim Fasten, werden sogenannte Ketonkörper hergestellt, die insbesondere dem Gehirn als Zuckerersatz Energie liefern (Och et al., 2017). Der potenzielle Nutzen wird mit dem Argument begründet, dass Tumorzellen von Kohlenhydraten abhängig seien. Das ist für einige Krebserkrankungen auch der Fall. Allerdings sind die Tumozellen sehr anpassungsfähig: Bekommen sie keine Energie aus Kohlenhydraten, suchen sie sich andere Quellen.
Die Arbeitsgemeinschaft Prävention und Integrative Onkologie, kurz PRIO, hat sich das Konzept unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten genauer angesehen und kam zu dem Schluss, dass kohlenhydratarme Ernährungsformen für die Indikation Krebs nicht generell empfehlenswert sind. Außerdem kann man mit möglichen unerwünschten Nebenwirkungen, wie Übelkeit, erhöhten Blutfettwerten oder gar mit Gewichtsverlust rechnen (Erickson et al., 2017). Eine Studie zeigt, dass die ketogene Ernährung bei Krebspatienten zwar ohne große Nebenwirkungen durchführbar ist, aber auch keine signifikant positiven Effekte auf das Krankheitsbild erkannt werden konnten (Hübner, 2014). In der ERGO-Studie wurde eine schlechte Compliance, sprich ein mangelhaft kooperatives Verhalten der Patienten verzeichnet, trotz nicht vorhandener Nebenwirkungen (Rieger et al., 2014). Patienten mit fortschreitender Tumorerkrankung kamen in einer Untersuchung mit einer kohlenhydratarmen Ernährung nicht auf ihren Energiebedarf und nahmen in Folge dessen durchschnittlich 4 % an Körpergewicht ab (Fine et al., 2012).
Der Nutzen einer ketogenen Diätform konnte bislang nur für Epileptiker, vor allem in jungen Jahren, gezeigt werden (Och et al., 2017). In Bezug auf Krebserkrankungen ist weitere Forschung notwendig, die auch zwischen den unterschiedlichen Krebsarten unterscheidet. In Absprache mit dem Arzt und einer entsprechend ausgebildeten Ernährungsfachkraft kann eine ketogene Ernährung bei vorliegender Krebserkrankung in Ergänzung zur medizinischen Therapie in Erwägung gezogen werden (Weber et al., 2019). Eine vegane ketogene Ernährung ist jedoch nicht einfach umzusetzen und kann den Patienten vor zusätzlich hohe Herausforderungen stellen. Die individuelle Betrachtung ist daher besonders wichtig.
Vegane Ernährung bei Krebserkrankungen: Bevölkerungsstudien
Ein Blick auf epidemiologische Studien, in denen unterschiedliche Bevölkerungsgruppen im Hinblick auf ihre Ernährung sowie das Auftreten von Krebserkrankungen untersucht wurden:
Eine Meta-Analyse (Zusammenfassung) mehrerer Beobachtungsstudien kommt zu dem Ergebnis, dass Personen mit veganer Ernährung ein geringeres Risiko für Krebserkrankungen des Verdauungssystems aufwiesen (Zhao et al., 2022). Insgesamt könnten Vegetarier und Veganer ein geringeres Risiko haben, an Krebs zu erkranken, für einzelne Krebserkrankungen sind die Ergebnisse jedoch nicht eindeutig und die Studienlage unzureichend (Key et al., 2020).
In der Leitlinie der American Cancer Society wird das Potenzial einer vegan/vegetarischen Ernährung in der Prävention von Krebserkrankungen aufgrund der dort enthaltenen bzw. nicht/in geringen Mengen enthaltenen positiven bzw. negativen Inhaltsstoffe und Lebensmittelgruppen hervorgehoben (Rock et al., 2020).
Bei bestehenden Krebserkrankungen ist die Studienlage speziell zu veganer Ernährung bislang unzureichend, um eindeutige Auswirkungen und Empfehlungen abzuleiten (Molina‐Montes et al., 2020).
Zusammenfassung: Vegane Ernährung bei Krebserkrankungen
Die Zunahme an Krebserkrankungen in den westlichen Ländern löst einerseits Besorgnis aus; andererseits sorgt der medizinische Fortschritt mit erfolgreichen Heilungsraten wiederum für ein wenig Zuversicht. Aber allein das Wissen, dass Ernährung bei Krebserkrankungen vor allem präventiv wirksam sein kann, darf Mut machen! Das heißt, du kannst tatsächlich auch aktiv dein Erkrankungsrisiko beeinflussen, indem du dich mit ausgewählten Lebensmitteln und einem gesunden Lebensstil aktiv schützt.
Eine vegane Ernährung kann eine Ernährungsform sein, welche den Empfehlungen zur Prävention von Krebserkrankungen entspricht: Reich an Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und Hülsenfrüchten sowie niedrig in der Energiedichte und gut sättigend. Zusätzlich weitgehender Verzicht auf Alkohol und Transfettsäuren sowie regelmäßige Bewegung. Diese Empfehlungen entsprechen denen unserer veganen Ernährungspyramide.
Eine pflanzenbasierte, abwechslungsreiche und ausgewogene Ernährung ist also eine leckere und einfache Weise, das eigene Krebsrisiko zu reduzieren.
Robin Stenger meint
Danke für die übersichtliche Darstellung.
Robin Stenger meint
Zu früh abgesendet… Was ist mit Milchprodukten und Eiern?
Isabel Bernhauser meint
Hallo lieber Robin! 🙂
Bezüglich Milch und Milchprodukten gibt es mittlerweile auch Literatur im Hinblick auf Krebs. Beispielsweise hat eine Untersuchung an europäischen Frauen gezeigt, dass tierisches Protein (v.a. aus Milch/-produkten), eine Erhöhung des IGF-1-Wertes im Blut hervorrufen kann (Norat et al., 2007). IGF-1 ist ein Wachstumsfaktor, der natürlicherweise zum Heranwachsen eines Säuglings (sowohl Tier als auch Mensch) benötigt wird. Steigt unser Level im Erwachsenenalter an, könnte das potentiell mit der Entwicklung eines Tumors einhergehen. Vor allem Prostata- und Brustkrebs werden mit erhöhten IGF-1 Werten in Verbindung gebracht (Qin et al., 2004). Allerdings muss dabei auch auf die Menge der verzehrten Milchprodukte hingewiesen werden: regelmäßig in größeren Mengen konsumiert, d.h. mind. 500 ml aufwärts bei täglichem Verzehr.
Die WHO hat bislang keine Evidenzgrade für Milch(Produkte) und Eier im Hinblick auf das Krebsrisiko vergeben. Im Hinblick auf das Risiko für Kolorektalkrebs stuft der World Cancer Research Fund den Milchverzehr der wissenschaftlichen Datenlage nach sogar als „wahrscheinlich“ senkend ein (WCRF, 2018).
Herzliche Grüße und alles Liebe,
Isabel!
Isabel Bernhauser meint
Sehr gerne, lieber Robin!
Danke für dein Feedback! 🙂
Sebastian Süß meint
Hallo,
Aus persönlichen Gründen setze ich mich seit einiger Zeit mit dem Thema auseinander,
und bin erstaunt, dass der Einfluss von Zucker auf Tumorwachstum in diesem Artikel sehr heruntergespielt bzw nichtmal richtig aufgegriffen wird.
Aktuelle Studien (sowie auch bereits einige Jahre ältere) zeigen doch deutlich die Auswirkungen von v.a. industrieller Fructose auf Tumorwachstum?
Liebe Grüße
Sebastian
Barbara Beil meint
Lieber Sebastian,
das Thema Krebs(entstehung) ist multifaktoriell und die Forschung zeigt keinen eindeutigen Einfluss von Fructosekonsum über die Ernährung auf die Erkrankung. Manche epidemiologischen Untersuchungen zeigen Zusammenhänge, andere aber auch nicht. Oft ist unklar, ob nicht eher bspw. Übergewicht, Bewegungsmangel oder Stess mitverantwortlich sind. Welchen direkten Einfluss Zucker haben könnte, lässt sich nicht sagen. Zudem gibt es sehr viele verschiedene Krebsarten, die durch unterschiedliche Faktoren ausgelöst werden können. Teilweise erweisen sich Faktoren, die vor einer Krebsart schützen als risikoerhöhend für eine andere.
In experimentellen in vitro Studien, die eine Auswirkung von Fructose auf die Krebsentwicklung zeigen, werden lediglich theoretisch mögliche Mechanismen untersucht, im Körper kann dies jedoch wieder anders aussehen. Dabei muss man auch bedenken, ob die verwendeten Fructosekonzentrationen überhaupt relevant sind für die Aufnahme über die Ernährung. Die Übertragbarkeit ist also nur beschränkt möglich.
Auch die WCRF listet Zucker/Fructose selbst nicht als Risikofaktor, sie empfiehlt lediglich eine Einschränkung des Konsums von zuckerhaltigen Getränken wegen des erhöhten Risikos für Übergewicht, was zur Krebsförderung beitragen kann.
Es gibt also Hinweise auf Zusammenhänge, die diskutiert werden. Aufgrund der inkonsistenten Datenlage ist aber weiterhin Forschungsbedarf notwendig und eindeutige Aussagen nicht möglich.
Liebe Grüße
Barbara