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Tofu, Natto, Tempeh, Miso – für viele Fans der pflanzenbasierten Ernährung sind Sojaprodukte eine wichtige und beliebte Proteinquelle. Doch was ist, wenn gerade Soja Probleme bereitet? Kann man vegan leben mit einer Sojaallergie?
Wusstest du schon, dass …
… bei Sojaallergie auch Schokolade Probleme bereiten kann?
Sojaallergie differenziert betrachten
Bei einer Sojaallergie ist es wichtig zu wissen, welche Form der Allergie vorliegt. Manche Menschen müssen Soja komplett aus ihrer Ernährung streichen, während andere bestimmte Sojaprodukte vertragen. Ursache dieser Unterschiede sind verschiedene Reaktionen im Körper.
Die Sojaallergie lässt sich in drei Varianten einteilen:
- primäre Sojaallergie
- sekundäre Sojaallergie
- Inhalationsallergie
Die primäre Sojaallergie kommt eher selten vor und betrifft vor allem Säuglinge und Kleinkinder. Bei ihnen verschwindet eine Sojaallergie bis zum dritten Lebensjahr oft spontan. Deshalb empfiehlt sich eine regelmäßige Überprüfung, ob die Allergie noch besteht – natürlich unter ärztlicher Aufsicht.
Bei der sekundären Sojaallergie handelt es sich um eine Kreuzreaktion, vor allem mit Birkenpollen. Ursprünglich reagieren betroffene Menschen auf die Pollen von Birke, Hasel oder auch Erle allergisch (teilweise, ohne es zu wissen), und später dann auch auf Soja.
Bei der Inhalationsallergie kann das Einatmen von sojahaltigem Staub allergische Symptome hervorrufen. Davon betroffen sind vor allem Personen, die Sojabohnen oder Sojamehl in der Lebensmittelindustrie oder im Backgewerbe verarbeiten.
Herausforderungen für Veganer mit Sojaallergie – Nicht nur Tofu wird zum Problem
Während bei einer primären Sojaallergie alle sojahaltigen Produkte tabu sind, ist das bei einer Kreuzallergie meist nicht der Fall. Personen mit einer sekundären Sojaallergie vertragen manche sojahaltigen Lebensmittel, auch in Abhängigkeit von der Zubereitung. Dazu gibt es im Abschnitt „Die Top-Tipps, um deinen veganen Alltag mit Sojaallergie zu meistern“ mehr Informationen.
Soja wird vor allem über die Sojabohne selbst, Sojakeimlinge, Tofu, Tempeh oder Sojadrinks aufgenommen. Weitere aus Soja hergestellte Produkte wie Pudding, Joghurt, Eis, Mehl, Flocken, Eiweißpulver, Sojasoße und auch Sojaöl sind für das vegane Leben mit Sojaallergie natürlich auch relevant. In Tabelle 1 sind weitere Nahrungsmittel und Zutaten aufgelistet, die Soja enthalten können.
Tabelle 1: Nahrungsmittel, die bei einer Sojaallergie Beschwerden bereiten können.
In folgenden Nahrungsmitteln und Zutaten kann Soja vorkommen: | |
Speisefette und -öle (z. B. Margarine, Sojaöl) | |
Gewürzmischungen; pflanzliche Suppenwürfel | |
Backwaren (Brot, Gebäck etc.), Fertigbackmischungen, Getreidebratlinge | |
Instantprodukte | |
Instantgetränke, Kakaopulver, Sportlerdrinks, proteinangereicherte Getränke | |
Brotaufstriche | |
Müslimischungen | |
(Obst-/Gemüse-)Fertiggerichte, Kartoffelprodukte/-zubereitungen, Suppen, Saucen | |
Pflanzendrinks, -sahne; -joghurt; pflanzliche Käsealternativen | |
Desserts, Pudding, Eis (Kontaminationsgefahr in der Eisdiele) | |
Süßwaren, Schokolade, süße Brotaufstriche | |
als Zusatzstoff in Backmitteln, Stabilisatoren, Emulgator (Sojalecithin (E322)) | |
Eierersatzpulver | |
Diätprodukte, Nahrungsergänzungsprodukte | |
* Die Tabelle/Auflistung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. |
Wer eine Sojaallergie hat, sollte bei den folgenden Bezeichnungen auf der Zutatenliste oder Speisekarte im Restaurant verzichten und nach Alternativen suchen:
- Edamame
- Miso
- Okara
- Tamari
- Tofu
- Yuba
- Sojaproteine
- Kinako
- Natto
- Shoyu
- Tempeh
- TVP (Textured Vegetable Protein)
- Aroma (Soja)
- E426 (Sojabohnen-Polyose)
- E322 (Sojalecithin); Lecithin (Soja)
- kann Spuren von Soja enthalten
- enthält Sojaprodukte.
Kommen wir zur Auflösung, warum Personen mit Sojaallergie manchmal auch Schokolade nicht vertragen. Der „Übeltäter“ ist in diesem Fall das Sojalecithin, welches in der Schokolade emulgierende Eigenschaften hat und damit unter anderem den Schmelz beeinflussen kann. Obwohl die enthaltene Menge gering und damit für Allergiker oft verträglich ist, können besonders empfindliche Personen mit Symptomen reagieren. Sojaallergiker können also aufatmen: Ein kompletter Verzicht auf die köstliche Kakaonascherei ist nicht notwendig bei Sojaallergie, denn viele Schokoladen werden auch mit Lecithin aus Sonnenblume emulgiert oder kommen komplett ohne aus. Ist Sojalecithin enthalten, muss dies in der Zutatenliste gefettet aufgeführt werden.
Generell müssen Menschen, die allergisch reagieren, Sojaprodukte meiden oder zumindest den Verzehr stark einschränken. Warum ist Soja eigentlich so beliebt bei Veganern und wird auch von Ernährungsfachkräften gern empfohlen? Sojaprodukte sind eine gute Proteinquelle und auch die Proteinqualität kann sich sehen lassen. Die kleine Bohne enthält alle essenziellen Aminosäuren in hoher Menge und auch die Verdaulichkeit des enthaltenen Proteins ist gut.
Woher bekommt der Veganer sein Protein, wenn Soja nicht die Antwort ist?
Zum Glück gibt es weitere gute pflanzliche Proteinquellen, durch die sich Versorgung mit diesem wichtigen Nährstoff bei veganer Ernährung sicherstellen lässt. Dabei können besonders alle anderen Hülsenfrüchte punkten: Bohnen, Linsen und Erbsen in jeglichen Farben und Formen (es gibt mehr Sorten, als viele Menschen glauben!) liefern neben Protein auch Ballaststoffe und sekundäre Pflanzenstoffe. Daraus gewonnene Produkte wie Tofu oder Tempeh – zum Beispiel aus Linsen, Kichererbsen oder schwarzen Bohnen – enthalten einen höheren Proteinanteil und sind leichter verdaulich. Auch zu Sojaschnetzeln gibt es Alternativen aus Erbsen- oder Sonnenblumenkernprotein. <Die Lupine, hierzulande noch relativ unbekannt in ihrer essbaren Version, hat ein ähnlich gutes Aminosäurenprofil wie die Sojabohne. Seitan hat zwar kein so gutes Aminosäurenprofil, liefert jedoch sehr viel Protein. Kombinierst du ihn mit Hülsenfrüchten, nimmst du auch die anderen essenziellen Aminosäuren auf. Proteinpulver auf Erbsen-, Bohnen-, Reis- und Sonnenblumenbasis können ebenfalls die Proteinaufnahme ergänzen.
Einen weniger hohen Proteinanteil, aber dennoch wichtige Aminosäuren liefern vor allem die Pseudogetreide wie Quinoa und Amaranth, Getreide sowie Nüsse und Samen. Muss auf Soja mit seinem guten Aminosäurenprofil verzichtet werden, ist es besonders wichtig, aus der Vielzahl pflanzlicher Lebensmitteln zu schöpfen, um die Aufnahme aller Aminosäuren sicherzustellen. Gute Kombinationen sind in Abbildung 1 dargestellt. Wer darauf achtet und insgesamt ausreichend isst, muss bei Sojaallergie auch bei veganer Ernährung keinen Proteinmangel befürchten.
Kleine Bohne – großes Problempotenzial
Bevor es an die konkreten Tipps zur Ernährung bei Sojaallergie geht, noch einige interessante Hintergrundinformationen. Denn wie kommt es, dass manche Menschen auf Soja mit Beschwerden reagieren? Der Grund liegt gerade im Protein. Denn verschiedene Proteine in der Sojabohne können allergen wirken – also das Immunsystem alarmieren – und es werden Entzündungsmediatoren freigesetzt. Die Folge sind allergische Reaktionen.
Bei der Kreuzallergie reagiert das Immunsystem ursprünglich nicht auf die Proteine in Soja. Manche Baumpollen weißen jedoch den Allergenen in Soja ähnliche Proteinstrukturen auf. Deswegen erkennen Immunzellen, die auf besagte Pollenallergene überempfindlich reagieren, auch das Sojaprotein als fremd und rufen eine allergische Reaktion hervor, die mit Symptomen einhergeht (BfR, 2007).
Symptome
Bei Kindern äußert sich eine Sojaallergie oft in einer atopischen Dermatitis, einer chronisch-entzündlichen Hauterkrankung sowie Problemen im Magen-Darm-Bereich. Die Kreuzallergie zeigt sich primär mit lokalem Juckreiz und Schwellungen im Lippen-, Mund- und Rachenraum, auch Haut und Magen-Darm-Trakt können betroffen sein. Anaphylaktische Reaktionen sind selten. Sie treten eher auf, wenn man gering verarbeitete Sojaprodukte in großen Mengen in kurzer Zeit aufnimmt, beispielsweise über Shakes aus Proteinisolaten.
Besonders tückisch: Die Symptome einer Sojaallergie zeigen sich nicht zwangsläufig sofort nach dem Verzehr, sondern können auch verzögert auftreten. Das macht es besonders schweirig, Beschwerden und Auslöser in Zusammenhang zu bringen. Umso wichtiger ist die strukturierte Diagnostik.
Diagnostik: so kann geprüft werden, ob du eine Sojaallergie hast
Besteht der Verdacht auf eine Sojaallergie, wird zunächst ein Pricktest durchgeführt. Dabei werden standardisierte Allergenlösungen auf die Innenseite des Unterarms aufgetragen und mit einer speziellen Lanzette oder Prick-Nadel oberflächlich in die Haut eingebracht. Treten Symptomen auf, folgen die Elimination und Provokation. Dafür werden zunächst alle Sojaprodukte strikt für ein bis zwei Wochen vom Speiseplan gestrichen. Treten in dieser Zeit keine Beschwerden auf, ist eine Sojaallergie wahrscheinlich. Werden die Beschwerden nicht besser, wird das potenzielle Allergen unter ärztlicher Betreuung gezielt verabreicht, meist in titrierter Form, ohne dass die betroffene Person weiß, ob das Allergen wirklich enthalten ist (verblindet). Kommt es bei Verabreichung zu Reaktionen, kann der Arzt die Diagnose Sojaallergie stellen.
Die Top-Tipps, um den veganen Alltag mit Sojaallergie zu meistern
- Einige Sojaprodukte oder Nahrungsmittel mit Sojabestandteilen können Allergiker mit einer sekundären Sojaallergie ohne Beschwerden verzehren (BfR, 2007). Ein kompletter Verzicht ist also nicht notwendig.
- Sojadrinks auf Basis von Sojaproteinisolaten und sojabasiertes Proteinpulver weisen die höchsten Allergen-Konzentrationen auf, gefolgt von Sojaflocken und Tofu (Treudler et al., 2009). Sie werden daher häufig nicht vertragen und sollten nur in geringen Mengen vorsichtig verzehrt werden.
- Erhitzen kann die allergene Wirkung reduzieren – bei primärer Sojaallergie dennoch lieber vom Verzehr absehen.
- Sauberkeit bewährt sich: Das gilt für Koch- und Backutensilien sowie andere Bedarfsgegenstände (Kontaminationen vermeiden).
- Wer selbst und mit gering bzw. unverarbeiteten Nahrungsmitteln kocht oder backt, weiß sicher, dass kein Soja enthalten ist – was leider außer Haus und auch bei Fertiggerichten oft nicht der Fall ist.
- Beim Einkaufen immer die Zutatenliste lesen und Warnhinweise beachten. Soja muss als Allergen namentlich auf den Waren gekennzeichnet werden. Bei Unsicherheit hilft es meist, in der Bäckerei oder im Restaurant nachzufragen.
- Manche Lebensmittel sind mit der Angabe „sojafrei“ oder „ohne Soja“ versehen. Teilweise ist der Warnhinweis „Kann Spuren von Soja enthalten“ zu finden. Letzere Angabe ist nicht verpflichtend und zeigt auch nur, dass eine Kontamination bestehen kann, aber nicht muss – daher gibt ein Hinweis dieser Art keine wirkliche Sicherheit.
- Sojaöl (kann z. B. auch in Margarine enthalten sein), sollte keine allergischen Reaktionen auslösen. Theoretisch ist es jedoch denkbar, dass Spuren von Sojaprotein im Öl enthalten sind bzw. das Öl mit Sojaproteinen „verunreinigt“ ist. Dies gilt auch für den Zusatzstoff Sojalecithin (E322), der beispielsweise bei der Margarineherstellung verwendet wird oder auch in Backwaren oder Fertiggerichten enthalten sein kann. In seltenen Fällen können Personen, die sehr empfindlich auf Soja reagieren, auch bei diesem Zusatzstoff Symptome wahrnehmen.
- Kommunikation ist wichtig: Leidet beispielsweise ein Kind unter einer Sojaallergie, sollten betreuende Personen über den Umstand informiert und aufgeklärt sein.
Sojafrei kochen und backen: So geht’s!
In unserem Magazin findest du viele leckere sojafreie Rezepte. Wie wäre es beispielsweise mit einem cremigen Schokopudding, für den du kein Tofu benötigst? Chili-sin-carne schmeckt auch ohne Sojaschnetzel und die vegane Käsesoße, die im Supermarkt oft Sojabestandteile enthält, machst du einfach selbst ohne Soja. In Tabelle 2 sind Anregungen aufgelistet, wie du sojahaltige Rezepte sojafrei umgestalten kannst.
Tabelle 2: Alternativen für das Backen und Kochen bei Sojaallergie
sojahaltiges Lebensmittel |
sojafreie Alternative |
Sojahack | Erbsen- oder Sonnenblumenhack |
Sojajoghurt/-drink | Mandel-, Hafer-, Kokosjoghurt/-drink |
Sojamehl | Kichererbsenmehl, Stärke |
Sojabohnen | andere Hülsenfrüchte |
Sojasoße | Lupinensoße, Kokosaminos oder eine andere Würzsoße |
Sojasprossen | Alfalfa-, Radieschen-, Brokkolisprossen etc. |
Sojaprotein | Erbsen-, Reis-, Ackerbohnenprotein etc. |
Tofu | Tofu aus Kichererbsen oder anderen Hülsenfrüchten |
Tempeh | Tempeh aus anderen Bohnen |
Miso | Würzpasten ohne Soja |
Vegan gesund ernähren bei Sojaallergie
Soja gilt als wichtiger Bestandteil einer veganen Ernährung – und das zurecht. Doch eine vegane Ernährung funktioniert auch ohne Soja! Andere Hülsenfrüchte und die große Auswahl an pflanzlichen, nährstoffreichen Lebensmitteln sorgen dafür, dass bei einer Sojaallergie kein Protein- oder Nährstoffmangel entsteht. Zudem vertragen viele Menschen mit einer sekundären Sojaallergie bestimmte Mengen von Soja, besonders wenn es erhitzt wurde.
Die Suche nach verträglichen Sojaprodukten muss immer unter ärztlicher Begleitung stattfinden, vor allem, wenn starke Reaktionen zu erwarten sind. Vegan leben ist dennoch auch mit Sojaallergie möglich – ohne Proteinmangel.
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