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Unterschiedliche Ernährungsmuster gehen meist über den Tellerrand hinaus; vor allem am Familientisch. Dass du die mühevoll zubereiteten tierischen Produkte am Tisch mit Widerwillen und Schuldgefühlen ablehnst, dein Vater sich ein Leben ohne „sein Stück Fleisch“ auf dem Teller niemals vorstellen und deine Mutter unter keinen Umständen auf die Käseplatte zum Rotwein verzichten möchte, führt in der Regel früher oder später zu Auseinandersetzungen. Schließlich warst du, genauso wie deine Familie, lange Zeit ein wahrscheinlich genussvoller Fleischesser und hattest oft dein Käsebrot in der Schule mit dabei.
Bei der Ernährung geht es nicht nur um die Nahrungsaufnahme; es geht nicht nur darum, unser Magenknurren zu stillen und Nährstoffe aufzunehmen. Das Zusammenkommen bei Tisch ist ein kulturell geprägtes Gut, ein soziales Beisammensein, an dem gemeinsame Werte geteilt und gegenseitige Anerkennung gezeigt wird. Aber was, wenn die eigenen Werte plötzlich in eine ganz andere Richtung laufen; wenn du dich plötzlich „Fehl am Platz“ fühlst und es dir unmöglich erscheint, Toleranz und Respekt dem Verhalten deiner Familie entgegen zu bringen? Wir wollen uns dieser Problematik annehmen und dir 5 Tipps ans Herz legen, mit denen du einen entspannteren Umgang am nicht veganen Familientisch erleben kannst.
Konflikte und Leidensdruck
Die Veränderung des eigenen Ernährungsverhaltens geht nahtlos mit einem veränderten Verhalten deiner Mitmenschen einher. Wie sagt man so schön: wenn du dich veränderst, verändert sich dein Umfeld automatisch mit. Allerdings nicht immer in dieselbe Richtung. Die vegane Ernährung ist im Aufwind; entdeckst du diesen Lebensstil für dich und hast deine neuen Werte und Verhaltensweisen verinnerlicht, wird in der Regel nicht sofort jedes deiner Familienmitglieder diese Überzeugung mit dir teilen. Oft werden dir Ablehnung, Respektlosigkeit, Intoleranz vorgeworfen oder dein Verhalten gar als Fanatismus bezeichnet. Ablehnung des traditionellen Gutes, Ablehnung der eigenen Kultur, Ablehnung der ursprünglichen Werte, Ablehnung gegenüber deiner Familie. Doch woher stammen diese unterschiedlichen Sichtweisen, die zu derartigen Konflikten, einer Achterbahn der Emotionen und hohem Leidensdruck führen?
Die US-amerikanische Sozialpsychologin Dr. Melanie Joy hat sich dieser Thematik angenommen und in ihrer PhD-Arbeit das omnivore und vegane Ernährungsverhalten der Menschen aus psychologischer Perspektive analysiert. Dabei prägte sie den Begriff des Karnismus (Joy, 2013). Sie beschreibt das Phänomen des „Tiere“ Essens als eine nicht sichtbare, nicht bewusste Ideologie, die wir von Kindesbeinen auf anerzogen bekommen; die in unserem Gesellschaftsmodell selbstverständliche Überzeugungen und Handlungen bestimmt, ursprünglich aber mit Gewalt einhergeht. Um gegen unsere intuitive Moral zu handeln beziehungsweise dieses System zu unterstützen, haben wir mentale „Verteidigungsmechanismen“ akzeptiert und angenommen. Seine von der Existenz an alteingesessenen Ernährungsmuster zu verändern ist wahrscheinlich eines der schwierigsten Dinge des Lebens. Schließlich sind es Gewohnheiten und Vorlieben, die man seit Jahrzehnten pflegt und die einem vertraut und liebgewonnen sind.
Ein emotionales Thema
Das mit Abstand häufigste Motiv, weshalb sich eine Person für die vegane Ernährung und Lebensweise entscheidet, ist ein ethisches (Hopp et al., 2017). Das Leid der Tiere steht also dominant im Vordergrund und dabei geht es nicht nur um das Töten, sondern ebenbürtig um die Haltung der Tiere, für ein Stück Fleisch, ein Glas Milch oder das Frühstücksei.
Haben wir einmal dieses Szenario verinnerlicht, fällt es oft schwer den entsprechenden Respekt gegenüber Mischköstlern entgegenzubringen; vor allem in der eigenen Familie. Schließlich ist man selbst derjenige mit dem andersartigen und offensichtlich inadäquaten Essverhalten. Es fühlt sich an, als stünde man plötzlich als Außenseiter da und wird vielleicht noch für sein Verhalten degradiert oder kritisiert.
Das Thema Ernährung mit seinem psychologischen Hintergrund des Tiere Essens ist immens emotional behaftet. Aber halte dir eine Sache vor Augen: die vegane Ernährung und damit ihre Idee des Respektes vor tierischen Lebewesen ist im Vormarsch; damit einhergehend auch die Zahl an Personen, die gerade sehr ähnliches erfahren. Du kannst über diesen inneren Kampf sprechen, dich mit Gleichgesinnten austauschen. Eine gute Plattform stellt dir beispielsweise unsere Facebook-Gruppe „ecodemy Balance | Mentale Unterstützung“ dar.
Tipp 1: Bleibe deinen Werten treu
Bestimmt kommen dir Aussagen, wie „Komm schon, nur diese eine Ausnahme“ oder „Das ist Omas berühmter Käsekuchen. Den hast du doch immer so gerne gegessen“ bekannt vor. Nur du weißt in dieser Situation, weshalb du dich gegen Milch, Sahne und Ei entschieden hast. Diesen Wert kannst du nur vermitteln, wenn du ihm und zeitgleich dir selbst treu bleibst. Um diesen unangenehmen Situationen nicht mit hitzigen Streitereien zu entgegnen, sei vorbereitet; decke den Tisch auch mit leckeren pflanzlichen Speisen, um eine Alternative parat zu haben. Biete sie auch gerne deiner Familie zum Probieren an.
Tipp 2: Deine Einstellung vermitteln
Um deinen Mitmenschen überhaupt ein Verständnis für deine Einstellung zum Veganismus und deine Werte geben zu können, ist es wichtig, ganz offen und ehrlich darüber zu sprechen, ohne dabei mit dem Finger auf ihr scheinbar inkorrektes Verhalten zu zeigen. Schildere ihnen, wie du dich fühlst, dass du sie weiterhin mit Toleranz und Respekt behandeln wirst, aber deine Weltanschauung hinsichtlich der Ernährungsweise überdacht und geändert hast.
Du kannst die Reaktionen deines Umfelds nicht beeinflussen beziehungsweise ändern, aber du hast deine eigenen Reaktionen auf ihre Aussagen und ihr Verhalten in der Hand. Verliere dich nicht in der Opferrolle und versuche, Ruhe zu bewahren. Mit Widerstand und Vorwürfen bekommen wir in der Regel immer nur Selbiges zurück, denn Druck erzeugt immer Gegendruck. Geduld ist gefragt, früher oder später wird die Akzeptanz deiner Familie wachsen. Auch wenn es vielleicht nie zur Wertschätzung deines Verhaltens kommt wirst du diese ganz sicher mit Gleichgesinnten auf deinem Weg teilen und spüren dürfen.
Das Ansprechen deiner Bedürfnisse und Werte ist ein Recht, das dir zu steht. Auf der anderen Seite sind es aber vor allem die Handlungen, die man an den Tag legt.
Tipp 3: Taten sagen mehr als 1000 Worte
Du kochst plötzlich mit ganz unbekannten Lebensmitteln, zeigst eine wertschätzende Haltung deinem Essen gegenüber; vielleicht verbessert sich gleichzeitig dein gesundheitliches Wohlbefinden, du machst wieder mehr Sport und entwickelst dich körperlich sowie mental in eine positive Richtung.
Letztlich sind es die Ergebnisse im Leben, die andere auf unsere Veränderungen aufmerksam machen; und die kannst du nicht mit bloßen Worten produzieren. Kein noch so aussagekräftiges und emotionales Argument kann in anderen Menschen die Neugierde hervorbringen, wie es eine offensichtliche Veränderung deines Aussehens und Verhaltens schafft.
Sorge für deinen eigenen Lebensmittelvorrat, experimentiere mit verschiedenen Rezepte, begib dich auf deine eigene kulinarische Reise. Irgendwann wirst du das Interesse von dem einen oder anderen deiner Familienmitglieder erwecken; lasse sie daran teilhaben und zeige ihnen, wie man gesund und munter mit Pflanzenkost durch den Tag kommt.
Tipp 4: Kritik überdenken und verstehen
Gerade zu Beginn wirst du von kritischen Aussagen deines Umfelds nicht verschont bleiben. Auch hierbei ist erneut dein Geduldsfaden gefragt. Vorerst Ruhe zu bewahren und sich die Kritik anzuhören macht sich bezahlt. Oft sind es Aussagen, wie „Du wirst nicht alle nötigen Nährstoffe bekommen“ oder „Früher haben wir auch alle Fleisch gegessen“ oder „Vegan ist doch viel zu extrem; und teuer obendrein“.
Versetze dich einen Augenblick in die Situation deiner Eltern oder Geschwister und stelle dir eine Frage: warum äußern sie diese Kritik denn eigentlich? Sie tun es definitiv nicht, weil sie dich als schlechten Menschen mit falschen Werten beurteilen möchten. Die Hintergründe gehen meist auf Angst, ein Gefühl der eigenen Abwertung und das Rechtfertigen ihres Essverhaltens zurück. Sie sind verunsichert, fühlen sich angegriffen und möchten dich einfach nur in der altbekannten, harmonischen Atmosphäre am Familientisch zurückhaben.
Wenn du zeigst, dass du ihnen mit Toleranz und Respekt gegenübertrittst und nicht jedes Argument als boshaften Angriff verstehst, kann das euer Beisammensein ungemein erleichtern. Aber wie behält man diese innere Ruhe und bringt den Respekt gegenüber Personen auf, die die eigenen Werte mit Füßen treten? Halte dir vor Augen, dass dieses Umdenken und Hinterfragen unseres Konsums an Tierprodukten zwar im Kommen ist, aber immer noch in den Kinderschuhen steckt. Viele Menschen wollen ihre lebenslange Kultur und ihre Gewohnheiten unbedingt aufrechterhalten und sind nicht bereit für eine mögliche Veränderung. Aber auf der anderen Seite kannst du dich mit Gleichgesinnten austauschen, ihr könnt eure Werte teilen; diese gegenseitige Anerkennung und Wertschätzung ist es, was letztlich wirklich zählt. Vielleicht ist der ein oder andere aus deiner Familie auch irgendwann dazu bereit, sich der veganen Idee zu öffnen.
Tipp 5: Eigne dir das richtige Fachwissen an
Um sachlich fundierte, kompetente Argumente und einen großen Wissensschatz über die Vorteile der veganen Ernährung an der Hand zu haben, ist es sehr wertvoll, dich zu informieren. Neben den ethischen, ökologischen und humanitären Motiven, die du dir über Bücher und Dokumentationen aneignen kannst, sind es aber auch die gesundheitlichen Aspekte, denn damit gewinnst du auch so manche Person: Wer hat sich nicht schon das ein oder andere Mal mit der eigenen Gesundheit und dem Wohlbefinden auseinandergesetzt; vielleicht sogar zwangsläufig durch eine Erkrankung.
Mit dem entsprechenden Fachwissen setzt du dir die besten Voraussetzungen dafür, deine eigene Ernährung gesund, vollwertig und mit den potentiell kritischen Nährstoffen im Hinterkopf zu gestalten. Gleichzeitig kannst du dieses wertvolle Wissen an deine Familie und Freunde weitergeben; schließlich kann jeder davon profitieren. Du wirst also zum Experten für dein Herzensanliegen – deinen veganen Lebensstil – sodass sogar die Möglichkeit besteht, diese Kompetenz und Leidenschaft zu deinem Beruf zu machen.
Genau dazu bieten wir dir ein deutschlandweit einmaliges Fernstudium „Vegane/r Ernährungsberater/in“ an. Du erhältst fachlich fundiertes Wissen auf dem aktuellsten Stand der Wissenschaft, eine Ausbildung mit staatlicher Zulassung.
Fazit: Vegane vs. nicht vegane Familie
Die vegane Familie ist für die meisten eine scheinbar illusionäre Vorstellung; schließlich sind Veganer in der Regel die Ausnahme am Familientisch, die mit ihrer andersartigen Weltanschauung und nicht zuletzt mit ihrem Verhalten Konfliktpotential auslösen. Das häufigste Motiv von Veganern ist ein ethisch geprägtes; um des Tierleids zu wissen und gleichzeitig die tierischen Produkte von Vater und Mutter am Essenstisch zu sehen, erhöht den emotionalen Leidensdruck.
Bleibe dir, deiner Einstellung und vor allem deinen Werten treu; es werden immer Situationen auftauchen, die dich innerlich zu Wut und zwanghafter Rechtfertigung drängen. Tausche dich in solch emotionalen Momenten mit Gleichgesinnten aus, wo du Verständnis und auch Trost finden wirst. Denke immer an die zahlreichen Vorteile, die du mit deiner Ernährungs- und Lebensweise erreichst und moralisiere beziehungsweise werte niemanden ab. Außerdem hilft dir fachlich fundiertes Wissen, deine Überzeugung kompetent und selbstbewusst zu vermitteln.
„Nichts auf der Welt ist so mächtig wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist.“
– Alexander von Humboldt
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