Kürzlich sah ich ein älteres Interview mit Gary Yourofsky, einem (ehemaligen) Tierrechts–Aktivisten, der vor allem durch unzählige Vorträge über Veganismus Bekanntheit erlangt hat. Seine messerscharfe Argumentation brachte die Reporterin hin und wieder in Bedrängnis und schließlich zu der Frage, warum er sie ständig belehre und ob Veganer glaubten, die besseren Menschen zu sein. Yourofsky‘s sinngemäße Antwort: Wenn Sie eine normale Person mit einem Dieb, Mörder oder Vergewaltiger vergleichen, wäre dann nicht tatsächlich einer von beiden der objektiv bessere Mensch?
Nun, Yourofsky ist nicht gerade wegen Diplomatie und Charme zu einem der prominentesten Speaker der Tierrechtsbewegung geworden. Aber aus ihm spricht die pure Leidenschaft für die Sache und verbale Seitenhiebe gehören bei ihm einfach dazu. Dennoch habe ich mir diese Frage im Nachgang ernsthaft gestellt: sind Veganer die besseren Menschen?
Grundsätzlich tu ich mich ja erst mal schwer damit, Menschen überhaupt in gut oder schlecht einzuteilen. Jeder ist für sich einzigartig und hat dabei Stärken, Schwächen, gute und weniger gute Eigenschaften. Auch liegt „gut oder schlecht“ immer im Auge des Betrachters, denn was wir an jemandem negativ empfinden sind meist Attribute, die einem allgemeingültigen, oft aber auch nur unserem persönlichen Werteverständnis widersprechen. Und schon kann es sehr individuell werden.
Vielleicht kann man sich ganz grob darauf einigen, dass ein „schlechter Mensch“ jemand ist, der zum überwiegenden Teil und massiv gegen Werte und Regeln verstößt, die eine Gesellschaft aufgestellt hat und damit anderen Schaden zufügt. Ein „guter Mensch“ hingegen wäre dann jemand, der noch weit über die vorhandenen Werte und Maßstäbe hinaus handelt und das gesellschaftliche Soll quasi übererfüllt.
Bezugnehmend auf Veganismus und Tierleid müsste man sich also zunächst die Frage stellen, welche Werte und Regeln in unserer Gesellschaft gelten. Und genau hier wird es spannend. Denn das Vermeiden von Leid, Schmerzen, Qual oder gar dem Tod dürfte als Grundwert nicht nur in Mitteleuropa unbestritten sein. Auch, dass wir jenen Wert nicht nur auf uns Menschen beziehen, sondern auch auf andere Lebewesen übertragen, besonders auf Wirbel– und ganz besonders auf Säugetiere.
So gesehen wäre jeder, der Tieren Schaden zufügt, ein schlechterer Mensch als der, der Tiere verschont oder gar beschützt. Wäre da nicht das Argument der Rechtfertigung. Durch Rechtfertigung erhält eine Handlung, die in einem Wertesystem für sich alleine betrachtet als unrecht und nicht akzeptabel eingestuft würde, auf einmal das Label „OK“. Warum? Weil das Handeln einem Zweck dient, der in direkter Abwägung als wertvoller angesehen wird als die Vermeidung des Schadens, der dabei entsteht. Eben zB das Töten von Tieren, um Menschen zu ernähren.
Dies setzt wiederum voraus, dass die Ernährung von Menschen grundsätzlich tierische Produkte zwingend erfordert und nicht nur wir Veganer wissen, dass dies wissenschaftlich belegt nicht der Fall ist. Somit bröckelt zwangsläufig auch die Rechtfertigung für Tierleid und reduziert alle anderen dafür angeführten Argumente auf den Versuch, eine Gewohnheit bzw. ein Establishment aufrecht zu erhalten.
Vegan lebende Menschen haben dies erkannt und in einer objektiven Betrachtung wären sie zumindest in diesem Kontext tatsächlich die besseren Menschen. Denn jemand, der entgegen objektiver Faktenlage Tierleid direkt oder indirekt verursacht, verstößt doch gemäß unserer obigen Definition ganz klar gegen das Werteverständnis unserer Gesellschaft, wäre somit ein „schlechterer Mensch“, wohingegen der Veganer logischerweise der „bessere Mensch“ wäre. Der Philosoph Richard David Precht bezeichnet Veganismus in Abgrenzung zu „gut“ (Flexitarismus) und „besser“ (Vegetarismus) sogar als den BESTEN der Lebens–bzw. Ernährungsstile. Wären Veganer demnach also nicht nur die besseren, sondern sogar die besten Menschen? Soweit möchte selbst ich nicht gehen. Denn spätestens bei diesem Superlativ wird eines deutlich: wenn wir überhaupt eine Kategorisierung und Bewertung von Menschen vornehmen könnten und wollten, müssten wir zwingend berücksichtigen, dass hier eben nicht nur Ernährung und Lifestyle einfließen dürften, sondern immer die Summe und Priorisierung aller Eigenschaften und Verhaltensweisen, die einen Menschen ausmachen. Und diese sind bei weitem zu vielschichtig und komplex, als dass eine Kategorisierung möglich wäre. So wären wir uns sicherlich schnell einig, dass ein Veganer, der absichtlich Steuern hinterzieht und seinen Partner betrügt, nicht unbedingt ein besserer Mensch ist, als ein Mischköstler, der jede freie Minute ehrenamtlich im Tierheim arbeitet oder sozial schwache Menschen unterstützt. Wenn man also schon kategorisieren möchte, dann kann man dies allenfalls in einzelnen abgegrenzten Teilbereichen tun, z.B. bei der Frage, ob Frauen oder Männer die besseren Autofahrer sind. Das ist übrigens auch weniger strittig ;—) Oder eben in Sachen Ernährung. Und hier kann man definitiv sagen, dass ein vegan lebender Mensch, der sich (wohlgemerkt: ausgewogen, vollwertig und bedarfsgerecht!) pflanzlich ernährt, das in Summe bessere Konzept verfolgt.
Alles in allem sollten wir Veganer (und alle anderen auch) uns also hüten, uns über andere zu stellen und uns von oben herab als die besseren Menschen zu fühlen oder zu bezeichnen. Gleichwohl dürfen (und sollten) wir aber sehr stolz und überzeugt unsere Lebensweise nach außen tragen, in dem Bewusstsein, dass wir nicht nur ethisch und moralisch, sondern vor allem auch wissenschaftlich und damit mehr oder weniger objektiv auf einem guten und richtigen Weg sind, dem noch viele, sehr viele folgen werden und der – so meine ganz persönliche Überzeugung — in nicht allzu ferner Zukunft zum Standard in unserer Gesellschaft werden wird.
Melanie H. meint
Ein wunderbar, diplomatischer und toleranter Beitrag!
Es ist einfach , auch nicht schön, Menschen von oben herab zu behandeln.
Man sollte, sich immer fragen, wie man selbst behandelt werden möchte und das dann auf andere übertragen.
Liebe Grüße Melanie
Hardy meint
Danke für dein Feedback, Melanie. Manchmal denke ich, Diplomatie ist nicht immer das Maß der Dinge, und es darf ruhig manchmal auch etwas direkter sein. Aber das ist natürlich abhängig von der Situation.
Melanie H. meint
Gerne, das stimmt absolut. Liebe Grüße Melanie
Christine meint
Hallo Hartmut,
toller Artikel, danke für Deine Betrachtungsweise – sie spricht mir aus dem Herzen.
Ich wünsche uns Menschen, dass Deine mutige Überzeugung am Ende Deiner Ausführungen wahr wird.
Und den Tieren auf diesem Planeten sowieso.
Herzlichen Dank. Mut tut gut.
Namasté,
Christine
Hardy meint
Danke für dein Feedback, liebe Christine.
Jean-Pierre Felixine meint
sehr gut argumentiert… vielen Dank dafür!
Hardy meint
Danke für deinen Kommentar, Jean-Pierre!
Jürgen meint
Hallo Hartmut,
Ganz recht, meiner Meinung gibt es keine rein guten oder schlechten Menschen. Veganismus bedeutet noch lange nicht einen guten vor sich zu haben. Ein Mensch der sich vegan ernährt und zum Beispiel andere Menschen beschimpft, beleidigt oder gar verletzt, ist dieser ein guter Mensch ? Wer Tiere streichelt und schützt, aber Menschen verachtet, ist dieser ein guter Mensch?
Mitnichten.
Hardy meint
Genau aus diesen Gründen, lieber Jürgen, ist eine Kategorisierung eigentlich gar nicht machbar. Ich denke, manche Hardliner nutzen dieses Stilmittel einfach, um schwarz-weiß zu malen und so auf bestimmte Sachverhalte aufmerksam zu machen. Was per se wiederum nicht schlecht ist. Wenn es etwas bewirkt.
Sun Tzu meint
Ich finde das Konzept des Artikels problematisch und wenig hilfreich. Die Perspektiven gefallen mir und ich halte sie für ausgewogen. Aber wie der Autor ja selbst schreibt, ist die „besser/schlechter“-Kategorisierung sehr kontext-abhängig und blendet mitunter verschiedene Einflussfaktoren aus. Außerdem steht und fällt alles mit der Einigung auf unser derzeitiges Wertesystem, und das ist prinzipiell ja sehr wandelbar. Es ist noch gar nicht so lange her, da war Homosexualität – allerdings nur unter Männern – illegal. Vollkommen willkürlich. Noch weniger lange ist es her, dass Homosexualität als Krankheit galt (was wohl damit die einzige Krankheit gewesen ist, die strafbar war). Als Homosexualität aus dem Diagnose-Handbuch als Krankheit gestrichen wurde, waren schlagartig millionen von Menschen in aller Welt gesund, die vorher unheilbar krank waren. Werte sind willkürlich. Sie als „objektiven“, also vom Betrachter unabhängigen Maßstab zu nehmen, während sie ja gleichzeitig in hohem Maße von demjenigen abhängen, der sie anlegt, erscheint mir als kein sonderlich stichhaltiges Konzept.
Ohnehin kann man sich das mit der „objektiven Betrachtungsweise“ schon seit den 70er Jahren schenken. Spätestens da erfolgte der wissenschaftliche Nachweis, dass eine objektive Betrachtung unmöglich ist (vgl. Maturana und Varela). Das ist nur bei vielen noch nicht angekommen, weshalb das Konzept der Objektivität nach wie vor als Schreckgespenst durch die Wissenschaftsgemeinde geistert. „Objektiv“ setzt eine Perspektive voraus, die unabhängig vom Beobachter ist. Da aber niemand etwas beobachten kann, ohne selbst Beobachter zu sein und somit an seine eigene Perspektive gebunden ist, hat sich das Thema „Objektivität“ schon lange erledigt. Wer’s weniger geschwollen will: Man versuche einmal, ein Objekt aus sämtlichen Perspektiven gleichzeitig zu betrachten: von innen, außen, oben, unten, von Norden, Süden, Osten, Westen und alles dazwischen, auf Atom-, Molekular und allen anderen Ebenen, in sämtlichen Frequenzspektren. Und dann muss die Person noch sicher garantieren können, dass es keine weitere Perspektive gibt, die noch nicht eingenommen wurde. Viel Spaß dabei. 😉
Ich frage mich, wozu die Einteilung in „besser“ und „schlechter“ hilfreich ist. Was ist damit gewonnen? Auch an den Autor gefragt. Hilft es denn, sich zu versichern, dass man in einem bestimmten Punkt „objektiv besser“ ist? Wozu braucht man das, wenn nicht, um sich über andere zu erheben? Trotz aller Relativierungen klingt ja das Festhalten daran, dass man in diesem einen Punkt besser als andere ist, nach wie vor durch. Und für irgendwen muss das ja wichtig sein. Ich frage mich, warum…vielleicht, um einen Halt im Außen zu finden, den man sonst nicht in sich selbst hat?
P.S: Ich bin Vegetarier und hab’s noch nicht zum Veganer geschafft. Kommt aber sicher noch. Allerdings ohne moralische Dünkel, sondern einfach, weil’s mir gut tut und ich es als logisch empfinde.
Hartmut Distel meint
Danke Sun Tzu für deinen ausführlichen Kommentar. Um direkt deine Frage zu beantworten: gewonnen ist mit einer Einteilung erst mal nichts. Und wie du richtig aus meinem Beitrag rausgelesen hast, ist das auch nicht meine Absicht. Gleichwohl ist es eine… wie nenne ich es… Eigenschaft? vieler Verganer, sich über Mischköstler, Vegetarier, ja sogar über andere Veganer, die in ihrer Lebensweise vielleicht einen oder auch zwei Ticks weniger konsequent sind, zu erheben und sich selber in Relation dazu als die besseren Menschen zu bezeichnen. Dazu muß man gar nicht weit schauen. Es reicht, sich zB die Kommentare in diversen veganen Facebook-Gruppen durchzulesen. Dieser Grundtenor „Veganer sind bessere Menschen“ hat mich zum Nachdenken angeregt. Und so wie ein Gary Yourofsky sich einen feuchten Kehricht um Neutralität und Objektivität schert, wenn es um seinen Feldzug geht, so drücke ich meine Gedanken ein wenig diplomatischer aus. Ich bin mir dabei der Tatsache durchaus bewußt, daß es echte Objektivität, wie du es schön beschreibst, eigentlich nicht gibt. Dabei bin ich jedoch auch ein Mensch mit Gefühlen, Meinungen und meiner ganz eigenen Weltanschauung. Diese mag weniger radikal sein wie die manch anderer Zeitgenossen, da ich versuche, bei meiner Betrachtung auch die Sicht anderer einzunehmen – gleichwohl bin auch ich nicht gänzlich neutral und objektiv. Muß bzw. will ich auch gar nicht unbedingt. Gleichwohl hoffe ich, daß meine Kernbotschaft richtig durchklingt, nämlich daß ein gut, besser oder schlechter allenfalls in konkret definierten Teilbereichen des Lebens als Maßstab gelten kann (nicht muß), nicht aber bezogen auf Menschen im Allgemeinen, und daß eine vegane Lebensweise (in Anlehnung an R. D. Precht auch eine vegetarische Lebensweise, vielleicht sogar in einem ersten Schritt eine flexitarische Lebensweise?) grundsätzlich gut und erstrebenswert ist, und man sich als Veganer nicht verstecken, gleichzeitig aber auch nicht arrogant über andere erheben sollte.
Heike Brandt meint
Sehr gut geschrieben, vielen Dank dafür
Hardy meint
Danke für Dein Feedback, Heike!
Alice meint
Toller Artikel, lieber Hardy ! Wir sollten unbedingt unsere Lebensweise nach außen tragen, denn nur so können wir andere überzeugen. Vorleben, Vorbild sein, Selbstverständlichkeit vermitteln und Wissenslücken füllen. ….das wird Früchte tragen und in meinem Umfeld hat es das bereits. Wir sind keine besseren Menschen, nur weil wir die von dir bereits genannten Dinge erkannt haben. Aber wir können die Welt ein Stück besser machen :).
Hardy meint
Danke für deinen Kommi, liebe Alice. Toll, dass dein Denken, Sagen und Tun in deinem Umfeld bereits Veränderungen bewirkt. Wenn jeder überzeugt und begeistert vegan lebende Mensch 2 weitere „infiziert“. Dann sind es in D statt 1 Mio auf einmal 3 Mio. Dann 9 Mio. Dann 27 Mio….jetzt ist mir schwindelig 😉
Ina Lampe meint
Wirklich guter Artikel Hartmut! Danke!
Hardy meint
Danke Ina für dein Feedback!
Jannik Geisen meint
Schöne Kolumne, dazu fiel mir direkt das Video von „Der Artgenosse“ ein (YouTube: watch?v=-jGJE7z7haI).
Nur weil Person A plötzlich vegan lebt, ist er nicht ein besserer Mensch als Person B, die nicht vegan lebt. Das will und kann auch niemand behaupten, denn schließlich kennt man nie alle Lebensumstände, Wertvorstellungen und Handlungen beider Personen . Aber was man definitiv sagen kann, ist dass Person A durch seine neue vegane Lebensweise nun eine bessere Person A als vorher geworden ist.
Hardy meint
Jannink, der letzte Satz gefällt mir sehr gut. Wenn wir uns immer an unserem eigenen Ich messen und versuchen, der beste Mensch zu werden, der wir selber sein können…dann werden wir auch für die Welt unglaublich viel erreichen.
Alexandra meint
alles sehr zurückhaltend und politisch korrekt 😉
Bin ich es leid die gleichen Ausreden zu hören wie ich sie früher selbst benutzt habe? Ja bin ich. z. B. seit ich mich als Veganerin oute … hat das auf meine Umwelt besonders bei der Arbeit oft das Echo das meine Mitmenschen in die Verteidigung gehen (ich verstehe mich nicht als Missonar! sondern wenn mich jemand frägt ob ich vegetarier bin antworte ich „Nein, vegan, und erkläre den unterschied).
Meistens kommt dann so was …. ich eße nur Bio-Fleisch oder „nur Fisch“ oder ganz selten Fleisch …oder die Vegetarier die der Meinung sind das sie ja keine Tiere töten ….. ich denke ganz tief in sich selbst weiß heute jeder durchschnittlich inteligente Mensch, das bei den Preisen von Fleisch/Fisch/Eiern eine artgerechte Tierhaltung nicht möglich ist …. die wenigsten können sich 2-3 pro Woche Biofleisch leisten. Ergo alles Ausreden und meisten nicht so ganz realitätsgetreu.
Die Frage sollte vielleicht besser lauten „Sind Veganer die ehrlicheren Menschen in Bezug auf Nahrung/Tierhaltung/Auswirkungen und Realität der Massentierhaltung? Yep sind wir …. weil wir an dem Punkt an dem wir uns für Veganismus entschieden haben, aufgehört haben uns und unsere Umwelt anzulügen.
Macht mich das zu einem besseren Menschen als noch vor einem halben Jahr als ich noch kein Veganer war? JA!
Hardy meint
Liebe Alexandra, danke für deinen Kommentar. Ehrlich, ja, oder, wie ich es gerne nenne: einfach konsequent. Übrigens, das mit den Rechtfertigungen beginnt ja oft schon, ohne dass man überhaupt etwas sagt. Es reicht manchmal, in der Runde im Restaurant einfach einen Salat zu bestellen 😉
Barbara Roess meint
Schöner Beitrag Hardy!
Mich beschäftigt bei der Frage von gut/schlecht oder Schuld/nicht-Schuld immer die Frage: Handelt der Mensch mit vollem Bewusstsein oder hat er oder sie einen schwarzen Fleck, kein Wissen etc und tut deshalb was er tut.
Wir leben nunmal in einer Gesellschaft, die uns Karnismus einimpft. Wer allerdings aufgewacht ist und das Leid sieht, versteht und weiß, was er dagegen machen könnte, es aber NICHT tut – das finde ich schwierig.
😉
Hartmut Distel meint
Danke für deinen Kommentar, liebe Barbara. Ja, man kann durchaus unterscheiden, ob jemandem die „Dinge“ bewusst sind oder nicht. Allerdings unterscheide ich auch zwischen Wissen und Bewusstsein: die meisten wissen nämlich sehr wohl, wie es Nutztieren ergeht. Nur: Um vom Wissen ins Bewusstsein zu gelangen, von dort in die (Selbst-)Reflexion und dann zur Entscheidung, ist es erforderlich, sich selber auch aktiv damit zu beschäftigen. Da der Umgang mit den Tieren gezielt vor unseren Augen versteckt wird, muss man, um die „Wahrheit“ zu sehen, sich aktiv damit beschäftigen. Und dazu sind viele nicht bereit. Es wäre mir also etwas zu einfach, zu sagen, jemand „hat das alles ja nicht gewusst“. Doch. Wissen tun es alle. Aber die meisten verdrängen es. Und das ist der Punkt, den viele VeganerInnen für sich überschritten haben: Sie haben sich aktiv dazu entschieden, sich mit dem, was sie auch schon vorher „irgendwie wussten“, wirklich auseinanderzusetzen und dann eine Entscheidung zu treffen.
Karnismus ERKLÄRT allenfalls diese mentalen Mechanismen und Beeinflussungen. Rechtfertigt sie aber nicht. Deshalb ist die Erklärung des Karnismus für mich zwar ein Weg, NichtveganerInnen (zu denen ich selber gehörte) zu verstehen – aber das entschuldigt nicht das Ignorieren oder Verdrängen.