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Keine Frage, Himbeeren sind lecker. Aber braucht man sie das ganze Jahr? Und muss es wirklich jeden Tag der Mango-Smoothie sein? Das Problem daran: Sowohl Anbau als auch Transport dieser Früchte gehen mit großem Ressourcenaufwand einher und belasten unsere Umwelt dadurch stark. Darum sind Lebensmittel, die bei uns gerade wachsen, die günstigere Wahl. Ein Blick auf unseren Saisonkalender verrät dir, wann welches Obst und Gemüse bei uns verfügbar ist und wo du jetzt zugreifen kannst.
Wusstest du schon …
… dass der Anbau von Kopfsalat in Deutschland im April 30 mal mehr CO2-Emissionen verursachen kann als im Juli (BZfE, 2019)?
Einkaufen nach dem Saisonkalender
So beeinflusst unsere Ernährung die Umwelt
Mittlerweile ist jedem bewusst, dass wir jede Menge an Treibhausgasemissionen erzeugen. Dies geht mit fatalen Auswirkungen für Umwelt, Tiere und auch uns Menschen einher. Doch auch was bei uns auf dem Teller landet, hat ökologische Auswirkungen. Denn die gesamte Wertschöpfungskette, die unter anderem Anbau, Transport, Verarbeitung, Verpackung und Entsorgung unserer Lebensmittel umfasst, ist sehr ressourcenaufwendig und sorgt für Treibhausgasemissionen.
So entsprechen die direkten Emissionen durch unsere Ernährung nach einer Literaturanalyse des WWF 150‑200 Mio. t CO2-Äquivalenten pro Jahr. Das sind 2,0-2,5 t CO2-Äquivalente pro Kopf. Demzufolge macht die Ernährung etwa 16‑21 % aller statistisch ausgewiesenen nationalen Emissionen aus. Wenn auch die indirekten Emissionen (durch Landnutzungsänderungen) miteinbezogen werden, kann die Ernährung sogar über 30 % der Emissionen ausmachen. Zwar handelt es sich bei allen Zahlen nur um Schätzungen, dennoch trägt die Lebensmittelproduktion zu einem nicht zu vernachlässigenden Teil zu den Emissionen bei.
Bekannt ist, dass vor allem Fleisch und Fleischprodukte viele Ressourcen verbrauchen. In Deutschland machen diese etwa 40 % der ernährungsbezogenen Emissionen aus, Obst- und Gemüsewaren insgesamt hingegen nur ca. 10 % (WWF, 2012). Dennoch gibt es auch hier Einsparpotenzial: Durch die bevorzugte Wahl unverarbeiteter Produkte und saisonaler sowie regionaler Ware kannst du dazu beitragen, die Umwelt zu schützen.
Saisonal einkaufen
Wer sich saisonal ernährt, nutzt Obst und Gemüsesorten, die zur aktuellen Jahreszeit im Freiland reifen. Weil dabei weder Gewächshaus noch eine übermäßige Bewässerung, künstliches Licht und Wärme oder eine lange Lagerung notwendig sind, ist der Energieaufwand für saisonales Gemüse aus Freilandanbau geringer. Denn die Kohlendioxidemissionen sind im beheizten Treibhausanbau um einiges höher: So entstehen beim Anbau von Kopfsalat im Freilandanbau etwa 140 g CO2-Äquivalente/kg Lebensmittel, im Treibhaus über das 30-fache, nämlich 5.430 g/kg. Daher kann auch regionale Ware eine große Umweltbelastung darstellen, wenn sie nicht saisonal ist.
Dennoch haben vor allem im Vergleich mit saisonaler Ware aus Deutschland die per Flugzeug importierten Lebensmittel in der Regel den größten ökologischen Fußabdruck. Denn das Flugzeug ist das Transportmittel, welches die meisten Emissionen verursacht.
Da ein umfassender Verzicht auf exotische Früchte für die wenigsten realistisch ist, kann es sinnvoll sein, hier ebenso auf Saisonalität zu achten. Denn haben die Früchte im Herkunftsland Saison, so ist dort das Angebot größer, der Anbau einfacher und zudem schmecken sie auch besser (BZfE, 2019).
Regional einkaufen
Wer regional einkauft, wählt Lebensmittel, die in der näheren Umgebung angebaut werden. Allerdings ist der Begriff „Region“ nicht gesetzlich geschützt. Demzufolge ist nicht unbedingt klar, was damit gemeint ist, wenn ein Lebensmittel als „regional“ oder „aus der Region“ ausgeschrieben ist (Deutscher Bundestag, 2016).
Gründe für deinen regionalen Einkauf
Da die Transportwege für Lebensmittel aus der Region kürzer ausfallen, hat ihre Produktion meist weniger Emissionen zur Folge. Vor allem bei verarbeiteten Lebensmitteln kann das einen großen Unterschied machen, denn dabei findet teilweise jeder Herstellungsschritt an einem anderen Ort statt. Allerdings gibt es auch hier Unterschiede: Je nach Art des Transportmittels fallen die Emissionen unterschiedlich groß aus. In Deutschland hat der Transport per LKW die größten Auswirkungen, gefolgt von Bahn und schließlich Schiff (UBA, 2018).
Regional ist nicht immer besser
Aber: Nicht immer sind regionale Lebensmittel die beste Wahl. Denn nicht-saisonale Ware aus der Region kann eine schlechtere Energiebilanz haben als importierte: So hat ein im Herbst eingelagerter heimischer Apfel im Juni des Folgejahres vermutlich eine ungünstigere Ökobilanz als ein Apfel, der frisch aus Neuseeland importiert wird. Hinzu kommt, dass Produktionsweisen im Ausland umweltfreundlicher sein können, was längere Transportwege kompensieren kann. So kann im Winter z. B. der Import von spanischem Kopfsalat ökologisch günstiger sein, als der Kauf von regionalem Salat aus dem beheizten Gewächshaus (ifeu, 2009). Demnach ist die beste Wahl saisonale Ware aus der Region: Sie ist nicht nur besser für die Umwelt, sondern in der Regel auch frischer und damit schmackhafter und nährstoffreicher. Zudem kannst du durch deinen regionalen Einkauf die Landwirte in der Region stärken.
So erkennst du regionale Lebensmittel
Auch wenn der Begriff „Region“ nicht genau definiert ist und nur selten genauere Angaben zum Herkunftsort auf Obst und Gemüse zu finden sind, so ist in der EU die Angabe des Ursprungslandes auf Obst und Gemüse gesetzlich vorgeschrieben. So erkennst du immerhin, ob das Lebensmittel aus Deutschland kommt. Zudem erlauben die EU-Gütesiegel zur Kennzeichnung in gewissem Umfang Rückschlüsse auf die Herkunft. Denn das Siegel für geschützte geographische Angaben (g.g.A.), zeigt dir, dass entweder Erzeugung, Verarbeitung oder die Herstellung im angegebenen Herkunftsgebiet durchlaufen worden sein müssen. Allerdings kann das Rohmaterial selbst wiederum aus einer anderen Region stammen.
Desweiteren garantiert das Siegel zur geschützten Ursprungsbezeichnung (g.U.), dass alle Produktionsschritte im betreffenden Gebiet stattgefunden haben (BMEL, 2019).
Außerdem gibt es in Deutschland seit 2014 das sogenannte Regionalfenster: Dieses informiert auf dem Lebensmittel darüber, woher die verwendeten Hauptzutaten stammen und wo sie verarbeitet wurden. Dabei wird die Korrektheit jährlich durch unabhängige Kontrollen überprüft (Deutscher Bundestag, 2016).
Saisonkalender
Du fragst dich, welches Obst oder Gemüse momentan Saison hat, so dass du beruhigt zugreifen kannst? Unser Saisonkalender verrät dir auf einen Blick, was der heimische Anbau gerade zu bieten hat.
Zudem kannst du dem Saisonkalender entnehmen, aus welcher Anbauart die Lebensmittel erhältlich sind. Hierbei stellt Freilandware die geringste Klimabelastung dar, Ware, die mit Folie oder Vlies abgedeckt ist und nicht beheizt wird (auch als „geschützter Anbau“ bezeichnet) sowie Lagerware und Produkte aus unbeheizten oder schwach beheizten Gewächshäusern bedeuten eine geringe bis mittlere Klimabelastung. Hingegen stellen Produkte aus beheizten Gewächshäusern die höchste Belastung für die Umwelt dar. So kannst du selbst entscheiden, zu welchem Produkt du heute greifst.
Saisonkalender Gemüse
Beim Gemüse ist die Auswahl vor allem von Juni bis Oktober am größten. Dann kannst du dir insbesondere Kohlsorten wie Blumenkohl, Chinakohl und Kohlrabi aus deutschem Freilandanbau schmecken lassen. Während man beim Blumenkohl hauptsächlich am Preis und vielleicht der Größe bemerkt, dass er gerade nicht Saison hat, so ist dies beim Grünkohl offensichtlicher. Denn dieser ist nicht ganzjährig erhältlich bzw. gerade in der kalten Jahreszeit im Einzelhandel nicht zu übersehen: Seine Hochsaison dauert von September bis Februar an.
Deutsche Tomaten sind kaum aus Freilandanbau erhältlich: Unser Klima kann ihren Anforderungen nicht gerecht werden. Da die Deutschen ihre Tomaten aber lieben, werden sie quasi ganzjährig angebaut und sind daher aus geschütztem Anbau oder aus dem Gewächshaus erhältlich.
Saisonkalender Obst
Die Auswahl an Obst ist in Deutschland eher klein. Vor allem in der kalten Jahreszeit in den Wintermonaten sieht es mau aus: Deutsches Obst aus dem Freiland bekommst du vor allem von Juli bis Oktober. Unsere Beerensaison ist meistens recht kurz und hat ihren Höhepunkt im Juli und August. Wer die leckeren Früchte frisch genießen möchte, sollte dann also schnell zugreifen.
Zwar sehen wir deutsche Äpfel eigentlich das ganze Jahr über im Handel, doch bei den meisten handelt es sich um Lagerware. Diese muss in entsprechenden klimatisierten und beleuchteten sowie mit Gasen behandelten Räumen aufbewahrt werden. Dadurch bleiben zwar Geschmack und Aussehen bestmöglich erhalten, das Ganze geht aber auch mit höherem Energieaufwand einher. Denn aus Freilandanbau sind die Äpfel nur von August bis Oktober erhältlich.
Unser Fazit
Saisonale Lebensmittel aus der Region haben viele Vorteile: Da sie frischer sind, schmecken sie oft besser und enthalten mehr Nährstoffe. Außerdem schonen sie Umwelt und Geldbeutel. Um dir deinen umweltfreundlichen Einkauf zu erleichtern, kannst du auf unseren Saisonkalender zurückgreifen.
Unsere Empfehlung: Druck dir unseren Saisonkalender aus und kaufe bevorzugt saisonales und regionales Obst und Gemüse. Dann kannst du gelegentlich exotische Früchte ergänzen, die bei uns gar nicht angebaut werden. So schmeckt die Himbeere im Juli und der gelegentliche Mango-Smoothie doch noch mal so gut.
Der Inhalt dieses Artikels kann und soll eine individuelle Vegane Ernährungsberatung nicht ersetzen. Im Verzeichnis für Vegane Ernährungsberatung findest du, in deiner Nähe vor Ort oder online, fachkundige Unterstützung.
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